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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fuße betreten worden.
    Die Wichtigkeit dieser Fahrt leuchtet ein, wenn man bedenkt, daß es sich um Aufklärung darüber handelte, ob Neu-Holland eine einzige große Insel bilde und ob an dieser Seite nicht große schiffbare Flüsse in’s Meer fielen.
    Nach und nach wurden die Inseln Latrille, das Cap Mont-Tabor, Cap Folard, die Decartes-Bai, das Cap Boufflers, die Bai d’Estaing, die Bai Rivoli und Cap Monge entdeckt und benannt. Eben hatte man eine überraschende Menge Delphine gefangen, als am fernen Horizont ein Segel auftauchte. Zuerst glaubte man, es sei die »Naturaliste«, von der man während des heftigen Sturmes in der Nacht vom 7. zum 8. März getrennt worden war. Da das Fahrzeug gerade den entgegengesetzten Kurs einhielt, befand es sich bald der »Geographe« gegenüber. Da hißte es die englische Flagge. Es war die »Investigator«, seit acht Monaten unter dem Befehle Flinders’ unterwegs von Europa, um die Entdeckung Neu-Hollands zu Ende zu führen. Seit drei Monaten schon untersuchte auch Flinders die Küste Australiens, wobei er ebensoviel wie die Franzosen von Stürmen und Unwettern zu leiden gehabt hatte; eines der letzteren hatte ihm in der Baß-Straße den Verlust eines Bootes nebst acht Mann und seinen ersten Officier gekostet.
    Nun besuchte die »Geographe« Cap Crétet, die etwa zwanzig Meilen lange Halbinsel Fleurieu, den von Flinders sogenannten Saint-Vincent-Golf, die Insel der Känguruhs, die Altorpe-Inseln, den Spencer-Golf, an dessen Westseite sich der Lincoln-Hafen, einer der schönsten und sichersten Häfen befindet, die Neu-Holland überhaupt besitzt. Zur Vervollständigung dieser hydrographischen Reise wäre es nur nothwendig gewesen, hinter den Inseln Saint-Pierre und Saint-François einzudringen, wie das auch die dem Kapitän Baudin übergebenen nautischen Instructionen empfahlen; das stürmische Wetter verhinderte aber jeden derartigen Versuch, dessen Ausführung also späteren Unternehmungen überlassen bleiben mußte.
    Unter den Gelehrten machte sich nun auch der Scorbut bemerkbar. Kaum die Hälfte der Matrosen war noch diensttüchtig. Nur zwei Steuerleute hielten sich noch auf den Füßen. Wie konnte man das auch ohne Wein oder Branntwein anders erwarten, da zur Löschung des Durstes nichts vorhanden war als fauliges Wasser in unzureichender Menge, und als Nahrung weiter nichts als von Insecten zerfressener Schiffszwieback und halbverfaultes Pökelfleisch, dessen Geruch und Geschmack schon Ekel erzeugten.
    Nun begann für die südliche Halbkugel auch die Zeit des Winters. Mehr als je bedurfte die Mannschaft der Ruhe. Der nächste sichere Platz zum Rasten war Port Jackson und der kürzeste Weg dahin führte durch die Baß-Straße. Baudin, der es sich zur Aufgabe zu machen schien, niemals bekannte Wege einzuschlagen, gab aber Befehl, die Südspitze von Van-Diemens-Land zu umschiffen.
    Am 20. Mai fiel der Anker in der Bai der Aventure. Die Kranken welche sich noch fortschleppen konnten, wurden an’s Land gebracht, wo man reichlich Wasser fand. Auf den stürmischen Meeren war es jetzt nicht mehr auszuhalten; ein dicker Nebel verhüllte Alles rings umher und die Nachbarschaft der Küste verrieth sich nur durch das entsetzliche Toben der Wellen, die sich an den Felsen brachen. Die Zahl der Kranken nahm zu. Jeden Tag verschlang der Ocean ein neues Opfer. Am 4. Juni konnten nur noch sechs Mann auf Deck erscheinen und es wüthete dazu ein wahrhaft unerhörter Sturm.
    Noch einmal sollte indeß die »Geographe« dem Untergange entgehen.
    Am 17. Juni wurde ein Schiff gemeldet, welches den Seefahrern die Nachricht brachte, daß die »Naturaliste«, nachdem sie ihr Schwesterschiff vergeblich in Port Jackson erwartet, jetzt zur Aufsuchung desselben abgesegelt, daß das verlorne Boot von einem englischen Fahrzeuge aufgefunden und dessen Mannschaft nun auf der »Naturaliste« untergebracht worden sei. Die »Geographe« hatte man in Port Jackson, wo für sie Hilfsmittel aller Art bereit gemacht worden waren, mit größter Sehnsucht erwartet.
    Seit drei Tagen kreuzte die »Geographe« vor Port Jackson, ohne daß es bei der Kraftlosigkeit der Matrosen möglich gewesen wäre, daselbst einzulaufen, als eine englische Schaluppe vom Lande stieß und außer einem Lootsen die nöthige Mannschaft mitbrachte, um dieses Manöver endlich auszuführen.
    »Von einer kaum zwei Meilen breiten Einfahrt, sagt der Bericht, verbreitert sich der Port Jackson zu einem geräumigen Bassin mit hinreichender

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