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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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genannten Küste folgten, entdeckte man niemals eine Spur von Bewohntsein derselben; keine einzige Pirogue stieß vom Ufer; das Land schien trotz seines Reichthums an prächtigen Bäumen und üppiger Vegetation auch nicht einen Bewohner zu haben.
    Am 23. Juni gingen die »Boussole« und die »Astrolabe« unter 45°19’ nördlicher Breite und 135°9’ östlicher Länge in einer Bai vor Anker.
    Letztere erhielt den Namen Ternay-Bai.
    »Wir brannten vor Ungeduld, schreibt Lapérouse, das Land kennen zu lernen, mit dem sich unsere Einbildungskraft seit der Abreise aus Frankreich beschäftigt hatte; es war das ja der einzige Theil der Erdkugel, der der unermüdlichen Thätigkeit des Kapitän Cook entgangen war, und wir verdanken vielleicht nur dem traurigen Ereigniß, das seinen Tagen ein Ziel setzte, den kleinen Vortheil, hier als die Ersten gelandet zu sein.
    Fünf kleinere Buchten bilden den Umkreis dieser Rhede (der Ternay-Bai), die von einander durch baumbedeckte Hügel getrennt sind. Auch der schönste Frühling in Frankreich vermöchte wohl nicht, einen so lebhaften und wechselvollen Farbenschmuck hervorzubringen… Vor der Absendung unserer Boote richteten wir die Fernrohre nach dem Ufer, konnten daselbst aber nichts als Hirsche und Bären wahrnehmen, welche friedlich am Strande des Meeres weideten. Dieser Anblick steigerte nur die Ungeduld meiner Leute, das Land zu betreten…. Der Erdboden selbst erschien mit den nämlichen Pflanzen bedeckt, die auch in unseren Klimaten wachsen, doch schmückte sie ein frischeres Grün und standen die meisten in voller Blüthe.
    Bei jedem Schritte traf man auf Rosen, gelbe und rothe Lilien, Maiblümchen und alle unsere gewöhnlichen Wasserblumen. Fichten krönten die Gipfel der Berge; Eichen zeigten sich halbwegs von der Küste, nahmen aber an Größe und Stärke mit der Annäherung an den Strand mehr und mehr ab. Neben den Ufern der Flüsse und Bäche erhoben sich Weiden, Birken und Ahornbäume, und am Rande der ausgedehnten Wälder sah man blühende Apfel-und Azerolienbäume, nebst ganzen Dickichten von Nußbäumen, an denen sich eben die Früchte bildeten.«
    Bei Gelegenheit eines zum Zwecke des Fischens unternommenen Ausfluges fanden die Franzosen auch ein tatarisches Grab. Die Neugierde spornte sie an, dasselbe zu öffnen, und sie entdeckten darin zwei nebeneinander liegende Skelette. Den Kopf derselben bedeckte ein Taffetmützchen, der Körper war in ein Bärenfell eingenäht; am Gürtel hingen verschiedene chinesische Münzen und Schmucksachen aus Kupfer. Daneben lagen auch etwa zehn silberne Armbänder, eine eiserne Axt, ein Messer und andere kleinere Gegenstände, darunter ein blaues Nankingsäckchen mit Reis.
    Am 27. des Morgens verließ Lapérouse diese einsame Bai, nachdem er mehrere Münzen und eine Inschrift mit der Bezeichnung des Datums seiner Anwesenheit hinterlassen hatte.
    In einiger Entfernung singen die Boote über achttausend Stockfische, die man sofort einsalzte, und brachten dabei auch eine große Menge eßbarer Muscheln mit prächtiger Perlmutterschale vom Grunde des Meeres heraus.
    Nachdem er in der Suffren-Bai unter 57°51’ nördlicher Breite und 137°25’ östlicher Länge gerastet, entdeckte Lapérouse am 6. Juli eine Insel, welche nur Saghalien sein konnte. Die Küste derselben schien ebenso bewaldet wie die der Tatarei. Im Innern erhoben sich ansehnliche Berge, deren höchster den Namen Pic Lamanon erhielt. Da man Rauchsäulen und Hätten wahrnahm, begaben sich de Langle und einige Officiere an’s Land. Die Bewohner desselben waren offenbar erst vor ganz kurzer Zeit entflohen, denn die Asche auf ihren Feuerstätten war noch nicht erkaltet.
    Eben als die Seefahrer sich nach Zurücklassung einiger Geschenke für die Eingebornen wieder einschiffen wollten, setzte eine Pirogue sieben Männer an’s Land, welche keineswegs erschreckt schienen.
    »Unter dieser Anzahl, heißt es in dem Bericht, befanden sich zwei Greise mit langem, weißem Barte, bekleidet mit einem aus Rindenstoffe hergestellten Schurz, wie sie auf Madagaskar gebräuchlich sind. Zwei von den Insulanern hatten blaue, gefütterte Nankingröcke von ganz ähnlicher Form wie die der Chinesen an. Andere trugen nur ein langes Kleid, das, mittelst eines Gürtels und mehrerer kleiner Knöpfe schließend, jede weitere Unterkleidung unnöthig machte. Ihr Kopf war fast ganz kahl und nur bei Zweien oder Dreien von einem Streifen Bärenfell umschlossen; Scheitel und Gesicht hatten sie rasirt,

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