Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
zuwege zu bringen. Es war zum ersten Male, daß ein Europäer mit ihnen in nähere Berührung kam.
»Kaum erreichten wir das Ufer, sagt Ransonnet, als acht Eingeborne, die uns schon am ersten Tage unseres Erscheinens vergeblich durch Zurufe und Gesten zum Landen eingeladen hatten, auf einer Stelle erschienen; bald entfernten sich von ihnen drei, wahrscheinlich die Frauen. Die fünf Uebrigen bemühten sich, nach Ablegung ihrer Zagaien, womit sie ohne Zweifel ihre friedlichen Absichten zu erkennen geben wollten, uns beim Aussteigen zu helfen. Die Matrosen boten ihnen, meinem Beispiel folgend, verschiedene Geschenke an, die sie zwar mit Genugthuung, aber ohne besondere Freude zu äußern annahmen. Ob aus Gleichgiltigkeit oder Einbildung, jedenfalls gaben sie uns die Gegenstände bald darauf scheinbar mit Vergnügen zurück, und als wir sie ihnen noch einmal einhändigten, ließen sie dieselben auf der Erde oder den benachbarten Felsen liegen.
In ihrer Begleitung befanden sich mehrere sehr schöne, große Hunde; ich that mein Möglichstes, sie zur Abtretung eines solchen zu bewegen, und bot ihnen Alles an, was ich nur zu geben hatte, doch blieben sie unerschütterlich Es scheint, sie bedienten sich jener Thiere bei der Jagd auf Känguruhs, die sie als Nahrung benutzen, gleich wie Fische, welche ich sie selbst mittelst ihrer Zagaien im Wasser anspießen sah. Sie tranken Kaffee und aßen Zwieback und Pökelrindfleisch; schlugen aber Speck, den sie auch erhielten, aus und ließen die Stücke auf die Erde fallen.
Diese Menschen sind groß, hager und gewandt; sie haben langes Haar, schwarze Augenbrauen, eine kurze, am Ursprung flache und zurücktretende Nase, tiefliegende Augen, einen großen Mund, vorspringende Lippen und sehr schöne, weiße Zähne. Das Innere ihres Mundes erschien aber so schwarz wie ihre äußere Haut.
Die drei Aeltesten von ihnen, Männer von etwa vierzig bis fünfzig Jahren, trugen einen langen schwarzen Bart; sie hatten die Zähne ausgefeilt und die Nasenscheidewand durchbohrt; ihre Haare waren rund geschnitten und natürlich gelockt. Die beiden Anderen, welche wir für sechzehn bis achtzehn Jahre alt hielten, zeigten keine Spur von Tätowirung; das lange Haar trugen diese in einen Zopf zusammengeflochten und gepudert mit rother Erde, mit der die Aelteren sich den Bart eingerieben hatten.
Uebrigens gingen Alle nackt und bedeckten sich nur mit einer Art breitem Gürtel aus sehr vielen, aus Känguruhhaar gesponnenen Schnüren. Sie plaudern gern und singen in Intervallen, wobei sie sich mit einförmigen Gesten begleiten. Trotz des niemals unterbrochenen guten Einvernehmens zwischen uns, wollten sie doch nicht zugeben, daß wir uns dem Orte näherten, wo sich die anderen Eingebornen, wahrscheinlich ihre Frauen, aufhielten.«
Nach zwölftägiger Rast im König Georgs-Hafen stachen die Schiffe wieder in See. Sie berichtigten und vervollständigten d’Entrecasteaux’ und Vancouver’s Karten von Leuwin’s-, Edels’- und Endrächts-Land, welche nach einander besucht und in der Zeit vom 7. bis 26. März vermessen wurden. Von hier aus wendete sich Baudin nach Witt’s-Land, von dem man, als er zum ersten Male daselbst landete, noch sehr wenig Kenntniß besaß. Er hoffte glücklicher zu sein als Witt, Vianen, Dampier und Saint-Allouarn, denen es nicht gelungen war, den Fuß auf dieses Land zu setzen; Untiefen, Risse und Sandbänke machten die Schifffahrt hier nämlich ganz besonders schwierig.
»Zu diesen Gefahren trat noch eine ganz eigenthümliche Täuschung, die Spiegelung. Die Wirkung derselben war derartig, daß die ›Geographe‹, welche mehr als eine Meile von der Brandung entfernt segelte, davon gänzlich eingeschlossen erschien und an Bord der ›Casuarina‹ Jedermann einen drohenden Unfall vor Augen sah. Der Täuschung wurden wir uns zuletzt nur durch die zu große Klarheit der Spiegelbilder bewußt.«
Am 5. Mai warf die »Geographe« in Begleitung der »Casuarina« zum zweiten Male im Hafen von Coupang auf Timor Anker. Genau einen Monat später und nachdem Baudin sich ausreichend frisch verproviantirt verließ er Timor wieder und steuerte nach Witt’s-Land, wo er günstige Land-und Seewinde anzutreffen hoffte, um nach Osten, und zwar nach Isle de France zu steuern, wo er nach glücklicher Rückkehr am 16. September 1803 verschied. Sollte nicht der immer schwankende Gesundheitszustand des Chefs der Expedition von Einfluß auf seinen Charakter gewesen sein, und würde das Officiercorps
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