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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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El ihm in den Weingärten verkündet.«
    »Was El sagt, ist gut.« O-holi-bamah lächelte. »El sagte, Japheth werde sich vermählen. So kam ich zu euch.«
    »Hättest du nicht lieber gewartet?«
    »Ich liebe Japheth.« O-holi-bamahs Stimme klang zärtlich. »Ich weiß, wir sind beide noch sehr jung und zu unerfahren für die Ehe. Aber wir lieben einander. Wenn die Zeit kommt, werden wir Kinder haben.«
    Yalith seufzte. »Wie gern würde auch ich jemanden so lieben, wie du Japheth liebst.«
    »Hab Geduld, kleine Schwester. Deine Zeit wird ebenfalls kommen.«
    Sie hatten das weiße Haus mit den bunten Perlenschnüren am Eingang erreicht, das Haus, in dem Tiglah die Salben und Öle beschaffte. Hier warteten sie auf Anah, die ihnen jedesmal überdeutlich zu verstehen gab, welch außerordentliche Gefälligkeit sie ihnen als Vermittlerin erwies.
    Die Perlenschnüre glitzerten, klirrten leise aneinander, Tiglah kam heraus, Mahlah folgte ihr. Tiglah, die Rothaarige, Mahlah, die Schwarzgelockte; welch ein Gegensatz.
    »Wo ist Anah?« fragte Tiglah.
    »Sie kommt gleich.« O-holi-bamah schaute die Straße hinunter, auf der sich ihnen Anah langsam näherte.
    »Mahlah«, sagte Yalith, »ich bin froh, dich zu treffen. Ich muß mit dir sprechen.«
    Mahlah strich sich mit beiden Händen das Haar in den Nacken. »Wie sich das fügt! Ich wieder wollte mit dir reden. Komm doch herein!«
    »Nein.« Yalith wich zurück. »Bitte …«
    »Ich bürste dir die Haare«, lockte Mahlah, »damit sie so glänzen wie meine und die von Tiglah. Das macht dich noch schöner.«
    »Nein«, wiederholte Yalith.
    Mahlah zuckte die Schultern. »Wir können uns auch ins Freie setzen, während Anah und O-holi-bamah mit Tiglah die Salben holen.« Sie führte Yalith zu einer niedrigen Steinmauer. Yalith erschrak, als sie Mahlah genauer anschaute. Jetzt erst sah sie, daß sich deren Bauch unmißverständlich wölbte.
    »Mahlah!« rief sie. »Bitte! Bitte kommt zu den Eltern, du und Ugiel! Sagt ihnen, daß ihr verlobt seid.«
    Stolz strich sich Mahlah über die sanfte Rundung. »Wir werden sogar bald heiraten.«
    »Dann kommt doch endlich und offenbart euch. Mutter braucht Zeit, das Hochzeitsfest vorzubereiten.«
    »Nein«, sagte Mahlah hart. »Es wird kein Fest geben. So ist es nicht Brauch bei den Nephilim. Wir werden uns nach der Sitte der Nephilim vermählen.«
    »Aber Mutter…«
    Wieder strich sich Mahlah über den Bauch. »Tut mir leid. Tut mir wirklich leid. Bei meinen Schwestern hat sie ihren Willen gehabt. Wahrscheinlich wird sie auch bei dir ihren Willen haben. Aber ich folge meinen eigenen Wegen. «
    »Warum? Sind denn die alten Bräuche nicht gut genug für dich?«
    Mahlah lachte. »Die Bräuche ändern sich. Man muß mit der Zeit gehen.« Aus ihrer Stimme klang eine Schärfe, wie Yalith sie noch nie gehört hatte. So hatte bisher nur Ugiel gesprochen.
    Die Schwestern saßen Seite an Seite. Das Schweigen zwischen ihnen wurde immer bedrückender. Bis Yalith es endlich brach und fragte: »Was wolltest du mir sagen?«
    »Errätst du es nicht selbst?«
    »Nein.«
    »Eblis.«
    Yalith schaute sie überrascht an.
    »Du gefällst ihm«, sagte Mahlah. »Er bot dir an, dich zu unterweisen.«
    »Nein.«
    »Doch. Was spricht dagegen?«
    »Ich muß mich um den Den kümmern. Deshalb sind wir ja hier. Weil wir Salben für ihn holen.«
    Wieder glich Mahlahs Stimme eher jener Ugiels. »Das ehrt dich. Aber es hindert dich nicht daran, mit Eblis auszugehen. Begreife doch, was für eine Auszeichnung es ist, daß Eblis ein Auge auf dich geworfen hat!« Nie zuvor war Mahlah so seltsam beredt gewesen.
    »Ich weiß es zu schätzen…« sagte Yalith leise.
    »Worauf wartest du also noch?«
    »Ich muß beim Den bleiben«, flüsterte Yalith.
    »Ja, du pflegst ihn mit großer Aufopferung. Aber ist denn nicht ohnehin Oholi bei ihm?«
    »Sie ... sie ist Japheths Frau. Ihr Platz ist in Japheths Zelt. Sie zeigt mir, was ich tun muß, aber…«
    »Kleine Schwester«, sagte Mahlah, »sei keine Närrin!«
    Yalith starrte ihre nackten Zehen an. Dann brach es aus ihr hervor: »Ich fühle für Eblis nicht so stark wie für den Den und den Sand.«
    »Was sagst du da?« rief Mahlah erschrocken.
    »Du hast es gehört.«
    »Aber wir wissen ja nicht einmal, ob sie Menschen sind!«
    »Auch die Nephilim sind keine Menschen!« erwiderte Yalith heftig.
    »Dafür stehen sie über uns«, sagte Mahlah stolz. »Diese Zwillinge hingegen stehen tief unter den Menschen.«
    »Nein«, widersprach

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