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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Bewegung auf dem Schiffe sprangen sie in ihre Piroguen oder unmittelbar in’s Meer. Nur ein Einziger trat etwas vertrauensvoller auf. Surville ließ ihm einige Geschenke überreichen. Der Indianer stattete seine Erkenntlichkeit dafür dadurch ab, daß er durch Geberden eine Stelle im Grunde der Bai bezeichnete, wo man Wasser finden könne.
    Der Commandant gab darauf hin Befehl, die Boote klar zu machen, deren Führung er seinem zweiten Officier, Namens Labbé, anvertraute.
    »Die Wilden schienen nur auf die Abfahrt der Boote vom Schiffe zu warten, sagt Fleurieu in seinen ›Entdeckungen der Franzosen‹, denn jene hatten kaum abgestoßen, als ihnen auch schon alle Piroguen nachfolgten. Eine der letzteren schien die übrigen zu führen; es war diejenige, in welcher sich der Indianer befand, der Surville über die Lage eines Wasserplatzes unterrichtete. Im Hintertheile derselben stand ein Mann aufrecht mit belaubten Zweigen in den Händen, die er in Kopfhöhe hielt und tactmäßig hin und her schwenkte. Ja der Mitte der nämlichen Pirogue stand auch noch ein junger Mann, gestützt auf einen langen Spieß, mit ruhig-ernster Würde aufrecht. Seine Ohren und Nasenscheidewand waren mit rothen Blumen geschmückt und das Haar weiß gepudert.«
    Gewisse auffällige Bewegungen erweckten indeß bald den Verdacht der Franzosen, welche sahen, daß sie in eine Art Sackgasse gelockt werden sollten, in der sich, den Versicherungen der Wilden nach, ein Süßwasserquell befände. Trotz des Drängens der Eingebornen hütete sich Labbé doch, seine Boote bei nur zwei bis drei Fuß Wasser über schlammigem Grunde weiter vorwärts gehen zu lassen. Er sendete zur näheren Untersuchung vielmehr nur einen Korporal mit vier Mann voraus. Diese kehrten sehr bald mit der Meldung zurück, daß sie statt der vorgeblichen Quelle nur einen Morast gefunden hätten, in dem man bis zum Gürtel einsinke. Offenbar planten die Wilden also einen Verrath. Labbé ließ ihnen jedoch nicht merken, daß er ihre Absicht durchschaut habe, sondern begehrte von ihnen nur die Nachweisung eines Wasserplatzes.
    Die Eingebornen führten die Boote hierauf nach einer drei Meilen entfernten Stelle, von der aus man die Schiffe nicht sehen konnte. Noch einmal wurde der Korporal mit einigen Leuten an das Land gesendet; er fand daselbst aber eine sehr dürftige Quelle, die kaum zur Stillung des Durstes für ihn und seine wenigen Begleiter ausreichte. Während seiner Abwesenheit versuchten die Eingebornen auf jede Weise, Labbé zum Betreten des Landes zu bewegen, indem sie auf den Ueberfluß an Cocosnüssen und anderen Früchten hinwiesen, während sie sich sogar des Stoggers oder Bootshakens der Schaluppe zu bemächtigen suchten.
    »Ueberzweihundertfünfzig Insulaner, heißt es in dem Berichte, ausgerüstet mit Lanzen von sechs bis sieben Fuß Länge, mit hölzernen Keulen, Bogen und Steinen versehen, manche davon durch Schilde gedeckt, waren am Strande versammelt und beobachteten die Bewegungen der Boote. Als das kleine, aus fünf Mann bestehende Detachement wieder vom Ufer abstoßen wollte, sprangen die Wilden auf dasselbe zu, verwundeten einen Soldaten durch Keulenschläge, den Korporal durch einen Lanzenstich und die Anderen auf verschiedene Weise. Labbé selbst trafen zwei Pfeile in die Schenkel und ein Stein an den Fuß. Jetzt gab man Feuer auf die Verräther. Schon die erste Salve machte sie erstarren, vorzüglich weil die in ganz kurzer Entfernung abgegebenen Schüsse eine verheerende Wirkung hervorbrachten. Dadurch gewann man Zeit, ein zweites Mal zu laden und zu feuern, wodurch die Gegner in die Flucht getrieben wurden und wobei sie der Tod ihres Häuptlings noch mehr zur Eile zu drängen schien. Labbé selbst hatte diesen nämlich daraus erkannt, daß er von den Kriegern getrennt stand, die Hände gen Himmel erhob und wie zur Anfeuerung der Krieger an seine Brust schlug; Labbé zielte und streckte ihn durch einen glücklichen Schuß nieder. Die Wilden schleppten ihre Verwundeten mit hinweg, ließen aber zwischen dreißig und vierzig Todte am Platze. Jetzt gingen die Franzosen an’s Land, sammelten die da und dort verstreuten Waffen der Feinde, verbrannten die vorgefundenen Piroguen und nahmen nur eine derselben im Schlepptau mit.«
    Surville wünschte indessen lebhaft, einen Eingebornen in seine Gewalt zu bringen, der ihm als Führer dienen und, nach gewonnener Einsicht in die Ueberlegenheit europäischer Waffen, seine Landsleute bestimmen könnte, gegen die

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