Die groeßten Faelschungen der Geschichte
kam es jedoch zu einer Vermischung der beiden Glaubensvorstellungen, ganz so, wie sich der Buddhismus in Indien mit dem alten Brahmanenglauben vermischte, bis er kaum mehr wiederzuerkennen war. Das Totengericht konnte nun nicht mehr aus dem persischen Glauben verbannt werden, egal ob es sich um Anhänger des Zarathustra- oder des Mithra-Glaubens handelte. Denn die beiden Lehren wurden verpanscht.
Und jetzt wird es richtig spannend: Auf einmal wanderte die Idee des Jüngsten Gerichts immer weiter nach Westen und auch nach Süden. Möglicherweise befruchtete Indien (oder Persien oder beide) das alte Ägypten mit dieser Idee, wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass selbst vor 5.000 Jahren bereits Handelsbeziehungen zwischen Indien und Ägypten existierten.
Fest steht, dass sich die Idee eines Totengerichts oder Letzten Gerichts auf einmal auch in Ägypten fand. Es tauchte fast spukartig auf, wie aus dem Nichts. Das Letzte Gericht galt in Ägypten zunächst als das größte Geheimnis, das es gab. Von diesem absoluten Geheimwissen wusste der normale Ägypter überhaupt nichts, es war ausschließlich dem Pharao und der ägyptischen Elite vorbehalten. Es wurde nach allen Regeln der Kunst versiegelt, chiffriert und versteckt. So wurden Gräber mit raffinierten Fallen versehen, da man ihnen sonst das große Geheimnis entlocken konnte. Denn die heiligen Hieroglyphen an den Innenwänden der Grabkammern berichteten davon. Man operierte mit Scheintüren und falschen Kammern, sodass man Kopf und Kragen riskierte, wollte man dieses Geheimwissen erforschen. Um den genauen Ort vieler Gräber durfte ebenfalls niemand wissen, man tötete sogar je und je Baumeister und Sklaven, die eine Grabanlage errichtet hatten. Doch was wussten die alten Pharaonen, was wir nicht wissen?
DAS TOTENGERICHT IN ÄGYPTEN
Auch in Ägypten ging man davon aus, dass die Seele (Ka oder Ba) nach dem Tode weiterlebt. Man glaubte, sie trenne sich von dem Leib und befinde sich unversehens in einem Zwischenreich, Totenreich oder Jenseits. Nach dem Tod, im Jenseits, durchschreite die Seele, so der Glaube, zunächst die Todespforte, wo sie von einem gleißenden Licht geblendet wird. Anfangs lauern zahlreiche Gefahren auf sie. Die Seele wandert in der Folge durch ein Land der Finsternis und begegnet Dämonen aller Art, mit denen sie fertigwerden muss. Es gibt gefährliche Feuerseen, Wüsten und Seelenfallen. Diese kann man umgehen, wenn man die Namen der Dämonen kennt, die diese Fallen aufgestellt haben. Weiter muss die Seele, über die „Geografie“ im Jenseits Bescheid wissen, sie muss gefährliche Sümpfe umgehen und Ströme durchschiffen können. Diese Hölle trägt den Namen Duat. Es handelt sich um die Felder des Feuers, wo die Seelen der Verdammten gefoltert werden.
Aber man kann allen Gefahren trotzen, wenn man nur die richtigen Zaubersprüche kennt und die Namen der Dämonen. Wird man etwa von Geistern mit einem Krokodilskopf bedrängt, so betet man:
„Weiche von dannen, krokodilfratziger Dämon Sui!
Wahrlich, du hast keine Macht über mich!
Denn … ich lebe und wandle
durch die magische Kraft der Worte in mir …“ 3
Nachdem die Seele 6 Stunden in diesem Totenreich überlebt hat, wird sie vor ein Tribunal mit 42 Richtern geführt. Den Vorsitz führt der Gott Osiris, der Herrscher der Unterwelt, der König des Jenseits, der höchste Totenrichter. Osiris empfängt die Seele, starr und unbeweglich, denn er ist in Mumienbinden eingewickelt. Einige weitere Götter sind anwesend, wie der Gott Thot, der als Gerichtsschreiber tätig ist und alle Aussagen genau aufzeichnet. Vor den Richtern wird die Seele
befragt, beziehungsweise sie muss beteuern, dass sie sich bestimmter Sünden nicht schuldig gemacht habe. Tatsächlich ist die Litanei der Sünden lang. Schon im alten Ägypten kam der Mensch offenbar nicht ohne Sünde aus, nicht anders als heute. Unter anderem galten Mord, Betrug, Verleumdung, Streitsucht, Lügen, Ehebruch, Flüche, Hochmut und Übermut als Sünde.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Die Seele (Ka oder Ba), kann Osiris und die 42 Richter überzeugen, dass sie einen guten Lebenswandel geführt hat – oder eben nicht. Wird sie für schuldig befunden, muss sie im Duat, in der Hölle, bleiben, für alle kommenden Millionen von Jahren. Wird sie freigesprochen, warten die schönsten Überraschungen auf sie, die man sich vorstellen kann: Die Seele mutiert zu einem freien Geist, ja zu einem Gott, der jede Gestalt annehmen kann, die er
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