Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
hindeutete.«
Wiederum schlug man also einen südlichen Kurs ein, und bald wurde Bouvet’s Ausdauer durch Auffindung eines Landes belohnt, das er »Cap Circoncision« nannte. Dasselbe war sehr hoch, mit Schnee bedeckt und von Eismassen umgürtet, welche es unmöglich machten, näher als sieben bis acht Meilen von der Küste heranzukommen. Es schien von Norden nach Süden eine Ausdehnung von vier bis fünf Meilen zu haben.
»Man bestimmte die Lage dieses Landes, sagt Fabre, nach den Karten Pitergos’, deren sich Bouvet bediente, zu 54° südlicher Breite und 26 bis 27° östlicher Länge von Teneriffa (= 5°30’ bis 6°30’ östlich von Paris).
Bouvet hätte das vor ihm liegende Land gern näher in Augenschein genommen und wenigstens mit Booten das Ufer zu erreichen gesucht, dichter Nebel und widrige Winde vereitelten aber ein derartiges Unternehmen, und er mußte sich begnügen, dasselbe aus der Ferne zu betrachten.
Am 3. Januar 1739, meldet Bouvet in seinem Berichte an die Compagnie, gewannen wir die während der letzten Tage eingebüßte Distanz wieder, und vermochten gegen vier Uhr Nachmittags, bei minder bedecktem Himmel, das Land schärfer zu erkennen; die in ihrer ganzen Ausdehnung ziemlich steile Küste bildete mehrere Buchten; der Gipfel der Berge lag in Schnee verhüllt, doch schienen die Abhänge derselben bewaldet.«
Nach wiederholten fruchtlosen Versuchen, an’s Ufer zu kommen, mußte Bouvet diese Absicht aufgeben. Seine Matrosen waren erschöpft von den Strapazen, entmuthigt und vom Skorbut entkräftet. Die »Marie« ward also nach der Isle de France entsendet, während die »Aigle« nach dem Cap der Guten Hoffnung steuerte, das sie am 28. Februar erreichte.
»Wir haben, sagt Bouvet in dem schon citirten Berichte, auf unbekannten Meeren zwölf-bis fünfzehnhundert Meilen zurückgelegt. Fast siebzig Tage lang litten wir durch einen gleichbleibenden, dichten Nebel. Vierzig Tage lang kreuzten wir zwischen dem Eise, beinahe täglich von Hagelschauern und Schneefällen überschüttet. Häufig waren Deck und Segelwerk dick mit Schnee bedeckt. Wanten und Tauwerk starrten in einer Eiskruste. Am 10. Januar gelang es nicht einmal, das kleine Marssegel zu streichen. Die Kälte war für meine nur mangelhaft bekleideten Leute, welche aus warmen Ländern herstammten, gar zu streng. Mehrere erfroren dabei die Hände oder die Füße. Und dennoch maßten wir immer manövriren, brassen oder Segel beisetzen und mindestens einmal täglich sondiren. Ein Matrose der ›Aigle‹ fiel, als er die Raa des kleinen Marssegels herabgelassen hatte, von der Kälte überwältigt, in das Marssegel des Fockmastes, so daß wir ihn mittelst eines Jölltaues herunterholen mußten und viele Mühe hatten, ihn wieder zu erwärmen. Anderen brachen die Thränen aus den Augen, wenn sie die Sondenleine aufholten. Trotzdem befanden wir uns damals in der besten Jahreszeit, und ich gab mir übrigens alle Mühe, der Mannschaft nach Kräften jede mögliche Erleichterung zu gewähren.«
Selbstverständlich konnte ein so geringfügiges Resultat die Indische Compagnie zu weiteren Unternehmungen in jene Gegenden nicht anspornen. Ohne nennenswerthe Vortheile zu bieten, drohten sie vielmehr Schiffen und Menschen mit dem Verderben. Immerhin bildete Bouvet’s Entdeckung den ersten erschütternden Schlag gegen den Glauben an das Vorhandensein eines südlichen Festlandes. Ein Beispiel war gegeben, dem mehrere Seefahrer, darunter zwei Franzosen, bald folgen sollten. Wir erwähnten obiger, sonst wenig bekannt gewordener Expedition nur deshalb mit einigen Worten, um dem Manne eine Anerkennung zu zollen, der als Pionnier für die Südpolfahrten zu betrachten ist, und dem der Ruhm zukommt, dem großen englischen Seefahrer James Cook den Weg vorgezeichnet zu haben.
Ein anderer Kapitän der Indischen Compagnie, der sich früher in manchem Treffen mit den Engländern ausgezeichnet hatte, Jean François Marie de Surville, sollte dreißig Jahre später in Oceanien werthvollere Entdeckungen machen und fast gleichzeitig mit Cook das früher von Tasman entdeckte und von diesem Staatenland getaufte Gebiet wieder auffinden. Das geschah aber unter folgenden Umständen:
Die Herren Law und Chevalier, zwei Administratoren in Französisch-Indien, hatten beschlossen, auf eigene Kosten ein Schiff zu Handelszwecken in den südlichen Meeren auszurüsten. Sie gewannen Surville für ihre Absichten und sendeten ihn nach Frankreich, um bei der Compagnie die nothwendige
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