Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
jene so sicher wären, wie bei schönem Wetter im Hafen von Brest.«
Sofort wurden andere Boote zur Aufsuchung der Schiffbrüchigen ausgesendet und den Eingebornen Belohnungen versprochen, wenn es ihnen gelänge, Einen oder den Anderen zu retten; mit der Rückkehr dieser Schaluppen schwand auch die letzte Hoffnung… Alle hatten einen jämmerlichen Tod gefunden.
Achtzehn Tage nach dieser Katastrophe verließen die Fregatten den »Hafen der Franzosen«. In der Mitte der Bai, auf der Insel, welche aus jener Veranlassung den Namen des »Cenotaphiums« erhielt, ließ Laporouse noch ein Denkmal zur Erinnerung an die Verunglückten errichten.
Auf demselben las man folgende Inschrift:
»Am Eingange zu diesem Hafen kamen einundzwanzig brave Seeleute um!
Wer Ihr auch seid, mischt Eure Thränen mit den unseren.«
Am Fuße des Monuments wurde eine Flasche mit dem Berichte über das traurige Ereigniß eingegraben.
Der Hafen der Franzosen, gelegen unter 58°37’ nördlicher Breite und 129°50’ westlicher Länge, bietet unleugbare Vortheile, freilich auch sehr bedeutende Schwierigkeiten, wozu vorzüglich die starke Strömung im Fahrwasser desselben zu zählen ist.
Frauentypus aus dem Hafen der Franzosen. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 314.)
Das Klima ist weit milder als das in der unter gleicher Breite gelegenen Hudsons-Bai; auch die Vegetation entwickelt sich hier weit üppiger. Fichten von sechs Fuß Durchmesser und hundertvierzig Fuß Höhe sind hier keine Seltenheiten; Sellerie, Sauerampher, verschiedene Bohnen, wilde Erbsen, Wegwart und Rachenblumen findet man allerwegen neben einer großen Menge Gemüsepflanzen, welche zur Erhaltung der Gesundheit der Mannschaft nicht wenig beitrugen.
Das Meer lieferte Lachse, Forellen, Zwergdorsche und Schollen in Ueberfluß.
So nähern sich jene einer Heerde Hirsche. (S. 316.)
In den Wäldern der Nachbarschaft hausen braune und schwarze Bären, Luchse, Hermeline, Marder, Fehs, Eichhörnchen, Biber, Murmelthiere, Füchse, Elennthiere und Steinböcke; das kostbarste Pelzwerk stammt von den Seeottern, den Seewölfen und Seebären.
»Wenn diese Gegend, sagt Lapérouse, bezüglich des Pflanzen-und Thierreiches auch nicht allein steht, so bietet sie doch gewiß einen Anblick ohne Gleichen, und ich glaube kaum, daß die tiefen Thäler der Alpen oder Pyrenäen ebenso großartige und pittoreske Bilder aufzuweisen haben; ja, sie verdiente gewiß den Besuch aller Naturfreunde, wenn sie nur nicht am äußersten Ende der Erde läge.«
Lapérouse’s Aufzeichnungen über die Eingebornen verdienen gleichfalls der Vergessenheit entrissen zu werden.
»In ihren Piroguen schwärmten stets Indianer um unsere Fregatten herum; sie ruderten meist zwei bis drei Stunden hier-und dorthin, bevor sie sich zum Verkaufe einiger Fische oder weniger Otternfelle entschlossen; dabei ergriffen sie jede Gelegenheit, uns zu bestehlen; jedes Stück Eisen, welches nicht gar zu sehr befestigt war, rissen sie los und suchten unsere Aufmerksamkeit auf jede Weise zu täuschen. Ich ließ die hervorragenderen Persönlichkeiten derselben zu mir an Bord kommen und überhäufte sie mit Geschenken; dieselben Leute aber, die ich mit solcher Auszeichnung behandelte, schämten sich nicht, einen Nagel oder ein altes Beinkleid zu stehlen. Wenn sie einen heiteren und freundlichen Gesichtsausdruck annahmen, konnte ich sicher sein, daß sie sich heimlich etwas angeeignet hatten, und häufig stellte ich mich absichtlich, als habe ich nichts bemerkt.«
Die Frauen spalten sich die Unterlippe in der ganzen Breite der Kinnlade; in dieser Oeffnung tragen sie eine Art henkellosen Holzknopf, der sich an das Zahnfleisch stützt und »dem die gespaltene Oberlippe an der Außenseite als Kranz dient, so daß der Theil unter dem Munde oft zwei bis drei Zoll weit hervorragt«.
Das unbeabsichtigte längere Verweilen Lapérouse’s im Hafen der Franzosen verhinderte ihn, sich an anderen Punkten aufzuhalten und die übrigen Einbuchtungen der Küste näher zu untersuchen, denn er mußte auf jeden Fall im Monat Februar in China eintreffen, um im Laufe des folgenden Sommers die Küsten der Tatarei zu erforschen.
Er berührte also nur vorübergehend den Eingang zum Croß-Sund, an dessen Seiten sich hohe, schneebedeckte Berge erhoben, die Bai der Insel Cook’s, das Cap Enganno, ein niedriges Land, das weit in das Meer hinausreicht und den Berg St. Hyacinthe – Cook’ Berg und Cap Edgecumbe – trägt, die Einfahrt nach
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