Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Enthusiasmus bei dem Bekanntwerden seiner Entdeckungen, und die Ungeduld, mit der man einem Berichte über seine Reise – jedenfalls der bisher bedeutungsvollsten in dem betreffenden Theile Afrikas – entgegensah, waren so groß, daß die Afrikanische Gesellschaft ihm gestatten mußte, vorläufig eine gedrängte Erzählung seiner Abenteuer zum eigenen Vortheil herauszugeben.
Ihm verdankt man über die Geographie, die Sitten und Gebräuche jener Gebiete mehr und wichtigere Aufschlüsse als allen seinen Vorgängern zusammen. Er hatte die Quellen des Senegal und der Gambia festgestellt und den Lauf des Nigers oder Djoliba beobachtet, der also nach Osten strömte, während die Gambia nach Westen floß.
Hiermit war einem langwierigen Streite unter den Geographen ein Ziel gesteckt. Gleichzeitig konnte man nun nicht mehr jene drei Ströme verwechseln, wie 1707 der französische Geograph Delisle, der den Lauf des Nigers von Bornu aus als östlich bestimmte und doch als Senegal im Westen ausmünden ließ. Freilich hat er diesen Fehler seiner Karten zwischen 1722 und 1727 selbst berichtigt, wahrscheinlich nach den Angaben Andreas Brue’s, des Gouverneurs der Handelsgesellschaft am Senegal.
Wohl hatte auch Houghton von den Eingebornen ziemlich bestimmte Angaben über die Quelle des Nigers in dem Reiche Manding erhalten, ebenso wie über die annähernde Lage von Sego, Djenne und Tombuktu; es blieb aber doch Mungo Park vorbehalten, die Lage jener beiden ersteren Städte genauer und aus eigener Anschauung zu bestimmen und uns über die Natur des Landes wie über die dasselbe bewohnenden Volksstämme weit verläßlichere Auskunft zu geben, als man vorher besaß.
Die öffentliche Meinung ging auch, wie oben gemeldet, von Anfang an in ihrer Beurtheilung der Bedeutung dieser Reise und der Geschicklichkeit, Entschlossenheit und Ausdauer desjenigen, der sie ausführte, keinen Augenblick irre.
Bald darauf wollte die englische Regierung Mungo Park die Leitung einer Expedition nach dem Innern Australiens übergeben. Dieser schlug jedoch den ehrenvollen Antrag aus.
Einige Jahre später, 1804, beschloß die Afrikanische Gesellschaft die Erforschung des Nigers zu vervollständigen und schlug Mungo Park vor, die Führung einer zweiten Expedition dahin zu übernehmen. Jetzt glaubte er sich dem Antrage nicht entziehen zu dürfen und reiste am 30. Januar 1805 von England ab. Zwei Monate später landete er in Gorée.
In Mungo Park’s Begleitung befanden sich diesmal sein Schwager, der Chirurg Anderson, der Zeichner Georges Scott und fünf Artilleristen. Er war übrigens ermächtigt, so viele Soldaten, wie er für wünschenswerth halten könnte, mitzunehmen; auch eröffnete man ihm einen Credit von hunderttausend Francs.
»Diese, im Vergleiche zu den durch die Privat-Subscriptionen der Afrikanischen Gesellschaft gebotenen, so großartigen Hilfsmittel, sagt Walckenaer in seiner ›Geschichte der Reisen‹, waren unserer Ansicht nach die Ursache des Mißlingens. Die habsüchtige Begierde der afrikanischen Fürsten wuchs mit den Reichthümern, die sie im Besitze unseres Reisenden wähnten, in gleichem Maße, und die Nothwendigkeit, sich den unmäßigen, auch beim besten Willen nur theilweise erfüllbaren Anforderungen zu entziehen, wurde zum Theile die Ursache der Katastrophe, welche der ganzen Expedition ein Ziel setzte.«
Vier Zimmerleute, ein Officier nebst fünfunddreißig Artilleristen und ein Mandingo-Kaufmann, Namens Isaak, bildeten mit den schon genannten Führern der Expedition eine recht ansehnliche Karawane. Am 27. April 1805 verließ Mungo Park Gorée, gelangte am nächsten Tage nach Pisania, von wo aus er vor zehn Jahren bei seiner ersten Reise ausging, und wandte sich nach Osten, der früher bis Bambaku eingehaltenen Straße nach den Ufern des Nigers zu. Als die Karawane daselbst eintraf, waren von den ganzen Europäern nur noch sechs Soldaten und ein Zimmermann am Leben. Die Uebrigen erlagen schon früher den Strapazen, dem Fieber und den durch Ueberschwemmungen erzeugten Krankheiten. Die Plackereien der kleinen Machthaber, durch deren Gebiete die Expedition zog, hatten die Vorräthe an Tauschwaaren ganz beträchtlich vermindert.
Da sollte Mungo Park auch noch eine große Unklugheit begehen. In Sansanding, einer Stadt von elftausend Seelen, bemerkte er, daß ein recht lebhafter Handel getrieben wurde, wobei man Körner gegen Halsbänder, Indigo, Antimon, Ringe, Armbänder und tausend andere Gegenstände umsetzte, welche
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