Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Bevölkerung herzurühren. So lange er hier verweilte, lief Alles ziemlich friedlich ab. Diebstähle kamen zwar häufig genug vor; die Franzosen hielten sich aber, angesichts ihres kurzen Aufenthaltes, nicht für verpflichtet, der Bevölkerung der Insel richtige Begriffe über das Eigenthum beizubringen.
    Von der Osterinsel aus folgte Lapérouse ungefähr demselben Wege wie Cook, als dieser von Tahiti nach der amerikanischen Küste steuerte; er hielt sich aber gegen hundert Meilen weiter im Westen. Lapérouse schmeichelte sich, in dieser wenig bekannten Partie des Pacifischen Oceans irgend eine Entdeckung machen zu können, und hatte demjenigen Matrosen, der zuerst Land sehen würde, eine Belohnung zugesichert.
    Am 29. Mai erreichte man den Havaï-Archipel.
    Die See-Chronometer erwiesen sich nun von größtem Vortheil bezüglich der Berichtigung jeder sonst nur abgeschätzten Entfernung. So fand Lapérouse bei der Ankunft an den Sandwichs-Inseln einen Unterschied von fünf Längengraden zwischen der abgeschätzten und der beobachteten Länge.
     

    Schiffbruch im Hafen der Franzosen. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 310.)
     
    Ohne jene Uhren würde er diese Inselgruppe um fünf Grade weiter nach Osten verlegt haben. Hieraus erklärt sich auch, daß die von den Spaniern, wie von Mendona, Quires und Anderen entdeckten Inseln alle der Küste Amerikas vorgeblich viel näher liegen sollten, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Er schloß daraus auch auf das Nichtvorhandensein der von den Spaniern la Mesa, los Majos und la Dispeaciada genannten Gruppe. Man hat umsomehr Ursache, diese Gruppe für nichts Anderes als die Sandwichs-Inseln anzusehen, als Mesa in der spanischen Sprache so viel wie Tisch bedeutet und Kapitän King den von den Ureinwohnern Mauna-Loa genannten Berg mit einer Hochebene, einem »Tafel-Land« vergleicht. Auch ohne Rücksichtnahme auf diese mehr speculativen Gründe, hatte er die Stelle, wo los Majos liegen sollte, direct gekreuzt, ohne eine Spur von Land zu finden.
    »Der Anblick von Mowen, sagt Lapérouse, ist wahrhaft entzückend… In herrlichen Fällen sahen wir das Wasser vom Gipfel der Berge herabstürzen und nach Bewässerung der indischen Anpflanzungen nach dem Meere hinabeilen. Die Wohnungen liegen in so großer Anzahl bei einander, daß ein einziges Dorf einen Raum von vier bis fünf Meilen einnimmt. Alle Hütten drängen sich jedoch am Gestade des Meeres zusammen, an das die Berge so nahe herantreten, daß das bewohnbare Land nur eine Tiefe von einer halben Meile zu haben scheint. Man muß selbst Seemann und in der Lage gewesen sein, sich unter diesen glühenden Himmelsstrichen mit einer Flasche Wasser täglich zu begnügen, um unsere Gefühle zu verstehen. Die Bäume auf der Höhe, das saftige Grün, die Bananen in der Nähe der Ansiedlungen – Alles erfüllte uns mit unbeschreiblicher Freude; an der Küste brandete das Meer aber so heftig, daß wir, neue Tantalusse – zunächst darauf beschränkt blieben, mit den Augen zu genießen, was wir nicht im Stande waren zu erlangen.«
    Kaum gingen die beiden Fregatten vor Anker, als sie von einer Menge Eingeborner in Piroguen umringt wurden, auf denen jene Schweine, Pataten, Bananen, Taro und dergleichen mehr zuführten. Sehr geschickt im Handeln, legten sie den größten Werth auf kreisförmige Stücke alten Eisens. Schon die Kenntniß des Eisens und seiner Verwendung, die sie Cook nicht verdankten, ist ein neuer Beweis für die Beziehungen, welche diese Völker ehedem mit den Spaniern unterhielten, denen jedenfalls die erste Entdeckung dieses Archipels zuzuschreiben ist.
    Lapérouse fand selbst die herzlichste Aufnahme, trotz des militärischen Apparates, mit dem er sich umgeben zu müssen geglaubt hatte. Obgleich die; Franzosen die Ersten waren, welche an der Insel Mowen an’s Land gingen, sah Lapérouse doch von der Besitzergreifung derselben ab.
    »Das Verfahren der Europäer ist in dieser Beziehung ein wahrhaft lächerliches. Alle Denkenden können gewiß nur mit Bedauern sehen, daß Menschen, einzig deshalb, weit sie Kanonen und Bajonnete besitzen, sechzigtausend ihres Gleichen für gar nichts achten; daß sie, ohne Rücksicht auf die heiligsten Rechte, ein Land sofort als ihr Besitzthum betrachten, das dessen Bewohner mit ihrem Schweiße befruchtet haben und das seit Jahrhunderten schon die Vorfahren derselben in seinem Schooße birgt.«
    Lapérouse läßt sich auf Einzelheiten über die Bewohner der Sandwichs-Inseln nicht weiter

Weitere Kostenlose Bücher