Die groeßten Faelschungen der Geschichte
man einen Schauprozess. Schließlich stimmten 683 von 749 Mitgliedern, einschließlich des ehemaligen Herzogs von Orléans, für den Tod Ludwigs XVI. Die Trommeln dröhnten so laut wie nie, als er unter die Guillotine gelegt und kurzerhand hingerichtet wurde. Die Nachricht vom Königsmord hallte durch ganz Europa.
Es bildete sich eine empörte Koalition aus Preußen, Österreich, Sardinien, England, Holland und Spanien gegen Frankreich, das vom Glück verlassen zu sein schien: Die eigenen revolutionären Armeen waren in einem erbärmlichem Zustand – viele Armeelieferanten waren bestechlich. Zahlreiche französische Soldaten desertierten aus dem Heer. Dadurch wurden Zwangsrekrutierungen unausweichlich. Man gab frisches Papiergeld aus, das sofort dramatisch an Wert verlor. Man
erhob neue Steuern, was den Zorn der Bevölkerung nach sich zog. Zu hohe Steuern kannte man bereits aus monarchistischen Zeiten! Also wurde, da sich der Staat ständig in Geldnöten befand, zunächst die aufstrebende Bourgeoisie ausgeplündert.
Wegen der ständigen Unruhen witterten die neuen Herrscher in Frankreich überall Verrat. Sie reagierten mit Polizeispitzeln und Überwachungskomitees, was viel über die Unsicherheit der neuen Demokratie verriet. Der Nationalkonvent stimmte sogar zu, ein Revolutionstribunal zu errichten, um Verdächtige ohne Berufung oder Revision aburteilen und einen Kopf kürzer machen zu können. Dieses am 6. April 1793 eingeführte Comité du salut public (= Wohlfahrtsausschuss) avancierte auf einmal zur mächtigsten Institution in Frankreich. Es konnte über Leben und Tod bestimmen. Der Wohlfahrtsausschuss kontrollierte die Generale, den Geheimdienst, die Beamten, die Außenpolitik und die Religion. Danton wurde zum Führer des Comité du salut public gewählt. Trotzdem häuften sich die Probleme: Die Getreidepreise erreichten einen neuen Höchststand. Die Bauern machten gegen die Beschlagnahmung ihrer Ernten mobil. Verordnungen, die die Preise für Brot niedrig halten sollten, wurden unterlaufen. Wer sich an die staatlich angeordneten Tiefstpreise hielt, wurde einfach nicht beliefert. Die Konsequenz: Überall brachen Hungerrevolten aus. Als wären es der Probleme noch nicht genug, verbündeten sich überdies in Marseille und Lyon Bürgerliche mit Adligen gegen ihre revolutionär gesinnten Bürgermeister und jagten sie aus ihren Ämtern. Entsetzt registrierten die radikalen Demokraten, dass das alte Regime immer noch nicht vollständig zu Grabe getragen worden war. Zu allem Überfluss riefen die „Rechten“ dazu auf, die Machenschaften der Pariser Kommune zu untersuchen und ihren unrechtmäßigen Einfluss auf die Gesetzgebung. Robespierre und die radikale „Linke“ riefen dagegen zur Rebellion auf. Die Konfusion war vollkommen, ein neuer Machtkampf war ausgebrochen. Ja, der König war tot, aber wer herrschte jetzt in Frankreich?
Schließlich klärten sich die Fronten: Danton, Robespierre und Marat, das tödliche Triumvirat, die „Linke“, wendete sich gegen die
Girondisten, die „Rechten“. Die Arbeiter und der Pöbel machten gegen den gut verdienenden Mittelstand mobil. In der Folge wurden die Girondisten gejagt und gehetzt, plötzlich galten sie als die Feinde des französischen Volkes. Danton, Robespierre und Marat errichteten eine Diktatur des Proletariats. Wieder schlug die Erregung hohe und höchste Wellen. Lautstark wurde eine neue Verfassung gefordert. Das Recht auf Privateigentum sollte empfindlich eingeschränkt, das Recht jedes Bürgers auf Versorgung, Erziehung und Widerstand dagegen gesetzlich verankert werden. Die ehemaligen bourgeoisen Demokraten verkrochen sich in ihre Mauselöcher, während der Wohlfahrtsausschuss – kein Name war je irreführender – nun unbarmherzig zuschlug. Und so verloren die Girondisten/Unternehmer/die Bourgeoisie ein Scharmützel nach dem anderen, sie verloren an vielen Fronten.
In diesem innerfranzösischen Machtkampf kaufte sich Charlotte Corday, eine Sympathisantin der Girondisten, ein 15 Zentimeter langes Küchenmesser. Es gelang ihr, Zugang zu dem ewig kranken Marat zu finden, der wie kein anderer das einfache Volk aufzuhetzen verstand und der für sie die radikale Arbeiterpartei verkörperte, die zahlreiche Morde auf dem Gewissen hatte. Marat befand sich gerade im Bad, wo er gewöhnlich seine Hautleiden behandelte und gleichzeitig seine Hetzreden schrieb, als ihn Charlotte Corday aufspürte. Sie zückte das Küchenmesser und stieß es ihm in die Brust.
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