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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Haus«, bemerkte ihr Chef leise. Sein Gesicht wirkte auf einmal hager, obwohl er ein fetter kleiner Mann war.
    Es kam keine Gegenfrage. Sie setzten sich.
    »Wir haben einen neuen Haushälter hier, der mich gefragt hat, ob einige Zahlungen unter einem bestimmten Code unseren Freund Atze betreffen. Ich denke, das wirkt zunächst wie ein blödsinniger Angriff auf meine Integrität. Aber es ist wohl ein Generalangriff auf diese Abteilung hier, wenn nicht noch viel mehr. Das ist sehr hinterhältig, wie ich betonen möchte, durchaus eine Schweinerei. Aber trotzdem sollten wir ganz schnell untersuchen, wie ausgerechnet ein neuer Haushälter auf diesen Namen kommen kann und den auch noch aus den rechnerischen Belegen als Kürzel kennt. Ich benachrichtige den Präsidenten schriftlich, dann gehe ich heim.«
    »Du hast gerade sechs Agenten draußen, wie soll das denn gehen?«, fragte Sowinski. Es klang nicht anklagend, sondern war eine ganz sachliche Frage. Schließlich war es eine oft bewiesene Tatsache: Allein Krauses Stimme in einem kurzen Telefonat konnte Agenten im Einsatz wieder ruhiger atmen lassen.
    »Das müsst ihr übernehmen, was sonst?« Unvermittelt setzte er laut hinzu: »Gillian, wir möchten drei große Cognac. Und Puddingteilchen.«
    »Müller hat Atze in Tripolis gesehen«, sagte Sowinski. »Heute, im Hotel.«
    »Wie kann dieser idiotische Mensch überhaupt auf Arthur Schlauf kommen? Wer könnte da irgendetwas gesagt haben? Wir haben bar bezahlt, oder? Ist Schlauf jemals mit Klarnamen vorgekommen?« Krause hielt die Augen halb geschlossen, er schien am Ende seiner Weisheit.
    »Niemals«, sagte Esser, »niemals hat irgendeiner in dieser Etage den Namen erwähnt. Und Goldhändchen, unser Computergenie, sicherlich auch nicht. Also wer, verdammt noch mal?« Dann lächelte er unvermittelt und fragte erheitert: »Du hast diese Euroerbse beleidigt, nicht wahr?«
    »Ein bisschen«, gab Krause trocken zu. »Wo kommt der eigentlich her?«
    »Das können wir herausfinden«, sagte Esser. »Vielleicht ist er ein Trojaner, vielleicht ist er jemand, der irgendeinen anderen im Haus beerben möchte? Vielleicht einer, der den Weg irgendeines anderen vorbereitet? Hat er sich so benommen?«
    »Er setzte sich da auf den Sessel, wirkte klein und unscheinbar und forderte mich auf, mit ihm zusammen zu sparen, in meinem Budget. Und dann kam plötzlich die Erwähnung Atzes. Wer hat Atze eigentlich abgeschöpft und bezahlt?«
    Die beiden Männer wussten, dass Krause hochgradig erregt und wütend war, aber er zeigte es nicht, weder durch die Stimmlage noch durch seine Mimik.
    »Es war immer Müller«, antwortete Sowinski schnell. »Die beiden kommen gut miteinander aus. Atze ist ein gerissener Hund, und Müller manchmal auch.«
    »Und wo wurde er bezahlt?«
    »Niemals im Inland«, sagte Sowinski. »Immer draußen. Meistens Asien, einmal Washington. Und immer in Dollar. In Deutschland ist er nur vorübergehend mal aufgetaucht, wenn er seinen alten Vater besucht hat. Aber wir haben ihn hier niemals kontaktiert und auch niemals mit ihm gesprochen.«
    Gillian kam mit dem Cognac und den Puddingteilchen und stellte alles vor ihnen ab, dann verschwand sie wieder.
    Sie tranken einen Schluck.
    Krause nahm ein Puddingteilchen und biss hinein. Dann erklärte er mit vollem Mund: »Das stelle man sich einmal vor: Er hat von einer unangenehmen, streng riechenden Nähe Atzes zu unserer Regierung und der Bundeskanzlerin gesprochen. Wie lange ist das eigentlich her?«
    »Die Beleidigung?«, fragte Esser. »Da war sie gerade gewählt. Also nur ein paar Jahre. Kann es nicht sein, dass diese Geschichte von irgendjemandem im Kanzleramt gesteuert wird? Haben wir da einen Intimfeind?«
    »Todsicher sogar. Das ist jetzt aber scheißegal«, stellte Sowinski resolut fest. »Was machen wir? Du gibst dem Präsidenten Nachricht und gehst heim. Was machen wir mit Atze? Lassen wir ihn sterben?«
    »Niemals«, reagierte Esser schnell. »Der Mann ist viel zu gut, als dass man ihn sterben lassen könnte. Sollten wir Goldhändchen nicht überreden, sich mal in ein paar Rechner zu hacken?«
    Krause nickte bedächtig. »Goldhändchen soll sofort damit beginnen, und er soll niemanden ausnehmen, nicht einmal das Kanzleramt. Gleichgültig, woher es kommt: Wir gehen auf dieses Problem nicht ein, wir reagieren mit Hochmut und satter Arroganz. Wir blinzeln nicht einmal, wenn jemand uns darauf anspricht. Und wenn ihr hausintern gefragt werdet, wer diese hohle Nuss ist, dann sagt

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