Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
sich bald der Scorbut anschloß. Als er den 22. Grad südlicher Breite unter 100 Grad westlicher Länge erreicht hatte, steuerte der Befehlshaber direct nach Norden.
Am 6. Juni entdeckte man zur allgemeinen Freude zwei Inseln. Zwei sofort klar gemachte und bemannte Boote fuhren unter Leitung des Lieutenants Furneaux an’s Ufer.
Hier wurden einige Cocosnüsse und eine Menge antiscorbutischer Pflanzen eingesammelt, auch fanden die Engländer zwar Hütten und Hängematten, aber keinen einzigen Bewohner. Diese Insel, welche man am Pfingstvorabende entdeckte – weshalb sie den Namen »Whitsunday« erhielt – liegt unter 19°26’ südlicher Breite und 127°56’ westlicher Länge und gehört, ebenso wie die folgenden, zum Pomotu-Archipel.
Am nächsten Tage versuchten die Engländer mit den Bewohnern einer Nachbarinsel in Verbindung zu treten, die Eingebornen benahmen sich aber so feindselig und das Ufer war so steil, daß man unmöglich an derselben landen konnte. Wallis kreuzte nun die ganze Nacht über in der Nähe und sandte dann die Boote zurück mit dem Befehl, den Eingebornen kein Leid zuzufügen, außer wenn sie durch die Nothwendigkeit dazu gezwungen würden. Als sich Lieutenant Furneaux dem Lande näherte, war er erstaunt, sieben große, zweimastige Piroguen zu sehen, in welchen sich alle Eingebornen einschifften. Nach ihrer Abfahrt betraten die Engländer den Strand und durchstreiften die Insel nach allen Seiten. Sie fanden hier mehrere Cisternen voll recht gutem Wasser. Der Boden war eben, sandig, mit Bäumen, vorzüglich mit Cocos-und anderen Palmen bedeckt und da und dort mit antiscorbutischen Pflanzen bestanden.
»Die Bewohner dieser Insel, so lautet der Bericht, waren von mittlerer Größe und dunkler Hautfarbe und hatten lange schwarze, auf die Schultern herabfallende Haare. Die Männer erschienen wohlgebaut und die Frauen recht hübsch. Ihre Kleidung bestand aus groben Stoffen, die sie mit einer Art Gürtel zusammenhielten, die aber dazu eingerichtet schien, über die Schultern geworfen zu werden.«
Im Laufe des Nachmittags sendete Wallis seinen Lieutenant noch einmal nach dem Lande, um Wasser zu holen und von der Insel, welche zu Ehren der Herrscherin von England den Namen »Königin Charlotte« erhielt, im Namen Georg’s III. Besitz zu ergreifen.
Nachdem er sie selbst in Augenschein genommen beschloß Wallis hier eine Woche lang zu verweilen, weil man sich alles Nothwendige mit Leichtigkeit beschaffen konnte.
Bei ihren Streifzügen fanden die englischen Seeleute verschiedene Werkzeuge und Geräthe aus Muschelschalen und zugespitzten Steinen, letztere in Form von gestielten Aexten, Messern und Pfriemen. Sie sahen auch mehrere Canots aus regelrecht zusammengefügten Planken. Am meisten erregten ihre Verwunderung aber die Gräber, in denen die Leichen, unter einem Dache sitzend, in der freien Luft verwesten. Für den Schaden, den sie den Eingebornen durch Mitnahme der obenerwähnten Gegenstände zufügten, ließen sie ihnen Hacken, Nägel und andere Objecte zurück.
Wenn das 18. Jahrhundert strenge philantropische Grundsätze aufstellte, so erkennt man aus den Berichten der Reisenden jener Zeit, daß diese damals sehr landläufigen Theorien wirklich auch häufig zur Wahrheit gemacht wurden. Die Menschlichkeit hatte eben große Fortschritte gemacht. Die Verschiedenheit der Hautfarbe bildete fernerhin kein Hinderniß mehr, in jedem Menschen einen Bruder zu erkennen, und schon gegen Ende des Jahrhunderts brach sich der wohlwollende Gedanke Bahn, allen Negern die Freiheit zu gewähren, und fand derselbe auch bald zahlreiche Anhänger.
An dem nämlichen Tage ward im Westen der Königin Charlotten-Insel ein neues Land entdeckt, längs dessen Küste die »Dauphin« hinsegelte, ohne Ankergrund finden zu können. Niedrig, bedeckt mit Bäumen, außer Cocospalmen, und ohne Spuren von Bewohntsein, schien dieselbe nur ein Jagdplatz für die Bewohner der Nachbarinseln zu sein. Wallis sah auch keinen Grund, hier zu verweilen. Er gab ihr nur den Namen »Egmont«, zu Ehren des Grafen Egmont, des damaligen ersten Lords der Admiralität.
An den folgenden Tagen machte man neue Entdeckungen; man fand nämlich nach und nach die Inseln Glocester, Cumberland, William Henri und Osnabrugh. Lieutenant Furneaux konnte sich hier, ohne auf letztere an’s Land zu gehen, einige Erfrischungen verschaffen, die er von mehreren am Strande liegenden beladenen Piroguen entnahm, aus deren Vorhandensein er auch den Schluß zog,
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