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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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jener Nacht nicht verhindert habt. Aber ich bin nicht so dumm zu glauben, ein anderer hätte sie verhindert.« Sie hielt inne, sah ihn scharf an. »Haltet Ihr mich für dumm, Hauptmann Vansen?«
    »Nein, Hoheit ...«
    »Gut. Dann haben wir ja schon mal einen gemeinsamen Ausgangspunkt. Ich halte mich nämlich auch nicht für dumm. Und jetzt zu wichtigeren Dingen. Seid Ihr verrückt, Hauptmann Vansen?«
    Er war schockiert, und sie schämte sich schon fast, aber dies waren nun einmal Zeiten, da sie unnachgiebig sein mußte, da sie nicht freundlich sein durfte, weil es ihr als Schwäche ausgelegt würde. Es durfte unter den Verteidigern der Festung kein Gewisper geben, daß sie den Kampf verlieren würden, weil sie von einer Frau regiert wurden. »Ob ich ...?«
    »Ich fragte, ob Ihr verrückt seid, Hauptmann Vansen. Ist Euer Verstand beeinträchtigt? Das scheint doch eine ziemlich simple Frage.«
    »Nein, Prinzessin. Nein, Hoheit, ich glaube nicht.«
    »Gut. Wenn Ihr also kein Lügner oder Verräter seid — habt keine Angst, das werde ich Euch nicht auch noch fragen, dazu fehlt uns die Zeit —, dann ist das, was Ihr gesehen habt, real, ist die Gefahr real. Also, laßt uns jetzt darüber reden, warum Euer hochmütiger Wunsch, so wichtig zu sein, daß Ihr bestraft werden müßt, sich nicht erfüllen wird.«
    »Herrin ...«
    »Schweigt. Ich habe Euch keine Frage gestellt. Hauptmann Vansen, nach dem, was Ihr erzählt habt, sind offenbar nicht alle Menschen gleich, was diesen Elbenzauber anbelangt. Ihr sagtet, manche Eurer Männer waren verwirrt, sogar verhext, andere aber nicht. Ihr gehörtet zu denen, die es nicht waren, stimmt das?«
    »Allenfalls ein ganz klein wenig, Hoheit, soweit ich das beurteilen kann.« In seinem Blick lag jetzt eine Art verblüffter Respekt. Das mit dem Respekt gefiel ihr. Das mit der Verblüffung nicht.
    »Dann wäre es doch dumm von mir, einen Soldaten, der gegen solche Betörung und Verhexung gefeit scheint, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in Ketten zu legen, da wir eine solche Gabe vielleicht weit nötiger brauchen werden als starke Arme oder ein unerschrockenes Herz ... oder nicht?«
    »Ich ... ich verstehe, Hoheit.«
    »Noch eine Frage. Seht Ihr irgendwelche Gründe, irgendwelche Unterschiede zwischen den betreffenden Personen, die erklären könnten, warum einige von Euch der Magie der Schattengrenze anheimfielen, andere hingegen nicht?«
    »Nein, Hoheit. Einer meiner verläßlichsten und vernünftigsten Männer, Collum Saddler, verfiel sehr schnell in einen solchen Traum, aber ein anderer Mann, der in allem das Gegenteil ist, blieb gänzlich unberührt und gelangte sogar mit mir hierher zurück.«
    »Dann können wir also nicht sagen, wer anfällig ist und wer nicht, ehe es sich erweist.« Sie runzelte die Stirn, biß sich auf die Lippe. Vansen sah sie an; er verbarg offensichtlich irgendwelche Gefühle, doch diesmal gelang es ihm besser. Sie fragte sich, was er vor ihr verbarg. Verärgerung? Angst? »Ganz gleich, was Ihr von ihm haltet, dieser Mann, vom dem Ihr sagt, daß er dem Elbenzauber nicht erlag, muß bei der Vorbereitung auf diesen seltsamen Feind entscheidend mitwirken. Er und alle anderen, die nicht von diesen Phantasien befallen wurden. Sie müssen allesamt zu Hauptleuten ernannt werden.«
    »Mickael Westerbur ein Hauptmann?« Vansen konnte es nicht fassen.
    »Sofern er nicht der gemeinste und übelste Verbrecher aller Zeiten ist, wird uns sein klarer Kopf mehr nützen, als es uns nützen würde, wenn Anglin der Große selbst aus dem Himmel herabstiege, um uns zu führen, und dann in einen wirren Traum verfiele. Wir waren uns doch einig, daß ich nicht dumm bin, Vansen, und ich glaube, Ihr seid es auch nicht. Seht Ihr das denn nicht ein?«
    Er beugte wieder kurz den Kopf. »Doch, Hoheit. Ihr habt recht.«
    »Sehr freundlich, daß Ihr mir das zubilligt, Hauptmann. Wir wissen nicht, wo wir kämpfen werden. Es kann sein, daß wir sie in den Hügeln von Dalerstroy stellen werden, um sie von den Städten fernzuhalten. Es kann aber ebensogut sein, daß wir sie nicht aufhalten können, ehe sie hier vor den Mauern von Südmark stehen. Ihr und Eure Männer seid die einzigen, die den Feind gesehen haben und wieder hierher zurückgekehrt sind. Ihr müßt uns helfen, uns in jeder erdenklichen Weise auf diesen Feind vorzubereiten. Ich bin nicht glücklich darüber, Vansen, aber ich brauche Euch ebenso, wie ich Brone und Nynor und Tyne Aldritch brauche. Die Sache mit der Ermordung meines

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