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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Yalith. »Ich bin sicher, daß sie Menschen sind!«
    » Riesenmenschen?«
    »Ja.«
    »Und du glaubst nicht, daß deine Eltern beunruhigt wären, wenn sie wüßten, daß du mit Riesen ausgehst, selbst wenn es Menschenriesen sind?«
    »Alle mögen sie...«
    »Ja? Außerdem sind sie noch jung. Viel zu jung.«
    »Das weiß ich doch.« Yalith ließ den Kopf noch tiefer hängen. »Aber ich glaube, daß dort, woher sie kommen, die Jahre anders zählen. Und ich bin bereit, zu warten.«
    »Auf welchen der beiden?« wollte Mahlah wissen.
    Yalith errötete. Sie dachte an die Zwillinge immer noch wie an Einen, der sich bloß zwei Orte teilte. »Erst sah ich in Großvater Lamechs Zelt den Sand. Und dann half ich den halbtoten Den gesund pflegen.«
    »Das erklärt keineswegs dein dummes Betragen. Eblis gibt dir alles, was du willst.«
    »Und wenn ich nun die Zwillinge wollte?«
    »Sei nicht verrückt!« rief Mahlah zornig und sprang von der Mauer. Anah und O-holi-bamah kamen soeben aus dem Haus. O-holi-bamah trug einen kleinen Krug.
    »Nun, Mahlah?« Anah starrte ihr beziehungsvoll auf den Bauch. »Bereitest du dich darauf vor, in dein eigenes Zelt zu ziehen?«
    Mahlah lächelte verächtlich und warf mit einem jähen Ruck ihr Haar in den Nacken. »Ich werde kein Zelt haben,
    sondern ein Haus. Ein Haus aus weißen Steinen.« Plötzlich wich sie zurück. Vor ihren Füßen ringelte sich eine Schlange, spreizte die Haube, ließ ein Juwel darin glänzen. »Ugiel...!« rief sie erschrocken.
    Für die Dauer eines Augenblicks schien die Schlange sich aufzubäumen, lavendelfarbene Schwingen zu entfalten. Weiße Haut schimmerte, zwei Augen leuchteten wie Amethyste. Doch das Trugbild zerrann, und die Schlange huschte davon.
    Yalith hatte nach O-holi-bamahs Hand gegriffen.
    Anah lächelte Mahlah säuerlich zu. »Spielt er dir oft solche Streiche?«
    Mahlah reckte stolz das Kinn. »Ugiel kommt nur zu mir, wenn ich allein bin.« Sie wandte sich an Yalith und zischte ihr zu, so leise, daß nur sie es hören konnte: »Wenn da nicht die beiden Riesen wären, würdest du dann mit Eblis ausgehen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Yalith. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    Jetzt sprach Mahlah lauter, auch für die anderen: »Sagt den Eltern, ich sende ihnen Nachricht, sobald ich vermählt bin.«
    »Bringst du es denn nicht übers Herz, sie vorher zu besuchen?« Yalith bettelte geradezu.
    Mahlah zuckte die Schultern. »Mag sein. Ich muß ins Haus.« Mit den Schultern schob sie die Perlenschnüre zur Seite, hinter ihr klirrten sie wieder aneinander.
    »Gehen wir«, sagte Anah. »Ich habe noch viel zu tun.« Gemächlich war sie gekommen, voll Ungeduld eilte sie davon.
    O-holi-bamahs Sanftmut war nicht zu erschüttern. »Wir müssen Anah und Tiglah von Herzen danken, daß sie uns die Salben geben.«
    »Sie tun es nicht umsonst«, sagte Yalith. »Ich mußte ihnen dafür meinen gesamten Anteil von den Feigen überlassen, und die Ernte fiel in diesem Jahr überreich aus. Und von dir forderten sie alle Mandeln.«
    O-holi-bamah stellte nur fest, was sie beide ohnehin wußten: »Anah und Tiglah haben nie gelernt, selbstlos zu handeln. So sind sie nun einmal.«
    »Aber Mahlah war früher nie so«, klagte Yalith. »Sie hat sich verändert. Ich erkenne sie nicht wieder.«
    Sie hüpfte erschrocken aus dem Weg. Eine Ratte war ihr über den Fuß gelaufen. Wieder flackerte eine hohe Gestalt auf, zuckten Schwingen, strahlten zwei leuchtende Augenpunkte – und schon war wieder nur der gedrungene Körper der Ratte zu sehen. Yalith dachte an den Drachen, also die Echse, also Eblis, der ihr alles Erdenkliche bieten würde. Und dann dachte sie an die Zwillinge. An den Sand, der sich in Großvater Lamechs Zelt vor ihr verneigt hatte. An den Den, der neben ihr auf dem Felsen gesessen hatte und die Sprache der Sterne verstand.
    Und sie wußte, daß sie nie mit Eblis gehen würde.
    Und jetzt erst sah sie die Tränen in O-holi-bamahs Augen. »Oholi!« rief sie überrascht.
    O-holi-bamah rang sich ein Lächeln ab. »Heute morgen sah ich mein Gesicht in der Wasserschüssel. Ach, Yalith, kleine Yalith, ich liebe meinen Vater doch! Und nun bin ich nicht mehr sicher, ob er wirklich mein Vater ist.«
    Yalith faßte nach ihrer Hand. »Da du ihn liebst, ist er dein wahrer Vater, was immer auch geschehen sein mag.«
    O-holi-bamah nickte ihr dankbar zu. »Ich bin froh, das zu hören.«
    »Du bist die Frau meines Bruders«, sagte Yalith, »und meine Freundin. Und wenn es so ist, wie mein

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