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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu verdecken, daß auch sie im Nachtgewand war. Von den dreien trug nur Barrick Tageskleider. Er hatte derzeit keine Lust, sich bettfertig zu machen, zog es vor, angezogen in einem Sessel einzuschlafen. Irgendwie glaubte er, daß es die bösen Träume dann schwerer hätten, ihn zu finden.
    »Danke, Hoheit.« Brone stand auf und verbeugte sich, ehe er Briony zu dem anderen Sessel geleitete. Bei diesen Bewegungen verzog er das Gesicht ein wenig. Barrick fand das zunächst nur interessant — der Konnetabel war ihm immer, genau wie Shaso, als jemand erschienen, der aus Härterem gemacht war als nur aus gewöhnlichem Fleisch —, aber gleich darauf durchzuckte ihn Angst. Und wenn Brone nun starb? Er war schließlich kein junger Mann mehr. Jetzt, da ihr Vater und der Waffenmeister gefangensaßen und Kendrick tot war, gab es nicht mehr viele Vertraute, die sich mit den politischen Angelegenheiten Südmarks auskannten. Barrick fühlte sich mehr denn je wie ein Kind, das man ausgeschickt hatte, die Arbeit eines Erwachsenen zu tun.
    Der Konnetabel mußte Barrick diese Gedanken angesehen haben. Er lächelte grimmig. »Diese kalten Nächte sind eine Strapaze für meine alten Gelenke, Hoheit, aber nichts, womit ich nicht fertig würde. Dennoch bin ich froh, daß Ihr noch viele Jahre vor Euch habt, ehe solche Sorgen auf Euch zukommen.«
    Briony schien sich mehr für ihren Bruder zu interessieren als für die Gebrechen des Konnetabels. »Warst du noch gar nicht im Bett, Barrick?«
    Es paßte ihm gar nicht, daß sie ihm vor Avin Brone solche Fragen stellte, als ob sie seine ältere Schwester oder gar seine Mutter wäre und nicht einfach nur seine Zwillingsschwester. »Ich habe noch gelesen. Findet das Eure Billigung, Hoheit?«
    Sie wurde ein wenig rot. »Ich dachte ja nur ...«
    »Ich wollte Euch schon länger fragen, Prinzessin«, sagte der Konnetabel, »ob sich meine Nichte Rose Trelling in Euren Diensten bewährt.« Er sah ihr nicht in die Augen. Er wirkte abwesend, fast schon konfus, als hätten sie ihn aus dem Bett geholt und nicht umgekehrt. »Wir waren sehr froh, daß Ihr sie so freundlich aufgenommen habt. Sie ist ein braves Mädchen, wenn auch manchmal ein wenig kindisch ...«
    »Ich bin mit Rose sehr zufrieden.« Briony starrte ihn an. »Aber ich kann nicht glauben, daß Ihr uns nach dem Mitternachtsläuten geweckt habt, nur um zu fragen, ob meine Jungfern mir gute Dienste leisten.«
    »Verzeiht, Hoheit, aber mit dem eigentlichen Grund dieses Treffens warte ich, bis ...« Der Konnetabel verstummte und nickte vielsagend zu dem Jungen hinüber, der jetzt mit drei Krügen Wein zurückgekehrt war. Der Junge kniete sich ans Feuer, erhitzte den Wein Krug für Krug mit einem glühenden Schüreisen und bediente dann Briony zuerst. Es war klar, daß Avin Brone nicht reden würde, ehe der Junge nicht wieder draußen war, also saßen sie einfach nur da und verfolgten die endlos scheinende Prozedur, und bis auf das Knistern und Knacken des Feuers war es ganz still im Raum.
    Als der Junge gegangen war, beugte sich Brone vor. »Ich entschuldige mich noch einmal dafür, daß ich Euch aus Euren Betten hierher gerufen habe. Aber meine eigenen Räume kann ich leichter und unauffälliger von jedem lauschenden Ohr befreien. Wenn ich zu Euch gekommen wäre und Euch gebeten hätte, Eure sämtlichen Pagen, Jungfern und Wachen fortzuschicken, würde morgen die ganze Burg darüber reden.«
    »Und Ihr meint, niemand weiß, daß Barrick und ich zu Euch gekommen sind?«
    »Das wird nicht ganz so viele Spekulationen hervorrufen. Außerdem gibt es, wie Ihr noch sehen werdet, einen weiteren Grund, uns hier zu treffen.«
    »Aber warum der ganze Alarm?« Barrick konnte die wühlende Angst einfach nicht abstellen. War es das, was Königsein bedeutete? Mitten in der Nacht aufgeschreckt zu werden? Immer nur Zweifel und Mißtrauen? Wer wollte denn so etwas? Ihn überfiel plötzlich die Schreckensvision — er betete, daß es nur eine solche war und nicht irgendeine Art von Vorahnung —, daß Briony verschwunden oder tot war und er ganz allein regieren mußte. »Was ist denn so dringend?« schrie er schon fast. »Was kann nicht bis morgen warten und muß so geheimgehalten werden?«
    »Zwei Dinge, zwei Informationen, die mich beide heute abend erreicht haben«, sagte Brone. »Die eine erfordert, daß Ihr Euch erhebt, also beginne ich mit der anderen, während Ihr Euren Wein trinkt.« Er nahm selbst einen Schluck. »Erilo sei Dank für die Gabe der Traube«,

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