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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Zelt.
    »Du brauchst frische Luft«, sagte O-holi-bamah. »Du brauchst den Himmel über dir, um gesund zu werden.«
    »Das Licht der Sterne heilt.« Yaliths Stimme klang wie das sanfte Plätschern eines Baches. Aber in dieser Wüste gab es keine Bäche.
    Er folgte ihnen. Sie nahmen ihn an der Hand. Ihre Hände waren klein, wie die von Kindern. Sie führten ihn über scharfes Gras und spitze Steine, bis sie die Wüste erreicht hatten. Der Sand unter den bloßen Füßen war kühl.
    Im Silberschatten eines Felsens machten sie halt. »Laß uns eine Weile hier bleiben«, sagte O-holi-bamah. »Ehe es Tag wird, bringen wir dich zurück ins Zelt.«
    Er saß zwischen den beiden auf dem Stein, lehnte sich zurück und schaute in den Himmel. »Ich habe noch nie so viele Sterne gesehen.«
    »Gibt es dort, woher ihr kommt, keine Sterne?« fragte Yalith.
    »Doch. Aber unsere Atmosphäre ist getrübt.«
    Yalith faßte Dennys fest am Arm. »Es macht mir angst, wenn der wirbelnde Sand die Sterne verhüllt. Dann ist ihr Lied gestört und ich höre nicht mehr, was sie sagen.«
    »Was die Sterne sagen?«
    »Hör selbst!« forderte Yalith ihn auf. »Alarid meint, du kannst ihre Sprache verstehen.«
    Zuerst hörte Dennys nur die Stille der Wüste. Dann, aus weiter Ferne, das Brüllen eines Löwen. Hinter ihnen, in der Oase, zirpten verschlafen die Vögel; noch waren sie nicht bereit fürs Morgenkonzert. Affen schnatterten einander etwas zu. Dennys lauschte, konzentrierte sich auf einen hellen Sternhaufen. Schloß die Augen. Lauschte. Dachte, ein leises, kristallklares Klingen zu hören. Worte. Still! Werde gesund. Ruhe dich aus. Stifte Frieden. Fürchte dich nicht. Er lachte überrascht. Öffnete die Augen, blinzelte in die Sterne.
    Auch Yalith lachte. »Nun, was sagen sie?«
    »Sie sagten mir, ich soll gesund werden. Und Frieden stiften. Und keine Angst haben. So kam es mir jedenfalls vor, und ich glaube nicht, daß das bloß Einbildung war.«
    Wie gut, daß Sandy jetzt nicht hier war. Sandy, der Realist. Er hätte bestimmt behauptet, daß Dennys nach dem Hitzschlag unter Halluzinationen litt.
    »Ja, das ist es, was die Sterne dir sagen.« Yalith lächelte ihm zu. »Siehst du«, wandte sie sich an O-holi-bamah, »nicht jeder versteht die Sprache der Nacht. Und wenn die Sterne dir geboten, Frieden zu machen, Den, dann meinen sie vielleicht, du sollst zwischen meinem Vater und meinem Großvater vermitteln. Hörst du noch mehr?«
    Wieder lauschte Dennys. Der Wind raschelte in den
    Palmen. Es klang, als blätterte er in alten Büchern. Da waren Worte im Wind, aber sie ergaben keinen Zusammenhang. »Alles ist unklar. Ich verstehe nichts…«
    Yalith nahm ihre Hand von seinem Arm. Schüttelte verwundert den Kopf. »Ich glaube, der Wind sagt, bald werde er heftig über die Fluten blasen. Wie seltsam! Es sind Tagesreisen zur nächsten Wasserstelle. Was soll das bedeuten?«
    »Der Wind bläst, wo und wie er will«, sagte O-holi- bamah. »Manchmal ist er sanft und kühl, dann wieder wild und heiß. Wie gut, Den, daß du nicht zu einer Zeit kamst, in der der Wind den Sand aufwirbelt und wir uns in die Zelte verkriechen müssen. Deine Wunden heilen rascher, wenn der Wind sanft ist und die Früchte in den Gärten reifen.«
    Dann schwiegen sie, lauschten den Stimmen der Vögel und Affen, die erwacht waren, um den anbrechenden Tag zu grüßen. Vorsichtig griff Dennys nach Yaliths Hand. Sie drückte kurz seine Finger, löste sich von ihm, sprang auf. »Wir müssen dich wieder ins Zelt bringen. Du hättest beim ersten Mal nicht so lang im Freien bleiben dürfen. Wie fühlst du dich?«
    »Wunderbar«, sagte Dennys. »Nun ja, ein bißchen müde.« Er freute sich auf sein weiches Lager. Auf den Schlaf. Auf einen Schluck Wasser. Er unterdrückte ein Gähnen.
    »Komm!« O-holi-bamah hielt ihm ihre starken Arme entgegen. Zu seiner Überraschung brauchte er wirklich ihre Hilfe, um aufstehen zu können.
    Wenn Yalith und O-holi-bamah wieder Öle und Salben für Dennys‘ verbrannte Haut benötigten, gingen sie mit Anah oder Mahlah – sofern sie zufällig einmal da war – ans andere Ende der Oase, wo sich die Hütten und Läden drängten, zu Anahs Schwester Tiglah.
    »Es gefällt mir nicht, daß du diesen Ort aufsuchst«, sagte Japheth zu seiner Frau.
    Sie küßte ihn. »Wir warten ja draußen. Nie würde ich
    Yalith ein solches Haus betreten lassen, nicht einmal wenn Mahlah...«
    Japheth stöhnte auf. »Was ist bloß in Mahlah gefahren!«
    O-holi-bamah sagte

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