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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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fallen sicher schon in Dalerstroy ein, jetzt, während wir hier sitzen und reden — jemand muß sie aufhalten!«
    Briony war nicht sonderlich erpicht auf seine Gegenwart gewesen, aber da sich das Ganze in der Nähe seiner Ländereien abspielte und seine Zukünftige bei dem Überfall auf die Karawane entführt worden war, war ihr kein Grund eingefallen, ihn von der Kronratssitzung auszuschließen. Sie fand es dennoch bezeichnend, daß er die settländische Prinzentochter nie auch nur erwähnt hatte. »Ja, es scheint so, Vetter Rorick«, sagte sie. »Ihr wollt sicher so schnell wie möglich losreiten, um Eure Truppen zu formieren und in die Schlacht zu führen.« Sie sagte es in gleichmütigem Ton, sah jedoch zu ihrer Überraschung eine leise Reaktion auf Vansens Gesicht: kein Lächeln — dazu war die Situation zu ernst —, aber doch ein Zeichen, daß ihm klar war, wie wenig sie glaubte, daß Rorick etwas derart Selbstloses im Sinn hatte.
    Ah, aber Vansen ist ja aus Dalerstroy, oder nicht? Und er ist offenbar doch nicht so ein stumpfer Klotz, wie ich dachte.
    Sie schob diese Gedanken beiseite und wandte sich wieder ihrem Vetter Rorick zu, der nicht einmal den Versuch machte, seine Angst zu überspielen. »Losreiten? Dorthin?« stammelte er. »Wo nur die Götter wissen, welche Schrecken uns erwarten?«
    »In einem hat Longarren recht — allein kann er gar nichts tun«, sagte Tyne von Wildeklyff. »Doch was wir auch tun, wir müssen schnell zuschlagen. Müssen sie zurückwerfen. Wenn die Zwielichtler wirklich über die Schattengrenze gekommen sind, müssen wir sie daran erinnern, warum sie sich einst dahinter zurückgezogen haben — wir müssen ihnen zeigen, daß sie für jeden Schritt in unsere Lande mit Blut bezahlen werden ...«
    »Trotzdem, es ist Eure Grafschaft, über die wir hier reden, Rorick«, erklärte Briony, »und es sind Eure Leute. Sie sehen ohnehin nicht viel von Euch. Wollt Ihr sie denn nicht führen?«
    »Aber wohin denn führen, Hoheit?« Erstaunlicherweise kam das von Brone: Im allgemeinen hielt er nicht viel von dem geckenhaften Rorick. »Wir wissen doch bislang gar nichts. Wir haben einen kleinen Trupp entsandt, und nur wenige dieser Männer sind zurückgekehrt — ich hielte es für einen Fehler, wenn Graf Longarren oder sonst jemand unvorsichtig in die Schlacht ziehen würde. Was, wenn wir uns diesen Eindringlingen in den Weg stellen, und es geschieht genau dasselbe — die Verwirrung, der Wahnsinn —, aber diesmal einer ganzen Armee? Dann brechen Angst und Panik aus, und die Zwielichtler werden hier in diesen Hallen stehen, noch ehe es Frühling wird. Und diese Eroberung wäre vermutlich von anderer Art als die durch das syannesische Reich. Diese Kreaturen wollen mehr als nur Tribut. Was sagte Vansen, was dieses kleine Ungeheuer ihm erklärt hat? Daß
sie
— wer immer das sein mag — all unsere Häuser zu schwarzen Steinen niederbrennen wird.«
    Da wurde ihr plötzlich das ganze Ausmaß der Gefahr bewußt; ihre verächtlichen Spitzen gegen Rorick erschienen ihr auf einmal so kindisch. Wenn Vansen nicht vollkommen verrückt war, würden sie bald im Krieg stehen, und nicht gegen einen menschlichen Feind. Als wären die Bedrohung durch den Autarchen, Kendricks Tod und die Gefangenschaft ihres Vaters noch nicht genug! Briony sah den Gardehauptmann an, und so sehr sie es sich auch wünschte, konnte sie doch nicht glauben, daß das, was er sagte, irgend etwas anderes als die Wahrheit war. Was sie für Dummheit oder übertriebenes Ehrgetue gehalten hatte, war vielleicht einfach nur eine Art schlichte Aufrichtigkeit, etwas, das sie von ihrem Umfeld aus nur schwer erkennen konnte. Möglich, daß sie hier einen Mann vor sich hatte, der gar nicht wußte, was raffinierte Machenschaften waren, der in den täglichen Intrigen des Palastes zugrunde gehen würde wie eine Eiche unter den Schlingpflanzen der xandischen Dschungel.
    Wahrscheinlich kann er nicht einmal ein Geheimnis für sich behalten.
»Vansen«, sagte sie abrupt. »Wo sind die Leute, die Ihr zurückgebracht habt?«
    »Die Garden warten darauf, zu ihren Familien zurückkehren zu dürfen. Und dann ist da noch das Mädchen ...«
    »Sie dürfen nicht nach Hause und auch keinerlei Kontakt mit anderen haben, Hierüber darf nichts in die Öffentlichkeit gelangen, sonst haben wir mit unserem eigenen verängstigten Volk zu kämpfen, ehe wir jemals die Waffen mit diesen Elbentruppen kreuzen.« Sie wandte sich an den Konnetabel, der bereits einen

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