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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Wassertiefe für die größten Schiffe und bietet so viel Raum, daß er eine ganze Flotte bergen könnte; tausend Linienschiffe müßten hier bequem manövriren können, hatte sich Commodore Phillip geäußert.
    In der Mitte des prächtigen Hafens und an seiner Südseite, an einer besonderen geräumigen Bucht, erhebt sich die Stadt Sydney. Am Abhange zweier benachbarter Hügel gelegen und ihrer ganzen Länge nach von einem kleinen Flusse durchschnitten, bietet diese aufblühende Stadt dem Auge einen reizenden, pittoresken Anblick.
    Zuerst bemerkt man hier eine Anzahl Batterien, dann das Hospital für zwei-bis dreihundert Kranke, zu dem Alles durch den Commodore Phillip von England hergeschafft worden ist. Weiterhin erscheinen große Magazine, vor denen die größten Schiffe bequem ihre Ladung löschen können. Auf den Werften lagen im Bau begriffene Goëletten und Briggs, gezimmert aus einheimischem Holze.
    Durch die Entdeckung der Meerenge zwischen Tasmanien und Neu-Holland sozusagen geheiligt, wird Baß’ Schaluppe im Hafen mit einem gewissen religiösen Respect aufbewahrt; einige aus dem Holze ihres Kiels geschnitzte Tabaksdosen bilden Reliquien, auf welche deren Besitzer ebenso stolz als eifersüchtig sind, und der Gouverneur glaubte unserem Commandanten kein ehrenvolleres Geschenk machen zu können, als das eines Stückchens Holz von dieser mit einem breiten Silberstreifen eingefaßten Schaluppe, auf welch’ letzterem die Hauptmomente der Entdeckung der Baß-Straße zum ewigen Gedächtnisse eingravirt sind.«
    Bewunderung verdient auch das für hundert bis zweihundert Insassen berechnete Gefängniß, die Magazine für Wein und anderen Proviant, der Exercierplatz mit der Wohnung des General-Gouverneurs, die Kasernen, die Sternwarte und die Kirche, deren Grundmauern sich damals freilich kaum erst aus der Erde erhoben.
    Nicht minder interessant war die Beobachtung der Veränderung, welche mit den Verbrechern vorgegangen war.
    Die Bevölkerung der Kolonie bildete für uns einen neuen Grund des Erstaunens und Nachdenkens. Kaum jemals dürfte sich einem Staatsmanne oder Philosophen ein würdigerer Gegenstand für seine Studien darbieten, und kaum jemals dürfte sich der glückliche Einfluß vernünftiger Einrichtungen sprechender bemerkbar machen, als an den entfernten Gestaden, von denen wir reden. Hier finden sich die gefährlichsten Räuber, lange Zeit der Schrecken der Regierung ihrer Heimat, vereinigt; von der europäischen Gesellschaft ausgestoßen und nach dem Ende der Erdkugel verbannt, vom ersten Augenblick ihres Exils an zwischen die Gewißheit der härtesten Strafen und die Hoffnung eines glücklichen Lebens gestellt, jeden Augenblick auf das strengste bewacht, sehen sie sich gezwungen, ihren gesellschaftsfeindlichen Sitten allmählich zu entsagen.
    »Die meisten derselben sind nach Verbüßung ihrer Verbrechen durch eine harte Sklaverei wieder in die Reihen nützlicher Bürger zurückgekehrt. Zur Erhaltung eines erworbenen Eigenthums selbst gedrängt, auf Ordnung und Gerechtigkeit zu achten, hängen sie, nachdem sie geheirathet und wohl auch Väter geworden sind, mit den festesten Banden an ihrem neugeschaffenen Leben.
    Eine gleiche, durch dieselben Mittel hervorgerufene Umänderung zeigt sich auch bei den Frauen, und verächtliche Dirnen, welche nach und nach zu einem regelmäßigen Leben gezwungen wurden, stehen heute da als intelligente und fleißige Hausfrauen….«
    Der Empfang der französischen Expedition in Port Jackson gestaltete sich zu einem sehr herzlichen. Den Gelehrten sachte man zur Fortsetzung ihrer Beobachtungen alle nur denkbaren Erleichterungen zu gewähren. Gleichzeitig überhäuften sie die militärischen Behörden ebenso wie Privatleute geradezu mit Nahrungs-und Erquickungsmitteln wie mit Unterstützungen jeder Art.
    Die Ausflüge in die Umgebungen erwiesen sich höchst lohnend. Die Naturforscher fanden Gelegenheit, die berühmten Weingärten von Rose-Hill zu besichtigen, nach denen man die besten Stöcke vom Cap, den Canarien, Madeira, Xeres und Bordeaux verpflanzt hatte.
    »In keinem Theile der Welt, antworteten die darum befragten Winzer, gedeiht der Weinstock besser und kräftiger als hier. Alle Vorzeichen seit zwei bis drei Monaten deuten darauf hin, daß unsere Mühe durch eine reichliche Ernte belohnt werden wird; weht aber nur der leiseste Wind von Nordwesten, so ist Alles rettungslos verloren; Schößlinge, Blüthen und Blätter, nichts widersteht seiner versengenden Hitze,

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