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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Festung. »Stünde Dawet dan-Faar nicht unter dem Schutz des Markenkönigs, wäre einer von uns beiden längst tot.«
    Kendrick war von dem Ganzen überrascht worden, und es gefiel ihm offensichtlich gar nicht. »Das ... das wirft natürlich ein übles Licht auf den Gesandten. Heißt das, daß auch seinem Angebot nicht zu trauen ist?«
    Hierarch Sisel räusperte sich. »Ich für mein Teil halte das Angebot für vertrauenswürdig, auch wenn der Überbringer es nicht sein mag. Wie so viele Banditenherrscher will sich Ludis Drakava unbedingt zum echten Monarchen adeln — er hat bereits das Trigon ersucht, ihn als König von Hierosol anzuerkennen. Eine Verbindung mit einem der bestehenden Herrscherhäuser käme ihm da natürlich ebenfalls zupaß. Syan und Jellon werden sich nicht darauf einlassen — trotz der dazwischenliegenden Berge ist ihnen Hierosol einfach zu nah, und sie halten Ludis für zu ehrgeizig. Deshalb hat er jetzt wohl Südmark ins Auge gefaßt.« Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Es könnte sogar sein, daß er das von vornherein vorhatte und König Olin nur aus diesem Grund gefangengenommen hat.«
    »Er wollte, daß uns die Last des Lösegelds drückt, ehe er uns diesen anderen Handel vorschlägt?« fragte ein Baron aus Marrinswalk kopfschüttelnd. »Sehr listig.«
    »Dieses ganze Gerede, warum was passiert ist, ändert doch nichts an den Tatsachen«, fauchte Graf Tyne. »Er hat den König. Wir nicht. Er will die Königstochter. Geben wir sie ihm oder nicht?«
    »Würdet Ihr dem Hierarchen zustimmen, Shaso?« Kendrick sah den Waffenmeister scharf an. Er hatte, was den alten Tuani anging, nie Brionys Loyalität geteilt, aber auch nicht Barricks Groll. »Ist das Angebot vertrauenswürdig?«
    »Ich halte es für echt, ja«, sagte Shaso schließlich. »Aber der Graf von Wildeklyff hat uns an die eigentliche Frage erinnert.«
    »Und was meint Ihr?« drang Kendrick in ihn.
    »Es ist nicht an mir, darüber zu befinden.« Die Augen des alten Mannes waren ausdruckslos. »Sie ist nicht meine Schwester. Der König ist nicht mein Vater.«
    »Natürlich liegt die letzte Entscheidung bei mir. Aber ich möchte mir zuerst Rat holen, und Ihr wart immer einer der geschätztesten Ratgeber meines Vaters.«
    Barrick bemerkte, daß Kendrick Shaso als geschätzten Ratgeber seines Vaters bezeichnet hatte, nicht als seinen eigenen. Der Waffenmeister wurde ob dieser Herabsetzung noch steinerner, sprach aber mit sorgsam kontrollierter Stimme. »Ich hielte das nicht für gut.«
    »Auch für Euch gilt, wer nicht betroffen ist, hat gut reden«, sagte Tyne Aldritch. »Ihr braucht kein Lösegeld aufzubringen, keinen Zehnt abzuliefern. Was schert es Euch, ob wir übrigen davon erdrückt werden?«
    Shaso antwortete dem Grafen von Wildeklyff nicht, aber Gailon Tolly ergriff das Wort. »Vermag denn keiner von Euch über die Grenzen seines eigenen Besitzes hinauszuschauen?« fragte er. »Glaubt Ihr, nur Ihr tragt eine schwere Last? Wenn wir Ludis die Prinzessin nicht geben, was wir nach meinem Dafürhalten nicht tun sollten, dann müssen wir alle weiterhin die schwerste aller Bürden tragen — die Abwesenheit des Königs!«
    »Was sagt unser Vater?« fragte Barrick plötzlich. Die ganze Versammlung war wie ein Albtraum, ein wirres Durcheinander von Stimmen und Gesichtern. Er konnte immer noch nicht glauben, daß sein Bruder den Vorschlag des Lordprotektors überhaupt erwog. »Du hast seinen Brief doch gelesen, Kendrick — er muß doch irgend etwas dazu sagen.«
    Kendrick nickte, sah seinen jüngeren Bruder aber nicht an. »Ja, aber in so knappen Worten, als ob er es gar nicht ernst nähme. Er nennt es ein lächerliches Angebot.« Kendrick sah plötzlich müde aus. »Aber hilft uns das bei der Entscheidung, Barrick? Du weißt, Vater würde sich nie auf einen solchen Handel einlassen, und wenn das Entgelt für seine Freiheit der geringste aller Schweinehirten wäre. Seine Ideale waren ihm immer wichtiger als alles andere.« Da war jetzt ein bitterer Unterton in seiner Stimme. »Und du weißt, er vergöttert Briony, seit sie ein Wickelkind war. Du hast dich oft genug darüber beschwert, Barrick.«
    »Aber er hat recht! Sie ist doch unsere Schwester!«
    »Und wir Eddons sind die Herrscher von Südmark. Und diese Verantwortung hat auch Vater stets über seine eigenen Wünsche gestellt. Was glaubst du, was für unser Volk wichtiger ist, unser Vater oder Briony?«
    »Die Leute lieben Briony!«
    »Ja, das stimmt. Sie wären traurig,

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