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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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jetzt schon, dieses schreckliche, hilflose Sehnen. Es gibt nichts Höheres, wonach ich streben könnte, und nichts Törichteres. Wie könnte ich eine andere heiraten, außer, um nicht allein zu sein? Aber wie könnte ich mich mit irgendeiner Frau bescheiden, wenn ich doch nur an sie denken würde?
    Tja,
dachte er,
vielleicht geht ihr Wunsch ja in Erfüllung. Vielleicht gibt mir dieses Unternehmen ja die Möglichkeit, einen ehrenhaften Tod zu sterben, und dann sind alle zufrieden.
    Nein, dann wären nicht alle zufrieden, ging ihm auf. Was Ferras Vansen wirklich wollte, war ein ehrenhaftes, ja, sogar glückliches Leben. Und eine Prinzessin zu heiraten, obwohl das weder in dieser Welt geschehen würde noch in irgendeiner, die er sich vorstellen konnte.

    Sie erwartete ihn in der Nähe von Merolannas Gemächern, in der hinteren Eingangshalle des Hauptpalasts, die auch die Wolfshalle hieß, wegen des verschossenen Wandteppichs mit dem Familienwappen, der einen Großteil der südlichen Wand einnahm. Das Wappen hatte zu viele Sterne, und ein rätselhafter Halbmond hing über dem zähnefletschenden Kopf des Wolfs, was es als Hinterlassenschaft einer früheren Eddon-Generation auswies. Wie lange es da schon hing, konnte niemand mehr sagen oder auch nur schätzen.
    Wie sie hatte auch Barrick versprochen, allein zu kommen — ohne Wachen, ohne Pagen. Sie hatte natürlich Rose und Moina gegenüber einen scharfen Ton anschlagen müssen, ehe sie sie allein hatten gehen lassen. Offensichtlich fürchteten ihre Jungfern, sie hätte eine Verabredung mit Dawet, aber die Widerspenstigkeit der beiden hatte sie gerade genug geärgert, daß sie es nicht für nötig befunden hatte, die Mädchen aufzuklären.
    Sie sah ihren Bruder den Gang entlangkommen, durch Lichtbalken der tiefstehenden Sonne, die durch die Fenster hereinfielen, eine ungleichmäßige Beleuchtung, in der dieser Gang wirkte wie unter Wasser, und der Eimer und der Schrubber, die unerklärlicherweise mitten auf dem Fußboden zurückgeblieben waren, und der kleine Zorienaltar auf dem breiten Tisch zu dumpf flimmernden Dingen wurden, die aus dem Bauch eines gesunkenen Schiffes hätten stammen können. Einen Moment lang — während Briony an der Art, wie ihr Zwillingsbruder den Arm dicht am Körper hielt, merkte, daß er Schmerzen hatte — hätten sie wieder Kinder sein können, ihren Hauslehrern entflohen, um sich einen Morgen lang in der riesigen Burg herumzutreiben.
    Aber etwas war anders, das sah sie. Es schien ihm besser zu gehen, er bewegte sich nicht mehr so langsam und schleppend wie ein Todkranker, aber statt wieder der alte verächtliche, unglückliche Barrick Eddon zu sein, den sie fast so gut kannte wie sich selbst, hatte er einen federnden Schritt, der ihr gänzlich fremd schien, und als er näher kam, schienen seine Augen von einer boshaften Energie zu glühen.
    »Jemand aus unserer Familie ist also endlich bereit, mit uns zu sprechen.« Barrick blieb nicht stehen, um ihr einen Kuß zu geben, sondern stürmte, noch im Reden, an ihr vorbei und zu Merolannas Tür, als hätte er auf Briony gewartet und nicht umgekehrt. »Nach der Sache mit unserer Stiefmutter glaube ich allmählich, sie haben Angst, sich von mir die Seuche zu holen.«
    »Anissa sagt, es ging ihr nicht gut. Sie ist schließlich schwanger.«
    »Und das kam ganz plötzlich, eine Stunde bevor wir mit ihr essen sollten? Mag sein, daß das alles ist. Vielleicht.«
    »Du siehst Gespenster und Schatten.«
    Er wandte sich ihr zu, und wieder fragte sie sich, ob das Fieber wirklich abgeklungen war. Woher sonst diese Augen, so glänzend wie die eines Vogels, und diese merkwürdige Aura, als ob er gleich in Stücke zerspringen würde? »Schatten? Ein seltsames Wort.« Er hielt inne und schien wieder einigermaßen zu sich zu finden. »Ich sage ja nur, warum will unsere Stiefmutter nicht mit uns reden?«
    »Wir werden ihr noch ein paar Tage geben. Und dann werden wir es befehlen.«
    Barrick zog eine Augenbraue hoch. »Können wir das?«
    »Das werden wir herausfinden.« Sie klopfte an Merolannas Tür. Eilis, die kleine Dienerin der Herzoginwitwe, öffnete, stand einen Moment wie erstarrt da und blinzelte wie eine Maus, die man auf der Tischplatte gefangen hat. Schließlich knickste sie und fand ihre Stimme wieder. »Sie liegt danieder, Eure Hoheiten. Ich soll Euch zu ihr bringen.«
    Drinnen saßen mehrere ältere Frauen und ein paar junge über ihren Handarbeiten. Sie erhoben sich und knicksten ebenfalls vor dem

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