Die groeßten Faelschungen der Geschichte
Exekutivrat zu ersetzen. Georges Danton wurde zum Justizminister gewählt, ein Jurist mit überdimensionalem Schädel und hohem Intellekt, der radikal, grob und gefühllos war, geld- und besitzgeil, der gotteslästerliche Reden hielt, in das Glücksspiel und in schöne Frauen verliebt war und hochgradig bestechlich. Gleichzeitig drangen die preußisch-österreichischen Truppen in Frankreich ein. Danton forderte mit donnernder Stimme, jeder brave Franzose müsse sich zum Kriegsdienst zur Verfügung stellen, ansonsten sei er mit dem Tode zu bestrafen.
Mit der Absetzung des Königs entledigte man sich auch der Priester, die vielen Radikalen immer noch ein Dorn im Auge waren. Hatten sie nicht ehemals mit ihren frommen Märchen die Monarchie unterstützt? Hatten sie das Volk nicht mit ihren bigotten Geschichten jahrhundertelang in Angst und Schrecken gehalten? Warum sollte sie der Staat jetzt durchfüttern? Zahlreiche Priester wurden ohne nachzudenken ins Gefängnis geworfen und ermordet, religiöse Orden einfach aufgehoben. Sondergerichte entledigten sich weiterer Feinde der Revolution. Überall vermutete man Verschwörer und Verräter, die Angst vor den ausländischen Truppen schlug in regelrechten Wahnsinn um, zumal der
Feind erste Siege verbuchen konnte. Außerdem regte sich inzwischen in einigen Provinzen Widerstand gegen die Revolution. Die Unordnung war perfekt. Panik griff um sich und verursachte Ermordungen am laufenden Band. Standgerichte exekutierten Monarchisten und jeden, der sich dem neuen Regime entgegenstellte. Der Pöbel zog in die Gefängnisse in Paris und schlachtete jeden ab, der verdächtigt erschien. Die Massaker forderten rund 1300 Todesopfer, aber die Gesetzgebende Versammlung wagte nicht, die Henker zu bestrafen. Danton selbst, der führende Kopf, wandte sich mit einem Achselzucken von den Septembermorden ab.
Eine neue Wahl sollte alle Probleme lösen. Robespierre setzte durch, dass diesmal die gesamte männliche Bevölkerung Frankreichs wählen durfte. Der Vorhang zum zweiten Akt der Revolution fiel, alle Errungenschaften standen auf Messers Schneide.
RADIKALISIERUNG UND SCHRECKENSHERRSCHAFT
Inzwischen waren die preußischen und österreichischen Truppen abgezogen. Die Feinde der Demokratie, wie sie in Frankreich genannt wurden, die Monarchen der Nachbarländer, witterten noch fettere Beute bei der Teilung Polens, die gerade anstand. Die Gefahr war damit zwar noch nicht endgültig gebannt, aber immerhin war den neuen Herren Frankreichs damit eine kleine Verschnaufpause gegönnt.
Die neue Wahl, die wiederum manipuliert wurde – Royalisten und Katholiken wurden von den Wahlurnen ferngehalten – beförderte 750 Delegierte in den Nationalkonvent, die beinahe alle der revolutionären Bourgeoisie zuzurechnen waren. Der Herzog von Orléans, der sich jetzt Bürger Philippe Egalité nannte, war mit von der Partie. Da die (gut verdienende) Mittelklasse nun die Zügel in der Hand hielt, wurde das freie Unternehmertum wieder zugelassen und gefördert. Weil jedoch Demokratie offenbar nicht ohne Gegensätze auskommen kann,
bildeten sich zwei neue Parteiungen. Auf der einen Seite standen Marat, Danton und Robespierre, die vereinfacht gesagt radikal die Sache des Proletariats vertraten, auf der anderen Seite die Girondisten – benannt nach einer Provinz in Frankreich mit der Hauptstadt Bordeaux –, die in dieser Phase eher dem Unternehmertum und der reichen Mittelklasse zugetan waren. Unzulässig vereinfacht würde man sagen, dass das einkommensschwache, einfache Volk der gut verdienenden Bourgeoisie den Kampf ansagte. Der neue Gegensatz sollte die folgenden Konflikte bestimmen.
Im Moment herrschte jedoch unangefochten die Bourgeoisie. Schon bald blies den neuen Herren der Gegenwind ins Gesicht. Im Ausland hatte man die antikirchlichen Gesetze registriert, die übrigen Monarchen Europas verfügten nach wie vor über Macht und Soldaten. Wieder fürchtete man in Frankreich das entschlossene Eingreifen anderer europäischer Mächte. Die Folge: Die „Linke“ erstarkte und riss erneut das Heft des Handelns an sich. Die Monarchie schien ihr das Übel dieser Welt zu repräsentieren. Und so beschloss der Nationalkonvent kopflos, Ludwig XVI. wegen Landesverrats den Prozess zu machen. 625 Geheimdokumente wurden entdeckt, die verrieten, dass der französische König mit dem Feind konspiriert hatte und insgeheim offenbar plante, die Zeit zurückzudrehen und die Monarchie wiederherzustellen. Übereilt arrangierte
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