Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Franzosen nichts weiter zu unternehmen. Zur Erreichung dieses Zweckes verfiel er auf ein etwas ungewöhnliches Mittel. Er besetzte nämlich die eingebrachte Pirogue mit zwei Neger-Matrosen, denen man die Köpfe weiß gepudert und eine Kleidung angelegt hatte, welche die Eingebornen leicht irre führen mußte.
Wirklich ruderte bald eine Pirogue auf die »St. Jean Baptiste« zu, deren Insassen sich, als sie Zwei der Ihrigen scheinbar im Tauschhandel mit dem Schiffe sahen, nur noch argloser näherten. Als die Franzosen das Gelingen ihres Planes gesichert glaubten, schickten sie zwei Boote zum Einfangen der Wilden ab. Diese witterten Unheil und entflohen, wobei sie bald offenbar an Distanz gewannen, so daß ihre Verfolger sich entschlossen zu feuern, um sie zum Anhalten zu zwingen. Einer der Eingebornen fiel auf der Stelle und brachte die Pirogue, als er in’s Wasser stürzte, zum Kentern, während der Andere, ein Bursche von vierzehn bis fünfzehn Jahren, schwimmend den Strand zu erreichen suchte.
»Endlich erhascht, vertheidigte er sich heldenmüthig und verwundete noch Die mit den Zähnen, welche ihn zu bändigen suchten. An Händen und Füßen gebunden, brachte man ihn nach dem Schiffe. Hier stellte er sich eine volle Stunde lang todt; als man ihn aber aufrecht hinsetzte und er, seiner Rolle getreu, sofort umfiel, bemerkte man recht wohl seine Bemühung, mit der Schulter eher als mit dem Kopfe auf das Verdeck aufzuschlagen. Als er seiner Rolle müde wurde, öffnete er die Augen, und verlangte, da er die Mannschaft essen sah, nach Schiffszwieback, den er, seinen ausdrucksvollen Zeichen nach, mit größtem Appetit verzehrte. Aber auch jetzt sorgte man dafür, ihn soweit gefesselt zu halten, daß er nicht unversehens in’s Meer springen konnte.«
Im Laufe der Nacht war man genöthigt, die andrängenden Piroguen, welche das Schiff überrumpeln wollten, mit Gewehrschüssen zu vertreiben. Am folgenden Tage nahm man den jungen Eingebornen mit in ein Boot und brachte ihn nach einem Eilande, das seitdem den Namen »Insel de l’Aiguade« erhielt. Kaum hatte jener das Land betreten, als man noch rechtzeitig bemerkte, daß es ihm gelungen war, seine Fesseln mit einer scharfrandigen Muschelschale fast vollständig zu zerschneiden.
Der junge Wilde wurde später auf einem anderen Wege wieder nach dem Ufer des Meeres geführt, warf sich aber, als er bemerkte, daß man ihn wieder mit einschiffen wollte, zu Boden und wälzte sich heulend und die Zähne in den Sand eindrückend umher.
Die Matrosen entdeckten nach mancher vergeblichen Bemühung eine reichliche Quelle, an der sie Wasser fassen und Holz holen konnten. Ein in der Nähe stehender Baum, den man fällte, schien geeignet zum Färben, denn Meerwasser nahm von ihm eine blutrothe Farbe an. Man kochte versuchsweise dessen Rinde aus, und auch Baumwolle, welche in den Absud getaucht wurde, färbte sich darin schön roth.
Etwas Palmenkohl, schmackhafte Austern und andere genießbare Muscheln lieferten der Mannschaft recht werthvolle Nahrungsmittel. Auf der »St. Jean Baptiste« befanden sich eben ziemlich viele Skorbutkranke. Surville hatte gehofft daß diese Rast ihre Wiederherstellung beschleunigen sollte; der sechs volle Tage anhaltende starke Regen verschlimmerte dagegen deren Zustand eher nach weiter, so daß Drei derselben vor der Wiederabfahrt mit Tode abgingen.
Der Ankerplatz erhielt den Namen der »Praslin-und die große Insel oder der Archipel, zu dem er gehört, wegen der Falschheit der Bewohner den des »Landes der Arsaciden«.
Man sammelte die hie und da verstreuten Waffen. (S. 259)
»Der Praslin-Hafen, sagt Fleurieu, würde einer der besten der Welt sein, wenn er nur einen günstigeren Ankergrund besäße. Er ist fast kreisrund, mindestens wenn man ihm die von der Haltestelle der ›St. Jean Baptiste‹ aus sichtbaren Inseln hinzurechnet…. Der bösartige Charakter der Stämme, welche in dieser Gegend hausen, gestattete es leider nicht, in das Landesinnere etwas weiter vorzudringen, so daß sich die Beschreibung auf die Strecken längs der Seeküste beschränken muß. Angebauten Boden fand man nirgends, weder am Strande, den die Boote bis zum Grunde des Hafens passirten, noch auf der, mehrfach in ihrer ganzen Ausdehnung untersuchten Insel de l’Aiguade.«
Das sind die ganzen, ziemlich oberflächlichen Nachrichten, welche Surville theils selbst sammelte und theils durch seine Leute erhielt. Vervollständigt wurden dieselben nach manchen Seiten
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