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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wachsoldaten losschickte, ihre Order weiterzugeben. »Wer muß es sonst noch wissen?«
    Brone blickte in der Kapelle umher. »Die Verteidigung der Festung und der Stadt ist meine Aufgabe, und ich danke Perin Himmelsvater, daß er mir eingab, die Reparaturen an der Ringmauer und dem Wassertor bereits im Sommer vorzunehmen. Wir brauchen natürlich Nynor und alle seine Aufseher — ohne ihn können wir keine Armee aufstellen. Und dann Graf Gallibert, den Kämmerer, denn um Südmark zu schützen, brauchen wir Gold ebenso wie Stahl. Aber, Hoheit, es ist unmöglich, eine Armee aufzustellen, ohne daß es alle mitkriegen ...«
    »Das ist richtig. Aber wir können möglichst viel tun, ehe es alle mitkriegen.« Sie sah Vansen an, der irgend etwas auf der Seele zu haben schien. »Wollt Ihr etwas sagen, Hauptmann?«
    »Verzeiht, Hoheit, aber meine Männer haben Schweres durchgemacht und werden sehr unglücklich darüber sein, sich weiterhin ihrer Bewegungsfreiheit beraubt zu sehen ...«
    »Stellt Ihr meine Entscheidung in Frage?«
    »Nein, Hoheit. Nur würde ich es ihnen lieber selbst erklären.«
    »Aha.« Sie dachte nach. »Noch nicht. Vorerst nicht.«
    Er setzte erneut an, etwas zu sagen, schwieg dann jedoch. In diesem Moment war Briony dankbar für die Regentschaftsmacht, für das Prestige, das es bedeutete, eine Eddon zu sein: Sie wollte keine Zeit darauf verschwenden, lang und breit ihre Gedankengänge zu erklären. Ja, trotz der Verzweiflung über das, was geschah und in Bälde geschehen würde, bereitete es ihr ein gewisses Vergnügen zu wissen, daß
sie
diejenige war, die entscheiden mußte, daß die Edelleute auf sie hören mußten, ganz egal, was
sie
wollten.
    Zoria, gib, daß ich die richtigen Entscheidungen treffe.
»Gebt Nynor Bescheid und dem Kämmerer und allen Edelleuten, die es sonst noch wissen müssen. Heute abend, hier. Es wird ein Kriegsrat sein — aber nennt es nicht so, wenn jemand mithört, der nicht dabeisein wird.«
    »Und diese blutdürstigen Tollys?« fragte Tyne. »Hendon wird immer noch der Bruder eines mächtigen Herzogs sein, ob Gailon nun tot oder am Leben ist, und die Tollys kann man nicht einfach übergehen.«
    »Nein, natürlich nicht, doch für den Moment werden wir es tun.« Dennoch war ihr klar, daß sie nicht töricht sein durfte. »Vielleicht könnt Ihr Hendon Tolly sagen, ich werde ihn später empfangen — wir werden vor dem Abendessen unter vier Augen miteinander reden. So höflich will ich sein.«
    Rorick entschuldigte sich — um so schnell wie möglich einen Becher Wein hinunterzustürzen, vermutete Briony. Während Avin Brone und Tyne Aldritch erörterten, welche Edelleute noch bei einer so wichtigen Ratssitzung anwesend sein mußten, stand Briony auf, um ihre Beine zu strecken. Vansen, der glaubte, sie wolle den Raum verlassen, fiel aufs Knie.
    »Nein, Hauptmann, mit Euch bin ich, wie gesagt, noch nicht fertig.« Es war ein seltsames, fast schon berauschendes Gefühl, diese Kraft, die sie auf einmal in sich spürte. Plötzlich fiel ihr Barrick ein, und für einen Moment überkamen sie Mitleid und Traurigkeit, aber auch eine gewisse Ungeduld.
Ich muß ihm die Möglichkeit geben, dabeizusein,
ermahnte sie sich.
Das steht ihm zu.
Aber sie wunderte sich über ihre eigenen Gedanken, denn sie dachte tatsächlich in Kategorien seiner Rechte, nicht ihrer Wünsche. Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt dabeihaben wollte, und diese Erkenntnis beunruhigte sie. »Ihr werdet draußen warten, bis ich mit den anderen zu Ende bin, Vansen.«
    Er beugte den Kopf, erhob sich und ging hinaus. Brone schaute ihm nach und sah dann Briony an, eine Augenbraue fragend hochgezogen.
    »Ehe Ihr geht, guter Aldritch ...«, sagte sie zu Tyne, ohne den Konnetabel zu beachten.
    Tyne wandte sich ihr zu, unsicher, was ihn erwartete. »Ja, Hoheit?«
    Briony musterte das vertraute Gesicht des Grafen, den mißtrauischen Blick, die Narbe unter dem einen Auge. Da war noch eine weiße Zickzacklinie auf seiner Stirn, von dem ergrauenden Haar nur halb verdeckt — ein Sturz vom Pferd, bei der Jagd. Er war ein guter Mann, aber rigide, jemand, der fast jede Veränderung für etwas Schlechtes hielt. Sie spürte, daß sie im Begriff war, die erste einer langen Reihe nicht ganz glücklicher Entscheidungen zu treffen. »Jetzt, da Shaso gefangensitzt, habt Ihr und Graf Brone die meisten seiner Pflichten übernommen, Graf Aldritch.«
    »Ich habe mein Bestes getan, Hoheit«, sagte er, und eine leichte Zornesröte stieg

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