Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
im Königreiche Barra gelandet, zog der Reisende auf dem Strome hinein bis Pisania, eine englische Factorei des Doctor Laidley. Hier ließ er es seine erste Sorge sein, die meistverbreitete Sprache, die der Mandingos, zu erlernen; dann sammelte er die nöthigen Unterlagen zur Ausführung seines Vorhabens.
Während seines ersten Aufenthaltes glückte es ihm auch, über die Felups, die Yoloss, Fulahs und Mandingos eingehendere und verläßlichere Nachrichten als die seiner Vorgänger zu erhalten. Darnach sind die Ersten verschlossen, streit-und rachsüchtig, aber muthig und treu; die Zweiten bilden einen mächtigen, kriegerischen Stamm mit auffallend schwarzer Haut und haben, bis auf die Hautfarbe und Sprache, große Aehnlichkeit mit den Mandingos. Letztere sind von sanfter und geselliger Natur, groß und wohlgebaut und haben recht hübsche Frauen. Die mehr hellfarbigen Fulahs endlich führen ein Hirten-und Landbauerleben. Die meisten dieser Stämme sind Mohammedaner und huldigen der Vielweiberei. Am 2. December brach Mungo Park in Begleitung zweier sprachkundiger Neger und mit wenigem Gepäck nach dem Innern auf. Er durchzog zuerst das kleine Königreich Woolli, dessen Hauptstadt Medina wohl an tausend Häuser zählt. Dann besuchte er Kolor, eine bedeutende Stadt, und gelangte, nach zweitägigem Marsche durch eine trostlose Einöde, in das Königreich Bondu. Die Einwohner desselben sind Fulahs, bekennen sich zum Islam und gewinnen ziemliche Reichthümer durch den Elfenbeinhandel, wenn sie nicht Landbau und Viehzucht treiben.
Bald erreichte der Reisende die Faleme, einen aus den Bergen von Dalaba herkommenden Fluß, der nahe seiner Quelle reichhaltige Goldlager durchströmt. In Fatteconda, der Hauptstadt Bondus, ward er vom König empfangen, der auf keinen Fall glauben wollte, daß er aus bloßer Wißbegierde reise. Das Zusammentreffen des Forschers mit den Frauen des Fürsten ist ziemlich lustig, so daß wir es hier nach dem Urtexte schildern.
»Kaum hatte man mich in ihren Hof eingeführt, sagt Mungo Park, als ich mich auch schon von dem ganzen Serail umringt sah. Die einen von den Frauen verlangten Arzneien, Andere Ambra, Alle aber wünschten einen Aderlaß, das anerkannteste Universal-Heilmittel der Afrikaner, an sich vornehmen zu lassen. Es waren etwa zehn bis zwölf Frauen, meist jung und hübsch, mit Zieraten aus Gold und Ambrastückchen auf dem Kopfe.
Sie scherzten mit mir sehr heiter über das und jenes. Vorzüglich lachten sie über die weiße Farbe meiner Haut und die Länge meiner Nase und hielten die eine und die andere für künstlich hergestellt. So sagten sie z.B., man habe in meiner Kindheit die Haut durch Eintauchen in Milch gebleicht und durch wiederholtes Zupfen und Ziehen meine Nase verlängert, bis sie diese häßliche und naturwidrige Gestalt annahm.«
Von Bondu aus nach Norden ziehend, betrat Mungo Park nun Kajaaga, das die Franzosen Galam nennen. Das Klima dieses pittoresken, vom Senegal bewässerten Landes ist weit gesünder als das in den Nachbarländern der Meeresküste Die Bewohner nennen sich selbst Serawullis, während die Franzosen sie als Seracolets bezeichnen. Ihre Hautfarbe ist pechschwarz, und man vermag sie in dieser Beziehung kaum von den Yoloss zu unterscheiden.
»Gewöhnlich, berichtet Mungo Park, treiben die Serawullis Handelsgeschäfte; früher z.B. in umfänglichem Maßstabe mit den Franzosen, denen sie Goldstaub und Sklaven verkauften. Jetzt liefern sie nur noch den an der Gambia errichteten englischen Factoreien einige wenige Sklaven. Sie haben sich durch die Ungezwungenheit und Rechtlichkeit ihres Geschäftsbetriebes weithin einen guten Namen erworben.«
In Joag wurde Mungo Park durch Sendlinge des Königs der Hälfte seines Gepäckes unter dem Vorgeben beraubt, daß man dasselbe als von ihm zu entrichtendes Geleitsgeld nehme. Glücklicher Weise nahm ihn da der Neffe Demba Jello Jalla’s, des Königs von Kasson, der eben nach der Heimat zurückkehren wollte, unter seinen Schutz. Sie gelangten zusammen nach Gongadi, wo sich herrliche Anpflanzungen von Dattelbäumen finden, und nach Samie, am Ufer des Senegal und an der Grenze von Kasson.
Die erste Stadt, der man in diesem Lande begegnet, ist Tiesie, welche Mungo Park am 13. December glücklich erreichte. Sehr freundlich aufgenommen von den Einwohnern, die ihm alles Nothwendige zu sehr billigem Preise verkauften, mußte der Reisende nun gerade von jenem Neffen und dem Bruder des Königs allerlei Belästigungen
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