Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
von Herzen gern mit Wohlthaten und Schätzen überhäuft, so war er wegen dessen Zukunft doch umsomehr besorgt. Er kannte ja seinen schwankenden, leicht erregbaren Charakter und hatte ihm Waffen nur ungern in die Hände gegeben, da er einen Mißbrauch derselben fürchtete. Diese Befürchtungen sollten sich leider bewahrheiten. Von Seiten des Königs von Huaheine – der ihm seine Tochter zur Frau gab und ihn, seinen Namen vertauschend, Poars nannte, unter dem er fernerhin bekannt ist, – mit Aufmerksamkeiten überhäuft, benutzte er seine hohe Stellung nur dazu, sich grausam und unmenschlich zu bezeigen. Stets mit Waffen versehen, versuchte er seine Geschicklichkeit im Gewehr-und Pistolenschießen nun an seinen armen Landsleuten. Er hinterließ ein Andenken des Saneckens und die Erinnerung an seine Mordthaten verknüpfte sich lange Zeit hindurch mit der an die Reise der Engländer.
Nach dieser Insel besuchte Cook Raiatea, wo er seinen, jetzt der Oberherrschaft beraubten Freund Oree wiederfand; dann landete er am 8. December bei Bolabola und taufte daselbst dem König Pouni einen Anker ab, den Bougainville seiner Zeit verloren hatte.
Während des langen Aufenthaltes an den Gesellschaftsinseln vervollständigte Cook seine Sammlung geographischer, hydrographischer, ethnographischer und naturhistorischer Notizen, wobei ihn vorzüglich Anderson, aber auch sein ganzer Stab unterstützte, da Jedermann einen löblichen Eifer an den Tag legte, die Fortschritte der Wissenschaft zu befördern.
. Am 24. December entdeckte Cook eine neue, unbewohnte niedrige Insel, wo seine Leute zahlreiche Schildkröten einfingen, und welche zu Ehren des bevorstehenden hohen Festes den Namen »Christmas« erhielt.
Obwohl schon siebzehn Monate seit seiner Abfahrt aus England verflossen waren, betrachtete Cook seine Reise doch erst als angefangen. In der That hatte er ja von den Hauptaufgaben seiner Instruction, den Norden des Atlantischen Oceans zu erforschen und daselbst eine Durchfahrt über den Continenten zu suchen, noch so gut wie nichts zur Ausführung gebracht.
II.
Entdeckung des Sandwich-Archipels. – Untersuchung der Westküste Amerikas. – Jenseits der Behrings-Straße. – Rückkehr nach dem Hawaï-Archipel. – Cook’s Tod. – Rückkehr der Expedition nach England.
Unter 160° der Länge und 20° nördlicher Breite bekamen die beiden Schiffe am 18. Januar 1778 die ersten Theile des Sandwich-oder Hawaï-Archipels in Sicht. Die Seefahrer überzeugten sich bald, daß die Gruppe bewohnt sei, denn es stießen von der Insel Atooi oder Tavaï eine große Anzahl Pirognen ab, welche sich um die Schiffe versammelten.
Die Engländer erstaunten nicht wenig darüber, diese Eingebornen die Sprache Tahitis reden zu hören. Man trat mit denselben auch bald in freundschaftliche Verbindung, und schon am nächsten Tage ließen sich viele Insulaner zum Besteigen der Schiffe bestimmen. Ihr Erstaunen und ihre Bewunderung beim Anblick so vieler unbekannter Gegenstände gaben sie ebenso durch Blicke wie durch Bewegungen und wiederholte Ausrufe zu erkennen. Doch kannten sie schon das Eisen, das sie »Hamaïta« nannten. So viele Merkwürdigkeiten und kostbare suchen erregten freilich auch ihre Habgier, und sie verschmähten kein erlaubtes oder unerlaubtes Mittel, sich in Besitz derselben zu setzen.
Baum, unter dem Cook den Venus-Durchgang beobachtete. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Geschicklichkeit und Neigung zum Stehlen waren bei ihnen nicht weniger entwickelt als bei den anderen Stämmen der Südsee; man mußte jede Vorsicht aufbieten – und auch das erwies sich oft noch nutzlos – um sich ihrer Diebereien zu wehren. Als die Engländer sich unter Führung des Lieutenant Williamson dem Ufer näherten, um zu sondiren und einen Ankerplatz auszuwählen, mußten sie den Widerstand der Eingebornen mit Gewalt brechen. Der Tod eines der Wilden schüchterte sie freilich schnell ein und flößte ihnen eine hohe Meinung von der Macht der Fremdlinge ein. Cook ließ sich, sobald als die »Resolution« und die »Discovery« verankert lagen, in der Bai von Quai-Mea an’s Land rudern.
Kaum hatte er dasselbe betreten, als sich ihm die, auf dem Strande zahlreich versammelten Eingebornen zu Füßen warfen und ihre tiefste Ehrerbietung zu erkennen gaben. Dieser ungewohnte Empfang versprach einen angenehmen Aufenthalt, denn an Proviant schien es hier nicht zu mangeln, und Früchte, Schweine und Geflügel strömten von allen Seiten zusammen.
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