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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagte er mit Inbrunst. »Wenn ich nicht abends einen oder zwei Becher warmen Weins trinken könnte, damit ich meine alten Beine zu beugen vermag, müßte ich im Stehen schlafen wie ein Pferd.«
    »Sprecht«, sagte Barrick durch die Zähne.
    »Verzeiht, Hoheit.« Brone zupfte an seinem graumelierten Bart. »Hier also die erste Nachricht, was immer sie zu bedeuten haben mag. Gailon Tolly scheint verschwunden zu sein.«
    »Was?«
sagten die Zwillinge gleichzeitig. »Der Herzog von Gronefeld?« fragte Barrick ungläubig.
»Der
Gailon Tolly?«
    Avin Brone nickte. »Ja, mein Prinz. Er ist nie in Gronefeld angekommen.«
    »Aber er ist mit einem Dutzend bewaffneter Männer von hier aufgebrochen«, sagte Briony. »So viele Reiter können doch nicht einfach spurlos verschwinden. Und wir hätten längst etwas von seiner Mutter gehört, oder nicht?«
    »Das stimmt«, sagte Barrick. »Wenn Gailon etwas passiert wäre, würde die alte Kuh schon vor unserem Tor stehen und Zeter und Mordio schreien.«
    Der Konnetabel hob hilflos die mächtigen Hände. »In Gronefeld haben sie gerade erst begriffen, daß er verschwunden ist. Er hat ihnen per Kurier eine Nachricht geschickt, als er von hier aufgebrochen ist, und sie haben ihn eigentlich schon vor einer Woche zurückerwartet, aber als er nicht kam, war niemand sonderlich erstaunt — sie dachten wohl, er hätte unterwegs haltgemacht, um zu jagen oder für einen Besuch bei einer seiner — Cousinen.« Er sah Briony an, guckte dann rasch weg. »Vorgestern schließlich bekamen sie es mit der Angst. Ein Pferd, das seinem Freund Evon Kinny gehört, dem Sohn des Barons Longebek — Ihr kennt doch den jungen Kinny ...?«
    »Eine verlogene Ratte«, fauchte Barrick. »Hat immer davon geredet, daß er Priester werden will, und sich die ganze Zeit an die Dienerinnen herangemacht.«
    »... Kinnys Pferd wurde, noch mit Sattel und Satteldecke, wenige Meilen von der Hofburg gefunden. Es spazierte dort herrenlos herum. Gailon hatte in dem Brief an seine Mutter erwähnt, daß Kinny auch mit zurückkommen würde. Inzwischen haben die Tollys die ganze Gegend abgesucht. Keine Spur.«
    Briony stellte ihren Weinbecher ab. Sie sah jetzt so aus, wie Barrick sich fühlte, seit ihn Brones Botschaft erreicht hatte. »Die Götter mögen uns bewahren. Meint Ihr, ihnen könnte etwas Ähnliches zugestoßen sein wie dieser Handelskarawane? Könnten es die ... die Zwielichtler gewesen sein?«
    »Aber Gronefeld liegt weit südlich der Schattengrenze«, erklärte Barrick hastig. Ihm gefiel der Gedanke gar nicht, daß da irgendwelche dunklen Wesen über diesen Grenzwall geschlichen kamen und in den Menschenlanden umherstreiften. Seit der Nachricht von der Sache mit der Handelskarawane hatte er keine einzige erträgliche Nacht mehr gehabt. »Wir sind doch viel näher dran als die dort.«
    »Unmöglich ist nichts«, räumte Avin Brone ein. »Aber ich möchte Euch bitten, auch etwas Näherliegendes in Erwägung zu ziehen. Gailon Tolly verließ Südmark als ein sehr zorniger Mann — und auch als ein sehr mächtiger Mann, zumal jetzt, da Euer Bruder Kendrick tot ist. Ich brauche Euch nicht zu sagen, daß es in diesem Land viele einflußreiche Leute gibt, die der Meinung sind, Ihr wärt zu jung zum Regieren. Einige behaupten sogar, Ihr wärt meine Marionetten.«
    »Vielleicht solltet Ihr das bedenken, wenn Ihr das nächste Mal vorhabt, uns mitten in der Nacht quer durch die ganze Burg in Eure Gemächer zu zitieren, Brone.« Zorn herauszulassen erleichterte Barrick ein wenig — es war, wie wenn man das heiße Schüreisen in den Wein tauchte und es die Hitze abgab.
    »Wieso ist es von Belang, was die Leute denken?« fragte seine Schwester unwirsch. »Wir haben Gailon doch nichts getan! Ich war froh, ihn von hinten zu sehen!«
    »So einfach ist das nicht«, sagte der Konnetabel. »Stellt Euch vor, Gailon taucht in einigen Tagen wieder auf. Stellt Euch vor, die Tollys behaupten, Ihr hättet Soldaten hinter ihm hergeschickt, um ihn umbringen zu lassen, aus Angst vor seinem Thronanspruch ...«
    »So ein Unsinn! Anspruch? Gailon hat nur dann irgendeinen Anspruch, wenn mein Vater und alle seine Nachkommen tot sind!« Barricks Zorn kehrte wieder, so heftig, daß er aufstehen und auf und ab gehen mußte. »Das heißt, Briony und ich müßten ebenfalls tot sein. Und das Kind unserer Stiefmutter auch ...«
    Brone hob Ruhe heischend die Hand. Barrick schwieg, konnte sich aber nicht überwinden, sich wieder hinzusetzen. »Ich bitte Eure

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