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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließlich Verwandte, allesamt Nachfahren Anglins und Kellick Eddons. Nach diesem schweren Tag war ich einfach nur neugierig auf den Scherz, den Eure Umgebung so erheiternd fand.«
    Hendon Tollys Grinsen verschwand nicht, ermattete aber deutlich, und seine Augen verengten sich ein wenig, während er nachdachte. »Es war nichts weiter, Prinzessin«, sagte er schließlich. »Nur ein kleiner Spaß. Ich erinnere mich selbst nicht mehr.«
    Brone zischelte ihr wieder ins Ohr, versuchte, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Briony war müde. Es war Zeit nachzugeben — die ganze Sache einfach auf sich beruhen zu lassen. Es gab wahrhaftig Probleme genug, auch ohne daß sie sich von diesem Kerl provozieren ließ. Sie nickte, um ihm einen mehr oder minder ehrenhaften Rückzug zu ermöglichen, aber jetzt zupfte plötzlich der betrunkene Durstin Krey an Tollys Ärmel.
    »Ihr erinnert Euch wohl, Hendon«, sagte er. »Es war wirklich ungemein spaßig. Es ging um« — er flüsterte so laut, daß es die ganze Tafelrunde hören konnte —
»Prinz Barrick.«
    Etwas preßte Brionys Herz zusammen. Der Konnetabel stöhnte leise. »Ach ja?« sagte sie. »Dann finde ich wirklich, Ihr solltet uns alle daran teilhaben lassen.«
    Tolly bedachte den Baron von Graylock mit einem verächtlichen Blick, wandte sich dann wieder ihr zu. Er nahm einen Schluck von seinem Wein; danach war seine Miene wieder gelassen, aber da war immer noch dieses seltsame Glimmen in seinen Augen — nicht Trunkenheit, sondern etwas Tieferes. »Nun gut«, sagte er. »Da sowohl mein Freund als auch meine Prinzregentin darauf bestehen. Ich war sehr angetan von Eurer Erscheinung, Briony — eurer Kleidung.«
    Sie spürte, wie sie so kalt und starr wurde wie eine Statue. Er hatte ihren Titel absichtlich weggelassen, als ob sie beide wieder Kinder wären und er sie verspottete, weil sie, obwohl nur ein Mädchen, an den Spielen der Knaben teilhaben wollte. »Ach, wirklich? Es freut mich, daß Ihr so beeindruckt seid, Hendon. Dies sind Kriegszeiten, deshalb hielt ich kriegerischere Kleidung für angemessen.«
    »Ja, natürlich.« Er neigte den Kopf ein wenig. »Gewiß. Ich habe mich nur gefragt, ob die Tatsache, daß Ihr das da tragt«, er machte eine verächtliche Geste, »wohl bedeutet, daß Prinz Barrick im Kleid in die Schlacht zieht?«
    Das schockierte Gewisper und die wenigen verblüfften Lacher hatten kaum eingesetzt, als Briony auch schon aufgesprungen war und ihr Stuhl polternd umfiel. Brone griff nach ihrem Arm — wofür sie ihn fast geschlagen hätte —, vermochte sie aber nicht zurückzuhalten. Ihr Schwert fuhr aus der Scheide.
    »Wenn Euch meine Kleidung so amüsiert«, stieß sie durch schmerzhaft zusammengepreßte Zähne hervor, »dann werdet Ihr meine Klinge vielleicht ebenso amüsant finden.«
    »Prinzessin!« zischte Sisel entsetzt, aber er war nicht so dumm, jemandem in den Arm fallen zu wollen, der eine blanke Klinge in der Hand hielt — nicht einmal einer Frau.
    Hendon Tolly erhob sich langsam, bemühte sich nicht einmal, seine Genugtuung zu verbergen. Seine Hand fuhr an seinen Schwertgriff und streichelte ihn kurz, während seine Augen unverwandt auf sie gerichtet waren. »Amüsant schon«, sagte er. »Aber natürlich könnte ich niemals die Hand gegen meine Prinzregentin erheben, nicht einmal um einer solchen Zerstreuung willen. Vielleicht können wir uns ja irgendwann einmal mit Kinderwaffen messen, damit niemandem etwas geschieht.«
    Ihr Herz hämmerte jetzt. Sie war versucht, auf ihn loszugehen, ihn ohne Rücksicht auf die Folgen zu zwingen, blankzuziehen, und sei es nur, um diese spöttische Selbstzufriedenheit von seinem hageren Gesicht zu wischen. Es kümmerte sie nicht einmal, daß er ein renommierter Schwertkämpfer war und sie nur Schülerin eines weiteren berühmten Fechters — eine Schülerin, die seit dem Sommer kaum geübt hatte und es mit Tolly wohl nicht einmal an einem ihrer besten Tage aufnehmen konnte. Es schien ihr schon fast verlockend, ihn zu zwingen, sie in Notwehr zu töten. Dann würde niemand mehr lachen, und sie wäre all ihrer Sorgen enthoben.
    Aber ich würde Barrick nie wiedersehen und Vater auch nicht.
Ihr Arm zitterte heftig. Sie senkte die Klinge, hörte die Spitze gegen das Tischbein schlagen.
Und einer von diesen vermaledeiten Tollys würde die Regentschaft übernehmen, bis Anissas Kind da ist — falls sie es überhaupt am Leben ließen.
    »Geht mir aus den Augen«, sagte sie zu Hendon Tolly und sah dann in die

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