Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
der Natur ganz ungeheuere Schätze an.
Ihm verdankt man z.B. die erste verläßliche Kenntniß über einen Riesenbaum, den Baobab, der ja auch häufig als Adansonia bezeichnet wird; über das Leben der Heuschrecken, der Hauptnahrung gewisser wilder Volksstämme; über die weißen Ameisen, welche wirkliche Häuser erbauen, und über Muschelarten an der Gambia-Mündung, die »auf Bäume klettern«.
»Den Negern, sagt er, macht es keine besondere Mühe, sich jene zu verschaffen, denn sie schneiden einfach die von ihnen besetzten Baumstämme ab. Ein einziger trägt nicht selten deren über zweihundert, und wenn er mehrere Zweige hat, so giebt das eine Muschelernte, welche ein Mann allein kaum fortzuschaffen vermag.«
So interessant diese Beobachtungen an und für sich auch sind, so gewähren sie dem Geographen doch herzlich wenig Ausbeute und beschränken sich auf einige neue oder vervollständigte Nachrichten über die Yoloss und die Mandingos. Wenn wir Adanson bei allen seinen Besuchen schon bekannter Länder begleiten, würden wir sonst kaum etwas Neues erfahren.
Anders liegt das bezüglich der Expedition, die wir im Nachstehenden schildern wollen.
Der Major Houghton, Kapitän im 69. Regiment und englischer Gouverneur des Forts von Gorée, hatte von frühester Jugend an, während er eine englische Gesandtschaft nach Marokko begleitete, Gelegenheit gefunden, Sitten und Gebräuche der Mauren und der Neger Senegambiens kennen zu lernen. Er erbot sich 1790 der Afrikanischen Gesellschaft gegenüber, nach dem Niger zu gehen, dessen Lauf zu erforschen, die Städte Tombukins und Haussas zu besuchen und quer durch die Sahara zurückzukehren. Dieser vielversprechende Plan sollte leider eine Störung erfahren, hinreichend, ihn gänzlich scheitern zu machen.
Houghton verließ England am 16. October 179o und landete am 10. November in Gillifrie, an der Mündung des Gambia. Nach feierlichem Empfange seitens des Königs von Barra fuhr er eine Strecke von dreihundert Meilen auf dem Gambia hinauf, durchmaß dann zu Fuß den Rest von Senegambien und gelangte so bis Gonka-Konda in Yani.
»Hier kaufte er von einem Neger«, sagte Walckenaer in seiner »Geschichte der Reisen«, ein Pferd und fünf Esel und traf die nöthigen Vorbereitungen, um mit den Handelswaaren, deren Erlös die Unkosten der Reise decken sollten, nach Medina, der Hauptstadt des kleinen Königreiches Woolli, aufzubrechen. Glücklicherweise verriethen ihm einige, einer Negerin in der ihm nothdürftig bekannten Mandingo-Sprache entschlüpfte Worte, daß ein Anschlag auf sein Leben geschmiedet werde. Die Kaufleute, welche auf dem Strome Handel trieben, glaubten nämlich, der Major sei auch nur einzig zu diesem Zwecke erschienen, und hatten in ihrer Befürchtung, durch seine Concurrenz bei ihren Geschäften beeinträchtigt zu werden, beschlossen, ihn meuchlings beiseite zu schaffen.
»Um sich der drohenden Gefahr zu entziehen, hielt er es für gerathen, die gewöhnliche Straße zu verlassen. Schwimmend überschritt er mit seinen Thieren den Strom und befand sich nun, an dessen südlichem Ufer, im Königreiche Cantor.«
Später setzte er noch einmal über das Wasser und drang in das Königreich Woolli ein.
Hier beeilte er sich, an den König einen Boten mit Geschenken zu schicken und jenen um seinen Schutz anzurufen. Der König empfing ihn darauf mit wohlwollender Gastfreundschaft in seiner Hauptstadt. Medina ist nach Aussage des Reisenden eine bedeutende Stadt, umgeben von fruchtbaren Feldern, auf denen zahlreiche Heerden weiden.
Major Houghton rechnete auf einen glücklichen Ausgang seines Unternehmens; mindestens deutete der bisherige Verlauf darauf hin, als ein Zwischenfall seine frohen Hoffnungen zum ersten Male erschütterte. Eine der seinigen benachbarte Hütte ging nämlich in Flammen auf, welche sich bald über die ganze Stadt verbreiteten. Sein Dolmetscher, der schon wiederholte Versuche gemacht hatte, ihn zu bestehlen, nahm diese Gelegenheit wahr und entwich mit dem Pferde und drei Eseln.
Der König von Woolli ließ ihm dagegen auch ferner Schutz angedeihen und überhäufte ihn mit Geschenken, welche ihm weniger durch ihren Werth als durch die Gesinnung des Gebers, die sie verriethen, schätzbar erschienen. Dieser Europäer-freundliche König hieß Djata; gut, menschlich und aufgeklärt, wünschte er sogar, die Engländer möchten in seinem Lande eine Factorei anlegen.
»Kapitän Littleton, schrieb Houghton an seine Gattin, hat unter vierjährigem
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