Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
sollten.
    Der Theil des Oceans, über den die Franzosen segelten, war nahezu unbekannt. Seit langer Zeit schon befuhren zwar die Spanier denselben, ließen aber in Folge einer höchst eifersüchtigen Politik ihre Entdeckungen und Beobachtungen in demselben nicht bekannt werden. Lapérouse beabsichtigte übrigens einen westlichen Kurs bis zum 28. Grade der Breite zu steuern, wo nach Angabe der Geographen die Insel Nuestra-Señora de la Gorta liegen sollte.
    Vergeblich suchte er nach dieser während einer langen Kreuzfahrt, wobei ungünstige Winde die Geduld der Seefahrer häufig auf eine sehr harte Probe stellten.
    »Unser Segel-und Takelwerk, sagt er, zeigte uns täglich, daß wir schon sechzehn volle Monate auf See waren; immer und immer wieder zerrissen verschiedene Taue, und die Segelmacher konnten kaum fertig werden, die völlig abgenutzte Leinwand wenigstens in brauchbarem Zustande zu erhalten!«
    Am 5. November wurde eine kleine Insel oder vielmehr ein vereinzelter Felsen von fünfhundert Toisen Länge entdeckt, auf dem nicht ein einziger Baum wuchs, während ihn eine dicke Schicht Guano bedeckte. Er lag unter 23°34’ nördlicher Breite und 166°52’ westlicher Länge von Paris. Das Meer war ganz ruhig und die Nacht sehr schön. Plötzlich bemerkte man um halb ein Uhr des Nachts, kaum zwei Kabellängen vor der »Boussole«, eine Klippenreihe. Das Wasser um die Schiffe machte nicht das geringste Geräusch und brandete nur an verschiedenen entfernteren Stellen. Sofort drehte man nach Backbord bei; dieses Manöver nahm aber doch einige Zeit in Anspruch und das Fahrzeug befand sich kaum noch eine Kabellänge von den Felsen, als es noch glücklich wendete.
    »Wir entgingen damit der schlimmsten Gefahr, sagt Laperouse, die einen Seemann nur bedrohen kann, und ich muß meiner Mannschaft das Lob ertheilen, daß sie mir auf das Wort gehorchte und jeden Befehl auf das sorgsamste ausführte. Der kleinste Mißgriff in den Manövern, die wir vornehmen mußten, um uns von den Klippen zu entfernen, hätte ohne Zweifel den Untergang herbeigeführt.«
    Da diese Untiefe noch nicht bekannt war, ließ man es sich angelegen sein, sie näher zu untersuchen, damit andere Seefahrer nicht in die nämliche Gefahr geriethen. Lapérouse entzog sich dieser Verpflichtung nicht und nannte sie dann die »Untiefe der französischen Fregatten«.
    Am 14. December kamen die »Boussole« und die »Astrolabe« in Sicht der Mariannen, wo man nur auf der Vulkan-Insel Assomption an’s Land ging; die Lavaströme haben hier tiefe Schluchten und Abgründe gebildet, an deren Rande einige verkrüppelte Cocosbäume stehen, mit Lianen und wenigen anderen Pflanzen dazwischen. Kaum hundert Toisen kam man in einer Stunde vorwärts. Aus-und Einschiffung gestalteten sich gleich schwierig, und die hundert Cocosnüsse, Muscheln und unbekannten Bananen, welche die Naturforscher mit zurückbrachten, wogen die Gefahren nicht auf, denen man sich deshalb ausgesetzt hatte.
    Es war unmöglich, sich in diesem Archipel noch länger aufzuhalten, wenn man die Küste Chinas erreichen wollte, bevor die dort etwa befindlichen Schiffe abgingen, welche eine Uebersicht der Arbeiten der Expedition an der Küste Amerikas und einen Bericht über die Fahrt bis Macao mitnehmen sollten. Nachdem er die Lage der Basches bestimmt, ohne bei denselben zu verweilen, bekam Laporouse am 1. Januar 1787 das Gestade von China in Sicht und ankerte am folgenden Tage auf der Rhede von Macao.
    Hier fand Laporouse eine kleine französische Flotte unter dem Befehle des Schiffsfähnrich de Richery, welcher beauftragt war, zum Schütze des Handels an den östlichen Küsten zu kreuzen. Die Stadt Macao ist zu bekannt, als daß wir uns mit Laporouse hier aufhalten sollten, um sie näher zu beschreiben. Die Plackereien aller Art, mit denen die Chinesen Tag für Tag die Europäer belästigten, und die wiederholten Demüthigungen, denen diese in Folge eines, auf der einen Seite ebenso tyrannischen, wie auf der anderen Seite lässigen Regierungssystems ausgesetzt waren erregten den lebhaften Unwillen des französischen Befehlshabers und gaben ihm den dringenden Wunsch ein, daß einmal eine internationale Expedition jener unerträglichen Lage ein Ende bereiten möge.
    Die durch die Expedition von der Küste Amerikas mitgebrachten Pelzwaaren wurden in Macao für zehntausend Piaster verkauft. Der Ertrag sollte später unter die Mannschaften vertheilt werden, und der Vorstand der dortigen schwedischen

Weitere Kostenlose Bücher