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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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geschnitzten, umgekehrt kegelförmigen Holzstücke überragt. Hier bestieg Koah mit Cook eine Art Tisch, unter dem neben einem Haufen Früchte ein schon verfaultes Schwein lag. Dann brachten ein Dutzend Männer dem Kapitän in feierlichem Aufzuge ein lebendes Schwein dar und ein Stück rothen Stoff, mit dem er bekleidet wurde. Hierauf sangen die Priester einige religiöse Hymnen, während die übrige Versammlung vor dem Eingange des Morar andachtsvoll auf den Knieen lag.
    Nach verschiedenen anderen Ceremonien, deren Aufzählung hier zu weit führen würde, brachte man dem Kapitän noch ein vollständig geröstetes Schwein, sowie die Früchte und Wurzeln, welche zur Bereitung der Ava dienen.
    »Die Ava, sagt Cook, wurde, als sie fertig war, in der Runde umhergereicht, und als wir Alle davon gekostet hatten, theilten Koah und Pareea das Fleisch des Schweines in kleine Stücke und steckten sie mir und meinen Leuten in den Mund.« – »Ich ließ es ohne Widerwillen zu, äußerte sich darüber der Lieutenant King, daß mir Pareea, der sehr reinlich erschien, die Speise darreichte, Cook selbst aber, dem Koah dieselben Dienste leistete, konnte im Gedanken an das verfaulte Schwein kein Stückchen hinunter würgen; der Greis wollte seine Höflichkeit verdoppeln und bot ihm nun das Fleisch ganz zerkaut an, wobei sich, wie man leicht errathen wird, bei dem Kapitän die Empfindung des Ekels nur steigerte.«
    Nach der Ceremonie wurde Cook von Leuten mit dünnen Stäben in den Händen nach seinem Boote zurückgeführt. Jene murmelten dabei dieselben Worte und Phrasen wie beim Betreten des Landes, während das Volk am Saume des Weges kniete.
    Diese Ceremonien wiederholten sich, so oft Cook an das Ufer kam. Immer ging vor ihm ein Priester mit dem Ausrufe her, daß Rono an’s Land gestiegen sei, und befahl den Umstehenden, niederzuknieen.
    Konnten die Engländer nun auch mit den Priestern, die sie mit Zuvorkommenheit und Geschenken halb erstickten, sehr zufrieden sein, so war das mit den »Carers« oder Kriegern doch keineswegs der Fall.
    Diese unterstützten nämlich die täglich vorkommenden Diebstähle und trugen wohl auch an den häufigen Uebervortheilungen die meiste Schuld.
    Bis zum 24. Januar 1779 fiel indessen nichts Besonderes vor. Am genannten Tage wunderten sich die Engländer, keine Pirogue zur Eröffnung des gewohnten Handels vom Ufer abstoßen zu sehen. Die Ankunft Terreeoboo’s hatte die Bai mit dem »Tabu« belegt und dadurch jede Verbindung mit den ihre Fremden abgeschnitten. Am nämlichen Tage besuchte nur dieser Häuptling oder König ohne alle Umstände die Shiffe. Er kam in einer einfachen Pirogue mit seiner Gattin und seinen Kindern. Am 26. stattete Terreeoboo dann seine officielle Visite ab.
    »Da Cook bemerkt hatte, heißt es in dem Berichte, daß der Fürst wieder an das Land gehen wollte, fuhr er ebenfalls nach dem Strande und kam fast gleichzeitig mit ihm an. Wir führten Alle dort in das Zelt; kaum hatten sie sich niedergelassen, als der König sich wieder erhob und mit graziöser Bewegung seinen eigenen Mantel über Cook’s Schultern warf; dann setzte er ihm einen Kopfschmuck aus Federn auf und legte noch einen merkwürdig gestalteten Fächer in die Hände Cook’s, zu dessen Füßen er noch fünf bis sechs sehr schöne und werthvolle Mäntel ausbreiten ließ.«
    Terreeoboo und die Häuptlinge seines Gefolges fragten die Engländer inzwischen häufig nach dem Zeitpunkte ihrer Abreise. Der Befehlshaber wünschte sehr, die Ansicht der Hawaïer über die Engländer kennen zu lernen. Er hörte dabei nur, daß sie der Meinung wären, jene kämen aus einem Lande, wo es an Nahrungsmitteln fehlte, und wollten sich hier »nur die Bäuche füllen«. Die Magerkeit einiger Matrosen und der Eifer, mit dem man Lebensmittel verlud, hatten in ihnen diese Anschauung erweckt. Doch fürchteten sie, trotz der seit Ankunft der Engländer verbrauchten großen Masse, keineswegs eine Erschöpfung ihrer eigenen Vorräthe. Wahrscheinlich wünschte der König sich nur einige Zeit, um ein würdiges Geschenk vorzubereiten, das er den Fremden bei ihrer Abreise überreichen wollte.
    Am Vorabend des hierzu bestimmten Tages ersuchte der König die Kapitäne Cook und Clerke wirklich, nach seiner Residenz zu kommen. Hier lagen ganze Berge von Vegetabilien aller Art, Packete mit Stoffen, gelbe und rothe Federn aufgespeichert, und tummelte sich eine ganze Heerde Schweine. Es war das eine freiwillige Gabe der Unterthanen an ihren König,

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