Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
wurde um so bedauernswerther, sagt der Bericht, weil dabei einer der besten Matrosen der ›Naturaliste‹, ein gewisser Vasse aus Dieppe, umkam. Dreimal von der Brandung zurückgeschleudert, wenn er im Begriff war, in ein Boot zu klettern, verschwand er zuletzt in derselben, ohne daß es uns möglich gewesen wäre, ihm helfen zu können oder uns wenigstens von seinem Tode zu überzeugen, so heftig gingen die Wogen und so undurchdringlich war die Finsterniß.
Dieses schlechte Wetter sollte leider längere Zeit andauern. Der Wind blies meist stoßweise; unaufhörlich rieselte ein seiner Regen nieder und im dichten Nebel verlor man bald die ›Naturaliste‹ aus dem Gesicht, die man erst bei Timor wiederfinden sollte.
Kaum an der Insel Rottnest angelangt, die von Kapitän Hamelin im Fall einer Trennung als Sammelplatz bezeichnet war, befahl Baudin zum Erstaunen Aller, nach der Seehunds-Bai in Endrächts-Land abzusegeln.
Dieser ganze Theil Neu-Hollands bildet nur eine Reihe niedriger, im Niveau gleicher, sandiger, unfruchtbarer, röthlich oder grau gefärbter Küsten, welche da oder dort von oberflächlichen Vertiefungen zerspalten sind, steil in’s Meer abfallen und von unnahbaren Rissen vertheidigt werden, wodurch sie den, ihnen von dem Ingenieur, Hydrographen Boullanger gegebenen Namen, die ›Eisenküste‹, vollkommen rechtfertigen.
Von der Insel Dirck-Hatichs, am Anfang des Endrächts-Landes, wurden die Inseln Doore, Bernier, wo man Känguruhs in ganzen Gesellschaften begegnete, und die Dampier-Rhede in Augenschein genommen bis zur Seehunds-Bai, welche man gründlich untersuchte. Nach dem Endrächts-Land, das keinerlei Hilfsquellen bot, folgte die Expedition dem Witt-Land, in einer Ausdehnung von zehn Breiten-und fünfzehn Längengraden zwischen dem Nordwest-Cap und dem Arnheim-Land, in seiner ganzen Küstenentwicklung. Dabei trafen die Seefahrer die gewöhnlichen Unfälle und drohten ihnen dieselben Gefahren wie ihren Vorgängern, während sie nach und nach die Inseln ›L’Hermite‹, ›Forestier‹, das vulkanische ›Dupuch‹, die ›Basses der Geographe‹, eine nur mühsam umgangene Untiefe, ferner die Insel ›Bedout‹, ›Lacépède‹, die Caps ›Borda‹ und ›Mollien‹, endlich die Inseln ›Champagny‹, ›d’Arcole‹, ›Freycinet‹, ›Lucas‹ und andere mehr auffanden und tauften.
Inmitten dieser zahlreichen Inseln, heißt es in dem Berichte, bietet sich nirgends ein freundliches Bild; der Erdboden ist kahl; der brennende Himmel stets rein und wolkenlos; die Wellen werden nur durch nächtliche Unwetter in Bewegung gesetzt; der Mensch scheint diese trostlosen Gestade gemieden zu haben, nirgends wenigstens begegnet man auch nur einer Spur seines Verweilens oder seiner Gegenwart.
Erschreckt von dieser sozusagen häßlichen Einöde und von fortwährenden Gefahren bedroht, wendet der Schiffer die müden Augen ab von dem unglücklichen Lande, und wenn er dann bedenkt, daß diese ungastlichen Inseln die Grenznachbarn derer des großen asiatischen Archipels sind, über den die Natur ihre Schätze und Wohlthaten mit wahrhaft verschwenderischer Hand ausstreute, so begreift er kaum, wie eine so jämmerliche Unfruchtbarkeit neben jener überschwenglichen Ueppigkeit bestehen kann.«
Die Auskundschaftung dieser trostlosen Küste endigte mit der Entdeckung des Bonaparte-Archipels unter 13°15’ südlicher Breite und 123°30’ östlicher Länge von Paris.
»Die erbärmlichen Nahrungsmittel, auf welche wir seit der Abfahrt von Isle de France beschränkt waren, zerrütteten allmählich auch die festeste Gesundheit. Der Scorbut begann aufzutreten und mehrere Matrosen lagen schwer an demselben darnieder. Unser Wasservorrath ging zu Ende, und wir hatten doch die Ueberzeugung gewonnen, daß an eine Erneuerung desselben an diesen traurigen Gestaden nicht zu denken sei. Dazu nahte die Zeit des Moussonwechsels, und die Stürme, welche er stets mit sich führt, durfte man an dieser Küste unmöglich erwarten; endlich mußten wir uns auch wieder eine Schaluppe verschaffen und mit der ›Naturaliste‹ zusammenzutreffen suchen. Alle diese Beobachtungen bestimmten denn auch den Commandanten nach der Insel Timor zu steuern, wo er am 22. August auf der Rhede vor Coupang vor Anker ging.«
Wir übergehen hier die Einzelheiten des Empfangs, welchen die Reisenden fanden. Das Herz erquickt sich wohl immer an einem freundlichen Umgange, doch wenn die Erinnerung daran für den, der einen solchen selbst erlebte,
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