Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Entdeckung der Inseln Pitcairn, Osnabrugh und Glocester durch Carteret. – Der Archipel Santa-Cruz. – Die Salomons-Inseln. – Der Kanal st. Georg und Neu-Irland. – Die Portland-und Admiralitäts-Inseln. – Macassar und Batavia. – Begegnung mit Bougainville im Atlantischen Ocean.
Nachdem einmal der Anstoß gegeben war, betrat England den Weg jener großartigen wissenschaftlichen Expeditionen, welche für dessen Marine so fruchtbringend sein und ihr ein so großes Ansehen verleihen sollten. Welch’ unschätzbare Ausbildung gewähren auch solche Erdumsegelungen, bei denen die Mannschaften, Officiere wie Soldaten, stets auf unerwartete Vorkommnisse gefaßt sein mußten und die Eigenschaften des Seemannes, des Soldaten, ja, des Menschen überhaupt jeden Augenblick auf die Probe gestellt werden konnten. Wenn die englische Seemacht Frankreich während der Kriege der Revolutionszeit und des Kaiserthums stets durch ihre Ueberlegenheit erdrückte, so ist das wohl ebenso gut den Matrosen und Seeleuten zuzuschreiben, die sich im harten Dienste ausbildeten, wie der Zerrissenheit des Landes selbst, welche dasselbe jeder Oberleitung der Marine beraubt hatte.
Die englische Admiralität organisirte also, sofort nach Byron’s Heimkehr, eine neue Expedition, doch scheint es, als ob dieselbe gar zu eilig vorbereitet worden sei. Anfang Mai war die »Dauphin« nach Dunes zurückgekommen und schon sechs Wochen später, am 19. Juni, übernahm Kapitän Samuel Wallis das Commando derselben.
Dieser Officier hatte, nachdem er alle Grade eines Marinesoldaten durchlaufen, in Canada ein wichtiges Commando geführt und zur Einnahme von Louisbourg wesentlich beigetragen. Wir wissen nicht, warum die Admiralität gerade ihn unter so vielen Seeofficieren, die ihr zur Verfügung standen, auserwählte; doch hatten die edlen Lords keine Ursache, ihre getroffene Entscheidung zu bereuen.
Wallis ging sofort daran, die »Dauphin« wieder in seetüchtigen Zustand zu versetzen, und am 21. August, also kaum zwei Monate nach Uebernahme seines Auftrages, vereinigte er sich auf der Rhede von Portsmouth mit der Sloop »Swallow« und der Flute »Prince Frederic«. Das zweite dieser Fahrzeuge stand unter dem Befehl des Lieutenants Brine; das erstere hatte als Kapitän Philipp Carteret, einen ausgezeichneten Officier, der mit Byron eben die Reise um die Erde gemacht und dessen zweite Fahrt sein schon erworbenes Ansehen noch wesentlich steigern sollte. Leider schien die »Swallow« wenig geeignet, den Anforderungen zu entsprechen, die man an sie stellen mußte. Schon seit dreißig Jahren im Dienst, war dieses Schiff nur leicht bekleidet, sein Kiel in Ermangelung einer Metallbedeckung, nicht einmal mit Nieten beschlagen, die ihn hätten vor Würmern schützen können; endlich waren die Lebensmittel und Tauschwaaren so eigenthümlich vertheilt, daß die »Swallow« nur eine weit geringere Menge davon erhielt als die »Dauphin«. Vergebens reclamirte Carteret Kabelgarn, eine Schmiedezange und verschiedene andere Gegenstände, deren Unentbehrlichkeit ihm aus Erfahrung bekannt war. Die Admiralität erwiderte darauf nur, Schiff und Ausrüstung entsprächen vollkommen den zu stellenden Anforderungen. Diese Antwort bestätigte noch mehr Carteret’s Glauben, daß man nicht weiter als bis zu den Falklands-Inseln segeln werde. Nichtsdestoweniger traf er alle nothwendigen Maßnahmen, welche seine Erfahrung ihm eingab.
Sofort nach vollendeter Ausrüstung, d. h. am 22. August 1766, gingen die Schiffe unter Segel. Wallis machte sehr bald die Bemerkung, daß die »Swallow« ein möglichst schlechter Segler war und ihm während der Reise noch oftmals hinderlich sein werde. Die Fahrt bis zur Insel Madeira ging jedoch ganz glücklich von statten; hier hielten die Schiffe zum ersten Male an, um den schon verbrauchten Proviant zu ersetzen.
Beim Verlassen dieses Hafens händigte der Commandant an Carteret eine Abschrift seiner Instructionen aus und bezeichnete ihm Port Famine in der Magelhaens-Straße als Stelldichein, im Fall sie unterwegs von einander getrennt würden. Der Aufenthalt in Port Praya, auf der Insel Santiago, wurde abgekürzt, weil daselbst eben eine Pockenseuche heftig wüthete, und Wallis ließ seine Leute nicht einmal an das Land gehen. Kaum hatte das kleine Geschwader die Linie passirt, als die »Prince Frederic« eine erlittene Havarie meldete, so daß man ihr den Schiffszimmermann senden mußte, um ein Leck an Backbord zu verschließen. Dieses
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