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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dienten ehemals als Gefängnisse, nach denen man die Großen Abyssiniens schickte, oder welche sie selbst, wenn sie beim Hofe mißliebig geworden waren, oder endlich in Zeiten der Gefahr als Zufluchtsorte aufsuchten, um ihre kostbarste Habe in Sicherheit zu bringen.«
    Nach diesem Besuche Abyssiniens mit Bruce wenden wir uns wieder nach Norden.
    Allmählich ward es Tag über der alten Civilisation Aegyptens. Nach und nach wurden die archäologischen Reisen Pococke’s, Norden’s, Niebuhr’s, Volney’s und Savary’s veröffentlicht und die ägyptische Commission in Frankreich arbeitete an der Abfassung ihres großen prachtvollen Werkes. Die Anzahl der Reisenden nahm mit jedem Tage zu, und so wollte auch W. G. Browne, dem Beispiele vieler Anderer folgend, das Land der Pharaonen kennen lernen.
    Sein Werk bietet gleichzeitig ein Bild der so interessanten Ruinen und Denkmäler dieses Landes, wie eine Schilderung der Sitten seiner Bewohner. Ein ganz neuer Abschnitt desselben ist der, welcher von Darfur handelt, einem Lande, nach dem noch kein Europäer vorgedrungen war. Browne sichert aber auch noch einen besonders hervorragenden Platz unter den vielen Reisenden der Umstand, daß er zuerst im Bahr-el-Abiad den wahren Nil erkannte und sich bemühte, wenn auch nicht seine Quelle zu entdecken – daran war vorläufig noch nicht zu denken – derselben doch näher zu kommen und die Richtung und geographische Breite anzugeben, in der diese voraussichtlich zu suchen sei.
    In Aegypten am 10. Januar 1792 angekommen, unternahm Browne seinen ersten Ausflug nach Siouah, wobei er, gleich Hornemann, zunächst die Oase des Jupiter Ammon erreichte. Es war ihm nicht viel mehr als seinem Vorgänger vergönnt, die Ruinen und Katakomben daselbst zu besuchen, wo er viele Schädel und menschliche Gebeine fand.
    »Die Ruinen Siouahs, sagt er, gleichen denen Ober-Aegyptens gar zu sehr, als daß man an der Errichtung der früheren Bauwerke durch ein und dieselbe Menschenrace zweifeln könnte. Unter den Skulpturen unterscheidet man ohne Schwierigkeit die Bilder der Isis und des Anubis, und die Verhältnisse ihrer zwar kleineren Baudenkmäler sind doch dieselben wie die der ägyptischen Tempel.
    Die Felsengebilde in der Nachbarschaft Siouahs bestehen meist aus einer Art Sandstein, der mit den Werksteinen jener Ruinen nicht zu vergleichen ist, so daß man zur Bauzeit das nöthige Material gewiß nicht von jenen Stellen entnommen hat. Die Bewohner Siouahs kennen in dieser Beziehung keine einzige annehmbare Ueberlieferung; sie beharren nur bei dem Glauben, daß jene Ruinen Schätze enthalten und von bösen Geistern bewohnt werden.«
    In der nächsten Zeit unternahm Browne noch mehrere Streifzüge durch Aegypten und begab sich dann zur weiteren Erlernung des Arabischen nach Kairo. Diese Stadt verließ er am 10. September 1792 und besuchte nach und nach Kaw, Achmin, Girgeh, Denderah, Kous, Thebä, Assaua, Kosseïr, Memphis, Suez und den Berg Sinaï; dann reiste er, begierig, in Abyssinien einzudringen, aber überzeugt, daß das von Massaua aus unthunlich sein werde, im Mai 1793 mit der Karawane aus Sudan von Assiout nach Darfur ab. Aine, Dize, Charje, Bulak, Scheb, Seline, Leghea und Bir-el-Malha waren die Punkte, welche die Karawane vor der Ankunft in Darfur berührte.
    Eine Krankheit hielt Browne lange Zeit in Sueini zurück, bevor er nach El-Fascher ‘gelangen konnte. In dieser Stadt belästigte und peinigte man ihn über alle Maßen, und auch eine nachgesuchte Audienz beim Sultan war nicht zu erlangen. Er mußte den Winter in Cobbe zubringen, in Erwartung seiner, doch erst im Sommer 1794 erfolgenden Wiedergenesung. Diese gezwungene Muße sollte für den Reisenden indeß nicht verloren sein, denn er lernte dabei die Lebensgewohnheiten und den Dialect von Darfur kennen.
    Mit dem Sommer kehrte Browne nach El-Fascher zurück und begann auf’s Neue seine Anliegen zur Geltung zu bringen. Sie hatten leider immer dasselbe negative Resultat, bis eine letzte, die früheren alle überbietende Ungerechtigkeit ihm endlich zu der längst nachgesuchten Unterredung mit dem Sultan verhalf.
    »Ich fand den Monarchen (Abd-el-Raschman) auf seinem Throne unter einem hohen hölzernen Ueberbau, an dem verschiedene, planlos untermischte Stoffe aus Syrien und Indien herabhingen. Der Thron selbst war mit kleinen türkischen Teppichen bedeckt. Die Meleks (Hausofficiere) saßen zur Rechten und Linken, doch in einiger Entfernung von dem Throne. Hinter ihnen stand eine

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