Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
hier mit dem unglücklichen, schuldlosen Schlachtopfer gethan, das er seinem Gotte darbrachte, so hätte er dem Galgen, der einzigen für Mörder und Todtschläger bestimmten Strafe, unmöglich entgehen können.«
    Diese etwas erregte Auslassung Maï’s war hier nun freilich nicht am rechten Platze, und Cook mußte ihn daran erinnern, daß in verschiedenen Ländern eben verschiedene Sitten herrschten. Es wäre sinnlos gewesen, für diese in Tahiti zur Gewohnheit gewordenen Vorgänge hier dieselbe Strafe in Anwendung zu bringen, weil jene in London als Verbrechen aufgefaßt würden. Jeder ist Herr in seinem Hause, sagt schon ein althergebrachtes Sprichwort. Das haben die europäischen Mächte gar zu sehr vergessen. Unter dem Deckmantel der zu verbreitenden Civilisation vergossen sie nicht selten mehr Menschenblut, als ohne ihre rücksichtslose Intervention geflossen wäre.
    Bevor er Tahiti verließ, übergab Cook an O-Too noch die mit so großer Mühe aus Europa mitgenommenen Thiere. Es waren das Gänse, Enten, indische Hühner, Ziegen, Schafe, Pferde und Rinder. O-Too wußte seiner Dankbarkeit gegen den »Areeke no Pretone« (den König von Britannien) gar keinen Ausdruck zu leihen, vorzüglich als er sah, daß die Engländer eine Doppelpirogue, die er durch die geschicktesten Künstler als Geschenk für seinen Freund, den König von England, hatte anfertigen lassen, ihrer Größe wegen nicht an Bord nehmen konnten.
    Am 30. September verließen die »Resolution« und die »Discovery« Tahiti und gingen bei Eimeo vor Anker. Der Aufenthalt hierselbst sollte durch einen sehr peinlichen Vorfall gestört werden. Schon seit einigen Tagen waren nämlich kleinere Diebstähle vorgekommen, als nun auch eine Ziege gestohlen wurde. Cook ließ, um ein Exempel zu statuiren, fünf bis sechs Hütten einäschern und eine noch größere Zahl Piroguen anzünden, während er den König mit seinem ganzen Zorn bedrohte, wenn das Thier nicht sofort wieder zur Stelle geschafft würde.
    Sobald er Genugthuung erhalten, segelte der Commandant nach Huaheine, wo Maï sich niederlassen sollte.
    Durch reichliche Geschenke ließen sich die Häuptlinge des Bezirks von Ouare bestimmen, ein umfängliches Stück Land abzutreten. Cook errichtete darauf ein Haus und legte ringsum einen Garten an, der mit europäischen Gemüsen besäet wurde. Ferner schenkte er Maï zwei Pferde, Ziegen und Geflügel. Gleichzeitig überlieferte man ihm ein Panzerhemd nebst vollständiger Ausrüstung mit Pulvervorrath, Kugeln und Gewehren. Eine tragbare Orgel, eine Elektrisirmaschine Feuerwerkskörper, Acker-und Kühengeräthe vervollständigten die Sammlung nützlicher und wunderlicher Geschenke, welche den Tahitiern eine hohe Vorstellung von der europäischen Civilisation beibringen sollten. Es wohnte zwar eine verheirathete Schwester Maï’s hier auf Huaheine, deren Mann nahm jedoch eine zu niedrige Stellung ein, als daß er jenen vor Beraubung hätte schützen können. Cook erklärte also feierlichst, daß der Eingeborne sein Freund sei, daß er bald wiederkomme, um sich zu überzeugen, wie man denselben behandelt habe, und daß er Diejenigen hart bestrafen werde, welche sich hierin etwas zu Schulden kommen ließen.
    Diese Drohung verfehlte ihre Wirkung schon deshalb nicht, weil man einigen, kurz vorher von den Engländern auf frischer That ertappten Dieben wirklich die Haare rasirt und die Ohren abgeschnitten hatte. Etwas später ließ Cook in Raiatea die ganze Familie des Häuptlings Oreo gefangen nehmen, um die Wiederauslieferung einiger davongegangener Matrosen zu erzwingen. Ueberhaupt verminderte sich die Mäßigung, welche den Kapitän bei seiner ersten Reise so vortheilhaft auszeichnete, jetzt mehr und mehr. Er wurde jeden Tag herausfordernder und strenger, eine Sinnesänderung, welche für ihn die verderblichsten Folgen haben sollte.
    Die beiden Neuseeländer, die freiwilligen Begleiter Maï’s, wurden mit diesem ausgeschifft. Der ältere derselben bequemte sich leicht, auf Huaheine zu bleiben; der jüngere aber hatte eine so innige Zuneigung zu den Engländern gefaßt, daß man ihn fast nur mit Gewalt entfernen konnte, während er seine Anhänglichkeit auf die rührendste Weise kundgab. Als Cook die Anker lichtete, rief ihm Maï noch ein letztes Lebewohl zu; seine ganze Haltung und seine Thränen bewiesen dabei, daß er den ihn treffenden Verlust völlig zu würdigen wisse. Hatte Cook den jungen Tahitier, der sich ihm so vertrauensvoll angeschlossen, auch

Weitere Kostenlose Bücher