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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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haben, sind sie entweder so klein, daß sie sich unterm Klee verkriechen, oder sie schweben auf einer Wolke am Himmel oder was solche Geisterwesen angeblich sonst so machen.
    Wegen dem Morgennebel haben wir die auf dem Hügel erst auf dem Rückweg bemerkt, und wir sind weit über die Stelle rausgeritten, zu beiden Seiten der Settländerstraße, und auch die alte Nordmärkerstraße rauf, durch alle möglichen Arten von Gelände.« Er hielt inne, dachte offensichtlich noch einmal gründlich nach, ob er auch gesagt hatte, was er hatte sagen wollen. Vansen hatte in all den Jahren, die er diesen Mann kannte, nie so viele Worte aus seinem Munde gehört. »Soll heißen, Hoheit, mit Verlaub, da sind meilenweit keine anderen als die da oben.«
    »Wie sehen sie aus?« fragte Rorick, und sein Ton war ein wenig zu gleichgültig-brummig, um glaubhaft zu sein.
    »Schwer zu sagen«, erklärte Doiney. »Tut mir leid, Herr, aber das liegt an dem verdammten Nebel und den Bäumen. Aber einige, die wir sehen konnte, trugen auf jeden Fall ein ganz normales Panzerkleid, nicht groß anders als Ihr oder ich, und da waren Pferde und Zelte und ... alles, was man erwarten würde. Aber da waren auch andere Gestalten, im Wald ...« Er zögerte, machte das Zeichen gegen das Böse. »Gestalten, die gar nicht normal aussahen, soweit wir erkennen konnten.«
    Tyne trat zurück, bis er fast mit dem Rücken an den Baum stieß. Er spähte in die Ferne, obwohl die bewaldete Höhe, die die Zwielichtler anscheinend zu ihrem Lagerplatz erkoren hatten, durch die dazwischenliegenden Hügel verdeckt war. »Gut, dann alles der Reihe nach«, sagte er. »Vansen, wir brauchen eine Postenkette auf den Hügeln hinter ihnen und ein paar Meilen beide Straßen entlang. Die Posten müssen so oft abgelöst werden, daß sie nachts keine Dinge sehen, die nicht da sind, aber die, die da sind, bemerken. Und sie sollen auch die Ohren offenhalten. Falls noch weitere Truppen kommen — falls es wirklich eine Falle ist —, müssen wir es erfahren, ehe sie eintreffen. Und die übrigen sollen das Lager aufschlagen.« Tynes Adjutant rannte den Hang hinab, um die Order weiterzugeben.
    Vansen beugte sich vor und wechselte, während die Edelleute leise miteinander redeten, rasch ein paar Worte mit Gar Doiney. »... aber die anderen, die Havenit geführt hat, sind schon seit Mittag wieder zurück«, schloß Vansen, »also, sagt ihm, sie sollen das übernehmen, und seht zu, daß Eure Männer etwas zu essen und zu trinken bekommen.«
    Doiney nickte, verneigte sich dann vor den Edelleuten und machte einen unbeholfenen Kratzfuß vor dem Prinzen, ehe er sich wieder aufs Pferd schwang. Er galoppierte zu seinem kleinen Reitertrupp zurück, sichtlich erleichtert, der Runde der Mächtigen entronnen zu sein.
    Vansen betrachtete die Biwakfeuer, die jetzt überall aufloderten. Sie waren ein beruhigender Anblick vor dem hereinbrechenden Dunkel, und er befand, daß Graf Tyne ein umsichtiger Oberbefehlshaber war: Es war sehr unwahrscheinlich, daß der Feind noch nichts von ihrer Ankunft wußte, und die Feuer würden den Männern während einer langen, sorgenschweren Nacht dringend benötigten Trost spenden.
    »Und was tun wir jetzt, Graf Aldritch?« fragte der Prinz. »Meint Ihr, sie werden sich dem Kampf stellen?«
    »Wenn nicht, dann haben wir etwas Nützliches gelernt«, erklärte ihm Tyne. »Aber glaubt nicht, ich würde nicht genau wie Ihr eine Falle fürchten, obwohl wir uns da wahrscheinlich zu viele Gedanken machen. Dennoch, wenn sie das Weite suchen, sollten wir ihnen nicht folgen, für den Fall, daß sie uns in jene Gegend jenseits der Schattengrenze locken wollen, wo alle verrückt werden.«
    »Fast alle. Nicht unser Hauptmann Vansen.« Es war schwer zu sagen, ob Barrick das anerkennend oder spöttisch meinte.
    Es folgte Schweigen, bis Vansen schließlich sagte: »Wenn meine Erfahrung von Nutzen sein soll, muß ich daran erinnern, daß meine Männer und ich keine Ahnung hatten, daß wir die Grenze zu ... zu jenen Landen überschritten, deshalb halte ich Graf Tynes Ratschlag für weise. Selbst wenn wir ihnen überlegen sind, selbst wenn es so aussieht, als würden wir sie schlagen, sollten wir doch langsam und vorsichtig zu Werk gehen.«
    Barrick Eddon starrte ihn kurz an, nickte knapp und sachlich, sah dann in die Runde und merkte, daß alle auf ihn blickten. »Wie? Wartet Ihr auf mich? Ich bin kein Feldherr, noch nicht einmal ein Soldat. Ich habe es doch schon gesagt, und ich meine es

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