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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Handels-Gesellschaft übernahm es, denselben nach der Isle de France zu befördern. Den armen Leuten sollte leider nichts davon zugute kommen.
    Von Macao aus begaben sich die Schiffe am 5. Februar nach Manilla, passirten die auf den Karten unrichtig eingetragenen Sandbänke von Pratas, Bulinao, Mansilog und Marivelle, und mußten im Hafen von Marivelle vor Anker gehen, um günstigere Winde oder Strömungen abzuwarten. Obwohl Marivelle von Cavite nur eine Meile unter dem Winde liegt, brauchten sie doch drei Tage, um letztgenannten Hafen zu erreichen.
    »Hier fanden sich, lautet der Bericht, verschiedene Baulichkeiten vor, in denen wir unsere Segel ausbessern, Fleisch einpökeln, Boote bauen, die Naturforscher unterbringen und unsere Geographen einrichten konnten; der freundliche Commandant überließ uns sein eigenes Haus, um dasselbe als Observatorium zu benützen. Wir genossen einer so vollständigen Freiheit, als verweilten wir im eigenen Lande, und fanden auf dem Markte und in den Arsenalen alle Hilfsmittel, wie in den besten Häfen Europas.«
    Cavite, die zweite Stadt der Philippinen und der Hauptort der gleichnamigen Provinz, war damals übrigens nur ein kleines Dorf, in dem sich andere Spanier als dienstthuende Officiere und Verwaltungsbeamte nicht aufhielten; doch wenn die Stadt auch nur das Bild eines Trümmerhaufens bot, so lag das doch ganz anders mit dem Hafen, wo die Fregatten alle wünschenswerthen Hilfsmittel fanden. Schon am Tage seiner Ankunft stattete Lapérouse, in Begleitung de Langle’s und der ersten Officiere, dem Gouverneur einen Besuch ab, indem er sich mittelst Bootes nach Manilla begab.
    »Die Umgebungen von Manilla, sagt er, sind wahrhaft reizend; ein herrlicher Fluß schlängelt sich durch dieselben hin und theilt sich in mehrere Arme, deren zwei größte nach der ungefähr sieben Meilen im Innern liegenden berühmten Lagune oder dem See von Bay hinführen. Die Ränder dieser Wasserfläche schmücken über hundert Indianerdörfer, die in einer höchst fruchtbaren Landschaft verstreut liegen.
    Manilla selbst, erbaut am Ufer der gleichnamigen Bai von fünfundzwanzig Meilen Umfang, liegt an der Mündung eines Flusses, der bis zu dem See hinauf, aus dem er entstammt, schiffbar ist. Vielleicht kann sich keine Stadt der Erde, der vortheilhaften Lage nach, mit dieser vergleichen. Nahrungsmittel finden sich hier in Ueberfluß und folglich zu sehr niedrigen Preisen; dagegen sind Kleidungsstücke, europäische Schmuckwaaren und Möbel auffallend theuer. Der Mangel an Gewerbefleiß, die hohen Zölle und mannigfache andere Belästigungen des Handels bringen es auch ferner mit sich, daß man die Erzeugnisse und Waaren Indiens und Chinas hier ebenso theuer bezahlen muß wie in Europa, und daß diese Kolonie, obgleich sie dem Fiscus an Zöllen jährlich achthunderttausend Piaster einbringt, Spanien jedes Jahr doch noch eine Million und fünfhunderttausend Pfund kostet, welche von Mexiko aus hierher gesendet werden. Die ungeheuren Besitzungen der Spanier in Amerika haben die Regierung offenbar verhindert, den Philippinen die nöthige Aufmerksamkeit zuzuwenden. Sie liegen noch vielfach brach und unausgenützt, während sie doch einer starken Bevölkerung Unterhalt gewähren könnten.
    Ich glaube nicht zu viel zu behaupten, wenn ich sage, daß eine große Nation, die nur die Philippinen besäße und denselben eine zweckmäßige Verwaltung zu Theil werden ließe, ohne das Gefühl des Neides auf alle europäischen Niederlassungen in Afrika und Amerika blicken könnte.«
    Am 9. April, nach dem Eintreffen d’Entrecasteaux’ von Macao, der trotz Gegen-Moussons von Isle de France kam, und nachdem man von der Fregatte »La Subtile« Nachrichten aus der Heimat und eine Verstärkung von acht Matrosen nebst zwei Officieren, den Seefähnrich Guyet und den Marineaufseher Le Gobien, erhalten hatte, segelten die beiden Schiffe nach der Küste Chinas ab.
    Am 21. bekam Lapérouse Formosa in Sicht und steuerte sofort in die Wasserstraße ein, welche jene Insel von dem Festlande trennt. Er entdeckte hier eine bisher noch unbekannte gefährliche Sandbank und nahm dieselbe ihrer, Form und Lage nach sorgfältig auf. Bald darauf kam er vor der Bai eines alten holländischen Forts, Zeland, vorüber, an der auch Taywan, die Hauptstadt der Insel, gelegen ist.
    Da der ungünstige Mousson die Fahrt durch den Kanal von Formosa verhinderte, beschloß Lapérouse, im Osten der Insel hinzugehen. Er berichtigte dabei die Position der

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