Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
stets werthvoll bleibt, so entbehrt die Wiedererzählung solcher Dinge doch des Reizes für den nicht interessirten Leser. Mehr in’s Gewicht fällt es, zu wissen, daß die ganze Mannschaft der Ruhe gar dringend bedurfte und daß zehn, vom Scorbut heftig ergriffene Leute an’s Land geschafft werden mußten. Wie viele Andere mochte es noch geben, deren geschwollenes, blutendes Zahnfleisch den bedrohten Zustand ihres Organismus verrieth!
    Wenn der Scorbut aber auch den in solchen Fällen gebräuchlichen Arzneimitteln bald wich, so trat dafür leider die Dysenterie auf, welche binnen wenig Tagen achtzehn Mann auf’s Lager streckte.
    Am 21. December endlich erschien die »Naturaliste«; sie hatte in der Seehunds-Bai, dem von Baudin bestimmten Stelldichein, geduldig auf die, »Geographe« gewartet, welche doch nicht erschien. Die Officiere hatten aber diese lange Muße wenigstens benutzt, um specielle Pläne der Küste, der Rottnest-Inseln und des Schwanen-und Abrolhos-Stromes zu entwerfen.
    Auf der Insel Dirck-Hatichs fand Kapitän Hamelin auch zwei holländische, auf Zinnteller eingravirte Inschriften. Die eine meldete das Vorüberkommen des Schiffes »Eendraght« von Amsterdam am 25. October 1616; die andere den Aufenthalt der »Geelwinck«, unter Führung des Kapitän Vlaming, im Jahre 1697.
    Aus den Aufzeichnungen der »Naturaliste« geht hervor, daß die vermeintliche Seehunds-Bai eine große Einbuchtung von nahezu fünfzig Meilen Tiefe bildet, wenn man vom Cap Cuvier nördlich bis zum Ende des Freycinet-Golfs rechnet; daß ihre ganze östliche Umgebung vom Festlande gebildet wird, während die westliche aus den Inseln Koks, Bernier, Doore, Dirck-Hatichs und wiederum einem Theil des Festlandes besteht. In der Mitte dieses tiefen Einschnittes drängt sich die Halbinsel Péron vor, von der östlich und westlich die Häfen Hamelin und Henri Freycinet gelegen sind.
    Die Krankheiten, deren Beute die unglücklichen Seefahrer wurden, bewirkten nur eine vorübergehende Besserung in dem gespannten Verhältnisse zwischen dem Commandanten Baudin und seinem Officierscorps. Er selbst unterlag einem so heftigen unregelmäßigen Fieber, daß man ihn einmal mehrere Stunden für todt hielt. Das hinderte ihn aber nicht, acht Tage nach seiner Wiedergenesung einen seiner Officiere, den Schiffsfähnrich Picquet, verhaften zu lassen, dem doch die Stäbe beider Fahrzeuge die schmeichelhaftesten Beweise ihrer Freundschaft und Hochachtung zutheil werden ließen. Nach der Rückkehr nach Frankreich wurde Picquet zum Schiffslieutenant ernannt. Ein Beweis, daß er damals nicht schuldig war.
    Kapitän Baudin hatte den ihm vom Institut übergebenen Operationsplan gerade auf den Kopf gestellt. Er mußte also jetzt nach Van-Diemens-Land segeln. Von Timor am 13. November 1801 abgefahren, bekamen die Franzosen – genau zwei Monate später – die Südküsten dieser Inseln zu Gesicht. Noch immer herrschte die genannte Krankheit in aller Strenge und es fielen ihr nicht Wenige zum Opfer.
    Die beiden Fahrzeuge steuerten in die d’Entrecasteaux-Straße ein, eine Meerenge, welche Tasman, Furneaux, Cook, Marion, Hunter und Bligh entgangen war, und deren Entdeckung nur als Folge eines Irrthums zu betrachten ist, der beinahe recht unheilbringend geworden wäre.
    Man hatte angehalten, um den Wasservorrath zu erneuern. Mehrere Boote waren schon zur Aufsuchung von Quellen abgefahren.
    »Um neuneinhalb Uhr, sagt Péron, befanden wir uns am Eingange des Schwanen-Hafens. Von allen mir während unserer langen Reise zu Gesicht gekommenen Oertlichkeiten erschien mir dieser Platz am schönsten und angenehmsten. Sieben Bergzüge, die sich stufenweise hintereinander nach dem Innern erhoben, bildeten den Hintergrund des Hafens. Zur Rechten und Linken umgürteten ihn mäßig hohe Hügel, welche eine Menge abgerundeter Vorsprünge und romantischer Buchten darstellten. Ueberall prangten die herrlichsten Erzeugnisse der Pflanzenwelt; am Ufer standen die prächtigsten Bäume so dicht, daß man in die von ihnen gebildeten Wälder kaum einzudringen vermochte. Unzählige Schwärme von Papageien und in lebhaften Farben schimmernde Kakadus wiegten sich über ihren Gipfeln, und reizende Meisen mit lasurblauem Halse flatterten darunter im Schatten. Das Wasser im Hafen war ausnehmend ruhig und kaum gekräuselt von den zahlreichen Schwärmen schwarzer Schwäne, welche darüber hinglitten.«
    Nicht alle zur Aufsuchung eines Wasserplatzes ausgesendeten Abtheilungen kehrten so

Weitere Kostenlose Bücher