Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
wir den Neuling auch woanders unterbringen. Ich dachte, er wäre Euch vielleicht willkommene Gesellschaft.«
    »Ein Poet?« Puzzle schien da nichts Verbindendes erkennen zu können. »Nun ja, wir werden sehen, Hoheit. Schon möglich, daß wir uns verstehen. Ich habe ja wahrhaftig nicht mehr viele Leute zum Reden, seit ... seit Euer Vater weg ist. Und seit mein Freund Robben tot ist. Es könnte vielleicht ganz nett sein ...« Seine tränenden Augen blinzelten. Möglicherweise war ihr Vater ja wirklich der einzige Mensch in ganz Eion, der Puzzle je amüsant gefunden hatte, jedenfalls auf die Art amüsant, wie es der Hoffnarr zu sein versuchte. Wie es wohl sein mußte, fragte sie sich, so hoffnungslos ungeeignet für das eigene Handwerk zu sein? Auch wenn er jetzt gerade ihre Geduld strapazierte, bereute sie doch, daß sie und Barrick den knochigen alten Burschen all die Jahre so geneckt hatten.
    »Falls sich herausstellt, daß es Euch nicht gefällt, sagt es Nynor, dann wird er ein anderes Plätzchen für den Poeten finden. Kettelflick, oder wie immer er heißt, ist noch jung und dürfte ein angenehmer Mensch sein. Schlechte Dichter
müssen
angenehme Menschen sein.« Sie nickte. »Und jetzt habe ich zu tun ...«
    »Herrin«, sagte der alte Mann, der sie immer noch nicht richtig ansehen wollte, »das war es nicht, worüber ich mit Euch sprechen wollte — jedenfalls nicht vorrangig.«
    »Was dann?«
    »Da ist etwas, das mich bedrückt, Herrin. Etwas, das mir wieder eingefallen ist und das ich Euch wohl schon viel früher hätte sagen sollen.« Er hielt inne und schluckte. Das Ganze schien ihm nicht leichtzufallen. »Ihr wißt, glaube ich, daß ich bei Eurem Bruder war, in der Nacht seines Todes. Daß er mich nach dem Abendessen rufen ließ und ich in sein Gemach ging, um ihn zu unterhalten.«
    »Das hat mir Brone gesagt, ja.« Sie war jetzt ganz Ohr.
    »Und daß ich wieder gegangen bin, ehe Shaso dan-Heza kam.«
    »Ja? Und? Bei den Göttern, Puzzle, laßt Euch doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!«
    Er wand sich. »Es ist nur ... Euer Bruder, mögen die Götter seiner Seele Frieden schenken, hat mich an jenem Abend weggeschickt. Er war ... nicht sehr freundlich. Er sagte, ich sei nicht unterhaltsam, sei es nie gewesen — meine Kunststückchen und Scherze gäben ihm nur ... gäben ihm nur erst recht das Gefühl, daß das Leben elend und jämmerlich sei.«
    Kendrick hatte nur die Wahrheit gesagt, aber sie wußte, er mußte wirklich in sehr schlechter Verfassung gewesen sein, um den alten Puzzle so grob zu behandeln. Ihr älterer Bruder war immer der höflichste in der Familie gewesen. »Er war unglücklich«, erklärte sie Puzzle. »Es war ein unseliger Abend. Ich bin sicher, daß er in Wirklichkeit nicht so dachte. Er hatte Sorgen meinetwegen, erinnert Ihr Euch? Wegen des Lösegelds für den König und der Frage, ob er mich wegschicken sollte oder nicht.«
    Der Hofnarr schüttelte verwirrt und niedergeschlagen den Kopf. Er war barhäuptig, aber die Bewegung war so vertraut, daß sie förmlich die Schellen seiner Kappe klingeln hörte. »Das war's nicht, was ich Euch sagen wollte, Hoheit. Als Graf Brone mich nach jener Nacht befragte, erzählte ich ihm alles, woran ich mich erinnerte, aber etwas hatte ich vergessen. Ich glaube, ich war einfach so aufgewühlt wegen der Dinge, die Prinz Kendrick zu mir gesagt hatte — ein schwerer Schlag für jemanden, der sein ganzes Leben dem Vergnügen des Hauses Eddon geweiht hat, das müßt Ihr wohl zugeben ...«
    »Was auch immer der Grund war,
was
habt Ihr vergessen?«
Götter, steht mir bei! Er kann selbst die größte Geduld auf die Probe stellen.
    »Als ich den Palast verließ, sah ich Herzog Gailon auf mich zukommen. Ich war schon in der Haupthalle, deshalb bin ich gar nicht auf die Idee gekommen, er könnte zu Eurem älteren Bruder wollen, und habe dem Konnetabel nichts davon gesagt, nach ... nach diesem schrecklichen Geschehnis. Aber ich habe immer wieder darüber nachgedacht ... manchmal habe ich nachts wachgelegen und mir den Kopf zermartert — und inzwischen glaube ich, daß er nicht zu seinen eigenen Gemächern ging, sondern in die falsche Richtung. Ich glaube, er könnte zu Prinz Kendrick gewollt haben.« Er senkte den Kopf. »Ich war so dumm.«
    Briony hielt sich nicht damit auf, ihn zu beruhigen. »Damit ich es recht verstehe — Ihr sagt, Ihr habt Gailon Tolly auf den Palast zukommen sehen, als Ihr gerade im Hinausgehen wart. Und Shaso habt Ihr nicht

Weitere Kostenlose Bücher