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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Alles übrige können wir dann später am Tag mit den Edelleuten bereden.«
    »Dann geht, Tyne, und fangt an«, sagte sie. »Es heißt vielleicht, Unmögliches von Euch zu verlangen, aber laßt Eure Boten so unauffällig wie möglich losreiten und sorgt dafür, daß sie ihre Botschaft direkt den Grundherren und Schultheißen überbringen, ohne sie vorher in den Schenken zu verbreiten. Sagt ihnen, wenn jemand vor dem eigentlichen Adressaten davon erfährt, werden sie das nächste Jahr in Ketten im Verlies verbringen, neben Shaso.«
    »Das wird nicht alle vom Reden abhalten«, wandte Tyne ein. »Einige werden Fußeisen riskieren, um ihre Familien zu warnen.«
    »Sicher, aber es wird einiges nützen. Und wir werden den Boten nicht mehr Information geben, als sie unbedingt brauchen.« Sie rief einen kleinen Pagen von außerhalb der Kapelle herein. Er kam so zögernd wie eine Katze über einen nassen Fußboden. »Ruf Nynor«, befahl sie ihm, und als er weg war, sagte sie: »Ich werde Briefe mit meinem Siegel schicken.«
    »Sehr gut«, sagte der Graf von Wildeklyff. »Dann werden sie sich nicht damit herausreden können, sie hätten die Wichtigkeit der Botschaft nicht erkannt oder der Bote habe ihnen nicht genau gesagt, was zu tun sei.«
    »Geht jetzt beide und kümmert Euch darum, bitte, und auch um die Einberufung des Rates heute abend. Und schickt Vansen herein.«
    Brone zog wieder die Augenbraue hoch. »Seid bitte nicht zu hart mit ihm, Hoheit. Er ist ein guter Mann.«
    »Ich werde ihn behandeln, wie er es verdient«, versprach sie.

    Chert hatte es geschafft, sich durch kleine Nebengassen der Funderlingsstadt nach Hause zu stehlen, ohne erklären zu müssen, warum auf seiner Schulter ein fingergroßes Männchen saß. Aber natürlich entging er nicht allen Fragen ...
    »Hast du ihn gefunden?« wollte Opalia wissen. Dann wurden ihre rotgeweinten Augen weit, als sie Giebelgaup sah. »Alte der Erde! Was ... was ist das?«
    »Es ist eigentlich ein ›wer‹«, erklärte ihr Mann. »Und wegen Flint — nein, nichts. Noch nicht«
    Der kleine Mann auf Cherts Schulter erhob sich, zog den Rattenlederhut und machte eine leichte Verbeugung. »Giebelgaup, der Bogenschütz, zu Diensten, große Dame. Erster Dachrinnenkundschafter, entsandt von Ihrer Wohlgeformten Majestät, Königin Altania, um bei der Suche nach Eurem verschwundenen Jungen behilflich zu sein.«
    »Er ist hier, um zu helfen.« Chert war müde und hatte nicht mehr viel Hoffnung — ja, das Ganze kam ihm sogar ein bißchen lächerlich vor. Für Opalia hingegen war es das erste Mal, daß sie einen Dachling sah, und einen Moment lang schien sie sogar zu vergessen, welch schreckliche Umstände diesen neuen Gast in ihr Heim geführt hatten.
    »Schau doch! Er ist wundervoll!« Sie streckte die Hand aus, als ob er ein Spielzeug wäre, besann sich dann aber auf ihre Manieren. »Oh! Ich heiße Opalia, willkommen in unserem Haus! Möchtet Ihr etwas essen oder trinken? Ich weiß leider nicht viel über ... über Dachlinge.«
    »Nein, gute Frau, jetzt nicht, doch trotzdem besten Dank.« Er zupfte an Cherts Ohrläppchen. »Es dünkt mich besser, Ihr setztet mich jetzt ab. Es ist ein heikles Ding, so ein Geruch. Verblaßt gleich einem Stern bei Sonnenaufgang.«
    »Er will an Flints Hemd riechen«, erklärte Chert. Es schien ihm zwar weiterer Erklärungen bedürftig, aber ihm fiel nichts ein.
    Opalia hingegen schien das alles völlig einsichtig zu finden. »Laßt mich Euch tragen. Ich habe die Böden heute noch nicht gefegt und schäme mich.« Sie hielt ihm eine Hand hin, und Giebelgaup stieg darauf. »Hat Euch wirklich Eure Königin geschickt? Wie ist sie? Ist sie alt oder jung? Ist sie schön?«
    »So furchtlos wie eine Dohle und ungeheuer schön«, erklärte Giebelgaup mit Leidenschaft. »Haar, so weich wie eines frisch entwöhnten Mäusleins Sammetpelz.« Er hüstelte, um seine Verlegenheit zu überspielen. »Wir Dachrinnenkundschafter, wir sind ihre Leibtruppe. Die Augen und Ohren der Königin. Das ist uns eine große Ehre.«
    »Dann ist es uns eine große Ehre, daß sie uns helfen möchte«, sagte Opalia, während sie den Winzling zu Flints Bett trug. Chert beobachtete verwundert, um wieviel besser seine Frau doch mit so etwas umgehen konnte. »Braucht Ihr irgend etwas?«
    »Ist jenes mächtige Gewirk des Knaben Hemd? Setzt mich hinunter, gute Frau, und ich will Wittrung nehmen, so gut ich kann.« Er kletterte über die Hemdfalten, ließ sich dann auf alle viere hinab und

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