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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Prinzen und der Prinzessin. Briony sagte zu jeder ein paar Worte. Barrick nickte, lächelte aber nur die an, die jung und hübsch waren. Er wippte ungeduldig, als wünschte er bereits, er wäre nicht gekommen.
    Merolanna setzte sich im Bett auf, als die Dienerin den Vorhang aufzog. »Eilis? Sag den anderen Frauen, sie sollen gehen. Und du geh auch. Ich möchte mit Barrick und Briony allein sein.« Ihre Großtante wirkte nicht krank, dachte Briony erleichtert, aber sie sah alt und müde aus. Briony war es seit langem nicht mehr gewohnt, Merolanna ungeschminkt zu sehen, deshalb war es schwer zu sagen, ob sie sich wirklich verändert hatte, oder ob es nur die Spuren der Zeit waren, die jetzt offen zutage lagen. Aber die verquollenen Augen waren nicht zu mißdeuten: Die Herzogin hatte geweint.
    »So«, sagte die alte Frau, als der Raum sich geleert hatte, »Ich kann es nicht ertragen, daß sie mithören.« In ihrer Stimme lag eine ungewohnte Heftigkeit. Sie fächelte sich. »Manche Dinge sind einfach nicht für die Ohren anderer.«
    »Wie geht es Euch, Tante? Wir haben uns Sorgen um Euch gemacht.«
    Sie brachte ein Lächeln für Briony zustande. »So gut, wie man es erwarten kann, liebes Kind. Danke der Nachfrage.« Sie wandte sich an Barrick. »Und du, Junge? Wie geht es dir?«
    Barricks Lächeln war fast schon ein spöttisches Grinsen. »Der Griff des alten Kernios war wohl doch nicht so fest, wie alle glauben.«
    Merolanna wurde blaß. Sie griff sich an die Brust, als gälte es, ihr Herz drinnen zu halten. »Sag nicht solche Dinge! Barmherzige Zoria, Barrick, versuche die Götter nicht. Nicht jetzt, wo sie bereits so viel Unheil über uns gebracht haben.«
    Briony war ärgerlich auf ihren Bruder, nicht zuletzt, weil es wirklich töricht schien, so großspurige Reden zu führen, aber sie war auch verblüfft von Merolannas Reaktion, ihrem furchtsamen Blick, ihren zitternden Händen. In der ganzen Zeit vor Kendricks Beisetzung war ihre Großtante die Säule der Familie und des gesamten Haushalts gewesen. Waren ihre Kräfte jetzt einfach aufgebraucht?
    »Laßt mich noch einmal fragen, Tante.« Briony nahm Merolannas Hände. »Wir haben uns Sorgen um Euch gemacht, seid Ihr krank?«
    Ein trauriges Lächeln. »Nicht in dem Sinne, wie du es meinst. Nein, nicht so krank, wie es unser armer Barrick war.«
    »Mir geht es jetzt wieder gut, Tante.«
    »Das sehe ich.« Aber sie sah ihn an, als glaubte sie ihm nicht ganz. »Nein, ich hatte einfach nur ... eine Krise, nehme ich an. Einen schlechten Moment. Aber es hat mich erschreckt und mich darüber nachdenken lassen, daß ich etwas getan habe, was nicht richtig war. Ich habe in letzter Zeit viel mit dem Hierarchen Sisel darüber geredet. Er ist ein sehr gütiger Mann. Ein guter Zuhörer.«
    »Und nicht mit Vater Timoid?« Das war seltsam — normalerweise waren Merolanna und er ein verschworenes Gespann.
    »Er ist eine schreckliche Klatschbase.«
    »Das hat Euch doch sonst nie gestört?«
    Merolanna sah sie ausdruckslos an, fast als spräche sie mit einer Fremden. »Ich brauchte mir deswegen auch noch nie Sorgen zu machen.«
    Barrick lachte abrupt und laut. »Was ist, Tante? Habt Ihr eine Affäre? Oder plant Ihr, selbst die Krone an Euch zu reißen?«
    »Barrick!« Briony hätte ihn beinahe geschlagen. »Wie kannst du so etwas sagen!«
    Merolanna sah ihn kopfschüttelnd an, aber Briony fand immer noch, daß die alte Frau seltsam emotionslos wirkte. »Vor ein paar Wochen noch hätte ich es dir mit dem Stock gegeben, Junge. Wie kannst du so reden, mit mir, die ich dich aufgezogen habe, fast wie eine Mutter?«
    »Es war ein Scherz!« Er verschränkte die Arme und lehnte sich gegen den Bettpfosten, das Gesicht eine Schmollmaske. »Ein Scherz.«
    »Was ist es dann?« fragte Briony. »Irgend etwas ist doch los, Tante. Was ist es?«
    Merolanna fächelte sich. »Ich werde verrückt, das ist alles.«
    »Wovon sprecht Ihr? Ihr werdet nicht verrückt.« Aber Briony sah, wie Barrick sich vorbeugte, jetzt gar nicht mehr schmollend. »Tante?« fragte sie.
    »Bring mir einen Becher Wein. Aus dem Krug dort. Und nicht zuviel Wasser.« Als Merolanna den Becher in Händen hielt, trank sie und richtete sich dann gerader auf. »Kommt, setzt euch aufs Bett, alle beide. Ich kann es nicht haben, daß ihr da steht und auf mich herabguckt.« Sie patschte fast schon flehend aufs Bett. »Bitte. So ist's gut. Und jetzt hört zu. Und, bitte, fragt nicht soviel, nicht ehe ich fertig bin. Denn sonst fange ich an

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