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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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bewiesen, daß man dieses Hügelland unbeschadet durchqueren konnte. Seither jedoch war das Heer von Südmark durch menschenleeres, fast schon totenstilles Land gezogen, weshalb jetzt beim Anblick des fernen Spähtrupps ein Raunen durch die Reihen der Männer ging. Hinter den Fußsoldaten begannen die vordersten Ochsentreiber, die sich ausrechneten, daß der Heerzug bald weitermarschieren würde, die abseits der Straße weidenden Ochsen zurückzutreiben. »Reitet ihnen entgegen und bringt sie geradewegs zu mir«, befahl Tyne. »Unter diesen Baum dort am Hang, würde ich sagen. Da können wir unbelauscht reden.«
    »Vielleicht sollten wir die Männer das Lager aufschlagen lassen, Graf Aldritch«, schlug Vansen vor. »Es ist ohnehin schon zu spät, um noch viel weiter zu ziehen, und das wird sie beschäftigen.«
    »Eine gute Idee, aber laßt uns erst noch hören, was die Kundschafter zu berichten haben.« Der Graf wandte sich an seinen Knappen. »Sag Rorick, Mayne und Sivney Fiddicks, sie sollen dort drüben am Hang zu mir stoßen. Und der junge Prinz natürlich auch — den kann ich nicht einfach übergehen. Ach ja, und Brenhall — der liegt wahrscheinlich irgendwo unter einem Baum und ruht sich von seinem Mittagsmahl aus.«
    Die letzten Worte bekam Vansen kaum noch mit, da ihm der zweite Knappe des Grafen bereits in den Sattel half. Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte dem Spähtrupp entgegen.
     
    »Aber wie viele sind es, verflucht?« Tyne zupfte an seinem Schnurrbart und sah aus, als wollte er Gar Doiney am liebsten schlagen. »Wie oft muß ich das noch fragen?«
    »Es tut mir leid, Herr.« Die Stimme des Kundschafters war rauh und brüchig, als ob er sie nicht oft benutzte. »Ich habe Euch wohl gehört, Sire, aber das ist nicht so leicht zu beantworten. Bei dem Nebel und allem konnten wir gerade mal erkennen, daß sie auf der Hügelkuppe und im Wald lagern. Wir sind ganz außen rum geritten, um besser sehen zu können — deshalb hat es so lange gedauert.« Er schüttelte den Kopf. Die Narbe zwischen Auge und Mund, der er eine Art Dauergrinsen verdankte, hatte Doiney schon öfters in Schwierigkeiten gebracht und war, so vermutete Vansen, wohl auch ein Grund dafür, daß der Mann sich eine normalerweise ziemlich einsame Tätigkeit ausgesucht hatte. Aber Vansen war sich sicher, daß Tyne trotz seines Zorns die Nervosität im wettergegerbten, hageren Gesicht des Kundschafters bemerken mußte. Selbst ein hartgesottener, wortkarger Veteran wie Doiney hatte Angst vor diesem unbekannten, unheimlichen Feind. »Kommt mit uns hin, Sire — es ist bestimmt noch eine Stunde hell. Ihr werdet sehen. Es ist schwer, irgendwas zu erkennen. Aber es sind Hunderte, vielleicht sogar Tausende.«
    Tyne winkte ab. »Ich meine ja nur, daß es gefährlich ist, auf Vermutungen angewiesen zu sein. Aber wenigstens wissen wir,
wo
sie sind.«
    »Und Ihr seid sicher, daß woanders nicht noch mehr sind?« fragte Prinz Barrick. Er war mittlerweile auch zu dem Zirkel am Hang gestoßen. Die Edelleute standen dicht beisammen, um sich gegenseitig ein wenig Schutz vor dem inzwischen doch recht steifen Wind zu bieten. Der Prinz wirkte interessiert — fast zu interessiert, dachte Vansen, so als hätte er vergessen, daß die Männer, die jetzt ihr Bettzeug ausrollten, bald die Klingen mit diesem interessanten Phänomen kreuzen mußten und daß mit großer Sicherheit einige von ihnen dabei ihr Leben lassen würden. Vansen fiel es schwer, dem Prinzen nicht mit einer gewissen Bitterkeit zu begegnen, wenn er an Doff Davis und all die anderen Soldaten dachte, die kaum älter waren als Barrick und nicht behütet und beschützt werden würden, damit ihr Schlachtenerlebnis nur ja nicht zu gefährlich ausfiele.
    Aber wer hat mich denn gebeten, auf ihn aufzupassen und ihn zu beschützen? War es der Prinz selbst? Nein, es war seine Schwester, Vielleicht erweise ich ihm ja einen Bärendienst.
Vansen war sich wieder unsicher: Manchmal schien Barrick einfach nur ein Junge, jünger noch als er war, launisch und ängstlich; dann wieder schien er hundert Jahre alt und weit jenseits so banaler Dinge wie Todesangst.
    »Falls Eure Hoheit meinen, diese Truppen sind vielleicht nur ein Köder, um uns anzulocken, während die übrigen im Hinterhalt lauern«, sagte Doiney, dem es sichtlich unbehaglich war, mit einem Mitglied des Königshauses reden zu müssen, »dann würde ich sagen, möglich ist alles. Eure Hoheit, aber wenn sich da noch irgendwo Kämpfer versteckt

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