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Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Die groeßten Faelschungen der Geschichte

Titel: Die groeßten Faelschungen der Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Fabian
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auf, Marie Antoinette, das „österreichische Weib“ (die Königin war österreichischer Herkunft), und den König ohne viel Federlesen ins Gefängnis zu werfen und die Köpfe der Minister einfach abzuschlagen. Der König reagierte voller Panik und beorderte erneut Truppen herbei.
    Gerüchte machten die Runde, der Monarch beabsichtige, mit Waffengewalt die Nationalversammlung aufzulösen, die sich längst als die eigentliche Vertretung der Nation sah. Marat und andere schlugen daraufhin vor, den König zu zwingen, nach Paris überzusiedeln, wo man ihn und seine infamen Schachzüge besser kontrollieren könne. Marktweiber zunächst, dann Tausende von erbitterten Franzosen marschierten wenig später frohlockend und zugleich voller Wut nach Versailles und verlangten, den König zu sehen. Der angstgeschüttelte König zeigte sich und versprach dem Mob, nach Paris umzuziehen, gemeinsam mit der Königin. Das johlende Volk begleitete die königliche Familie nach Paris, trunken von seinem Sieg. Die Demokratie hatte der Monarchie Zügel angelegt! In Paris und jetzt abhängig von seinen Untertanen, unterzeichnete der gedemütigte König wenig später die Menschen- und Bürgerrechte.
    In den Straßen von Paris umarmte man sich, eine völlig neue Zeit schien angebrochen zu sein. Und tatsächlich waren die Änderungen, die nun im politischen Raum Platz griffen, bedeutend: Die Machtbefugnisse des Königs wurden endgültig beschnitten, die Nationalversammlung kontrollierte höchst offiziell und mit dem Segen des Monarchen das Geschehen. Gleichzeitig war die anmaßende Aristokratie degradiert worden: Privilegien und Titel wurden aufgehoben, es wurde langsam gefährlich, von edler Abstammung zu sein.
    Erwachsene männliche Bürger, die einen gewissen Steuerbetrag zahlten, durften wählen und verfügten über die Macht – rund 4 Millionen Männer von 25 Millionen Menschen. Frankreich wurde in 83 Départements aufgeteilt und diese wiederum in 43.360 Kommunen. Strafen konnten nicht mehr willkürlich verhängt werden, das
Gesetz stand über allen Parteien. Zur Freude aller wurden Tortur und Pranger abgeschafft, nur die Todesstrafe behielt man bei. Um den Staatsbankrott, der noch immer drohend vor der Tür stand, zu vermeiden, nationalisierte man den kirchlichen Besitz: Man schloss Klöster und Abteien und enteignete den ersten Stand weitgehend. Priester, so entschied man, durften jetzt nur noch als beamtete Staatsdiener fungieren. Ja, man anerkannte den Katholizismus als Nationalreligion, duldete aber auch Juden und Protestanten. Eine neue Zeit war angebrochen, die Karten waren völlig neu gemischt.
    Viele Aristokraten flohen entsetzt, während man den König in Paris unter strenger Aufsicht hielt. Der Comte de Mirabeau, einer der führenden Revolutionäre, ein Spieler, Schürzenjäger und Lump, der ewig unter Schulden litt, ließ sich von dem verängstigten Monarchen bestechen, die kläglichen Überreste der königlichen Autorität zu retten – aber er versagte bei dem Versuch und starb. Ludwig XVI. erkannte zu spät, dass längst alle Felle davongeschwommen waren. Erst jetzt versuchte er, getarnt als Monsieur und Madame Korff, mit seiner Gemahlin und den Kindern heimlich in einer Kutsche zu fliehen. Aber in der Nähe der Grenze zum heutigen Belgien wurde die königliche Familie von Bauern entdeckt, die mit Mistgabeln bewaffnet waren. Sie wurde festgenommen und triumphierend wieder zurück nach Paris gebracht. Der König kroch erneut zu Kreuze und unterschrieb nun verängstigt alles, was man ihm vorlegte. Am 30. September 1791 erklärte sich schließlich die Nationalversammlung, „die denkwürdigste aller politischen Versammlungen“, für aufgelöst, im Glauben, genug geleistet zu haben. Der erste Akt der Französischen Revolution war beendet, doch in Wahrheit hatte sie noch nicht einmal richtig begonnen.
    DAS CHAOS WIRD ORGANISIERT
    Man kann nicht einfach die Macht an sich reißen und glauben, damit wäre alles in Butter. Mit dem Sturz des französischen Königs fühlten sich andere europäische Monarchen auf das Äußerte verunsichert und herausgefordert. Was in Paris geschehen war, konnte theoretisch auch in anderen Ländern passieren: Überall konnte die Krone herausgefordert werden, überall konnten Aufstände aufflackern und diese verdammte Demokratie eingefordert werden. Heimlich hatten sich der französische König und seine Königin längst an Preußen, Russland, Spanien, Schweden und Österreich-Ungarn gewandt, mit der

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