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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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seinen Leichnam den Strand empor, wobei sie einander an den Händen faßten, und konnten ihm in der Hitze nicht genug Schläge versetzen, obwohl er längst nicht mehr athmete.«
    So endete der berühmte Seeheld, vielleicht der größte, den England hervorgebracht hat. Die Kühnheit seiner Pläne wie die Ausdauer in der Durchführung und der Reichthum seiner Kenntnisse haben ihn zum Typus des wahren See-Entdeckungsreisenden gestempelt.
    Welche Dienste hat er allein der Geographie geleistet! Bei seiner ersten Reise bestimmte er die Lage der Gesellschaftsinseln, zeigte, daß Neuseeland aus zwei Landmassen besteht, durchschiffte die sie trennende Meerenge und nahm ihre Küste hydrographisch auf; endlich besuchte er die ganze Ostküste Neu-Hollands.
    Bei der zweiten Reise verwies er den vielbestrittenen südlichen Continent, den Traum der Geographen vom grünen Tische, in das Reich der Fabeln; er entdeckte Neu-Caledonien, Süd-Georgia, das Sandwichs-Land und drang auf der südlichen Halbkugel weiter vor als irgend ein anderer.
    Bei Gelegenheit seiner dritten Expedition hatte er den Hawaï-Archipel entdeckt und die Westküste Amerikas vom 43. Grade an, d. h. eine Strecke von mehr als dreitausendfünfhundert Meilen aufgenommen. Er war durch die Behrings-Straße eingedrungen und hatte sich in das Polarmeer, den Schrecken der Seefahrer, hineingewagt, bis ihm das Eis eine unüberwindliche Schranke entgegenthürmte.
    Seine Talente als Seemann bedürfen des Lobes an dieser Stelle nicht; seine hydrographischen Leistungen leben ja fort; was aber am meisten hervorgehoben zu werden verdient, das ist die stete Sorgfalt für das Wohl seiner Leute, welche es ihm ermöglichte, seine langen, aufreibenden Fahrten mit so verschwindend kleinen Verlusten durchzuführen.
    In Folge dieses unseligen Tages brachen die erschreckten Engländer ihre Zelte ab und zogen sich an Bord zurück. Vergebens suchten sie durch Bitten und Angebote wenigstens den Leichnam ihres unglücklichen Befehlshabers ausgeliefert zu bekommen. Schon wollten sie erzürnt Gewalt anwenden, als zwei mit Lieutenant King befreundete Priester ohne Wissen der Häuptlinge ein Stück Menschenfleisch im Gewichte von neun bis zehn Pfund herbeibrachten – das letzte, was ihrer Aussage nach von Rono’s Körper, den man der herrschenden Sitte gemäß verbrannte, noch übrig geblieben sei.
    Dieser Anblick mußte die Engländer natürlich reizen, Wiedervergeltung zu üben. Ihrerseits hatten die Insulaner den Tod von fünf Häuptlingen und etwa zwanzig anderen Männern zu rächen. Deshalb begegneten die Engländer stets auf dem Wege zum Wasserplatze einer wüthenden, mit Steinen und Stöcken bewaffneten Volksmenge. Um ein Exempel zu statuiren, ließ Kapitän Clerke, der nun die Führung der Expedition übernommen hatte, das Dorf der Priester einäschern und Jeden über die Klinge springen, der Widerstand zu leisten wagte.
    Zuletzt kam es doch noch zu Unterhandlungen, und am 19. Februar wurden den Engländern die Ueberreste von Cook, z.B. seine an einer breiten Narbe erkennbaren Hände, der Kopf, freilich ohne Haare, und einige andere Ueberbleibsel zurückgegeben. Drei Tage später erwiesen sie diesen theuren Resten ihres Kapitäns feierlich die letzten Ehren.
    Nun begann der Tauschhandel wieder, als ob gar nichts geschehen sei, und kein weiterer Zwischenfall störte das Ende des Aufenthaltes an den Sandwichsinseln.
    Kapitän Clerke hatte die Führung der »Discovery« dem Lieutenant Gore überlassen und seine Flagge nun an Bord der »Resolution« gehißt. Nach vollendeter Untersuchung der Hawaï-Gruppe segelte er dann nach Norden, besuchte Kamtschatka, wo ihn die Russen sehr freundlich empfingen, passirte die Behrings-Straße und drang bis 69°50’ nördlicher Breite vor, wo ihm das Packeis den Weg versperrte.
    Am 22. August 1779 verstarb auch Kapitän Clerke im Alter von achtunddreißig Jahren an Lungenschwindsucht. Nun übernahm Lieutenant Gore das Obercommando; derselbe ging nochmals bei Kamtschatka vor Anker, lief nachher Canton, später das Cap der Guten Hoffnung an und traf, nach mehr als vierjähriger Abwesenheit, am 1. October 1780 in der Themse ein.
    Kapitän Cook’s Tod betrauerte ganz England. Die königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu London, die mit ihm eines ihrer hervorragendsten Mitglieder verlor, ließ ihm zu Ehren eine Medaille schlagen, wozu die Kosten unter Betheiligung der ersten Persönlichkeiten des Landes durch öffentliche Subscription aufgebracht

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