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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihm ins Gesicht. »Aber dieser Angriff von jenseits der Schattengrenze, wenn es denn stimmt — das konnte niemand vorhersehen ...«
    »Ich weiß. Und ich weiß auch ... ich meine, mein Bruder und ich wissen ... daß Ihr in schwierigen Zeiten getan habt, was Ihr konntet. Jetzt sieht es so aus, als kämen noch schwierigere Zeiten.« Sie merkte, daß sie sich veränderte, daß sie begann, weniger wie Briony zu reden und mehr wie eine Königin oder zumindest eine Prinzregentin.
Ist das der Gang der Dinge? Ist wahres Herrschertum wie eine Art Schwindsucht, die einen immer weiter von allen anderen entfernt, obwohl man mitten unter ihnen bleibt?
»Ich möchte, daß Ihr das alles weiterhin übernehmt, ja, ich möchte Euch zum Waffenmeister von Südmark ernennen.« Sie sah rasch zu Brone hinüber, nicht um sein Einverständnis einzuholen, sondern um zu sehen, wie er reagierte. Aber er sah Tyne an; wenn ihm ihre Entscheidung nicht recht war, ließ er es sich nicht anmerken.
    Graf Tynes Wangen waren immer noch gerötet, aber er schien erleichtert. »Ich danke Euch, Hoheit. Ich werde mein Bestes tun, Euer Vertrauen zu rechtfertigen.«
    »Das werdet Ihr, da bin ich mir sicher. Jetzt also zu Eurer ersten Aufgabe. Wir müssen davon ausgehen, daß diese Gefahr real ist. Wir haben ein paar hundert Garden hier in der Festung — allenfalls genug, um bei einer Belagerung Widerstand zu leisten, und wenn es soweit käme, hieße das, daß wir Südmarkstadt aufgegeben hätten. Wie schnell können wir ein richtiges Heer aufstellen?«
    Aldritch runzelte die Stirn. »Wir können meine Männer aus Wildeklyff und Brones Landsender in ein paar Tagen hier haben, vielleicht binnen einer Woche. Wenn wir Schnellkuriere über die Westmärkerstraße entsenden, können wir vielleicht wenig später ein paar Kompanien in Dalerstroy ausheben, vorausgesetzt, wir schaffen es, diese Elbenarmee zu umgehen. Aufgebote aus Marrinswalk, Helmingsee und den anderen entlegeneren Gebieten wie etwa Silverhalden und Kertewall werden etwas länger brauchen — mindestens zwei Wochen, eher aber wohl einen Monat.« Das Stirnrunzeln wurde zu einer finsteren Miene — Tyne war noch nie jemand gewesen, der seine Gedanken verbarg. »Verflucht schade, diese ganze elende Geschichte mit Gailon Tolly und seinen Brüdern, denn unsere größten und bestausgebildeten Kontingente kommen immer aus Gronefeld.«
    »Das übernehme ich«, sagte Briony. »Es erscheint mir wichtig, daß wir uns dieser Schattenarmee, so sie denn wirklich, wie der Gardehauptmann befürchtet, gen Südmark zieht, auf jeden Fall außerhalb der Stadtmauern stellen.«
    »Mit mangelhaft vorbereiteten Truppen?« wandte Tyne ein. »Das meiste, was sich in dieser Hast hier zusammenziehen läßt, werden irgendwelche Dörflerkontingente sein, zumal nach all den Jahren ohne Krieg — vielleicht ein wirklich kampftauglicher Mann auf ein Dutzend Burschen, die noch nie etwas Schärferes geschwungen haben als eine Hacke.«
    »Wir müssen die Stärke dieser Angreifer testen — und unsere eigene«, sagte Briony fest. »Wir wissen nichts über einen solchen Feind. Und wenn sie erst einen Belagerungsring um uns schließen, wird es noch schwerer, irgendwelche Hilfe aus den entlegeneren Markenlanden zu bekommen. Dann können Männer und Vorräte nur noch per Schiff hierher gelangen, was noch länger dauert, als Truppen auf dem Landweg herbeizuschaffen.« Sie wandte sich an Avin Brone. »Was meint Ihr?«
    Er nickte, zupfte sachte und versonnen an seinem Bart. »Ich stimme Euch darin zu, daß wir nicht einfach warten können, bis dieser Feind hier ist. Aber wir wissen ja nicht sicher, ob sie das überhaupt vorhaben. Vielleicht suchen sie ja zuerst die äußeren Markengebiete heim. Vielleicht wollen sie ihr Reich ja nur ein gewisses Stück über die Schattengrenze hinaus ausweiten und dann das Eroberte halten.«
    »Ich glaube nicht, daß wir darauf bauen sollten«, sagte Briony. »Wenn sie mit einer ganzen Armee über die Schattengrenze gezogen sind, dann doch sicher nicht nur, um ein paar Felder und Scheunen abzubrennen.« Sie konnte selbst kaum glauben, daß sie so ruhig über so etwas sprach. Menschen würden ihr Leben lassen. Das Land hatte fast ihr ganzes Leben lang nur Frieden gekannt, und die Zwielichtler hatten sich seit Generationen nicht aus ihrem Schattenland herausgerührt. Wieso traf das alles gerade sie?
    Brone seufzte. »Ich bin auch der Meinung, daß wir sofort mit den Truppenaushebungen beginnen müssen, Hoheit.

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