Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Fahrzeug, dessen Lebensmittel bereits recht verdorben waren, hatte übrigens schon viele Kranke.
    Am 19. November, Abends gegen acht Uhr, beobachteten die Mannschaften ein außergewöhnliches Meteor, das von Nordost nach Südwest und in scheinbar gleichbleibender Höhe mit rasender Schnelligkeit dahinglitt. Es blieb eine Minute lang sichtbar und ließ einen lebhaft glänzenden Feuerstreifen zurück, der das Oberdeck taghell beleuchtete.
    Am 8. December bekam man endlich die Küste Patagoniens in Sicht. Wallis segelte längs derselben hin bis zum Cap der Heiligen Jungfrau, wo er mit einigen bewaffneten Abtheilungen von der »Swallow« und der »Prince Frederic« an’s Land ging. Eine Gesellschaft Eingeborner, welche die Europäer am Strande erwartete, nahm mit den Zeichen höchster Befriedigung Messer, Sheeren und andere Kleinigkeiten an, welche man bei einem derartigen Zusammentreffen auszutheilen pflegt; um keinen Preis wollten sie aber die in ihrem Besitze befindlichen Guanako’s (Lamas), Strauße und anderes Wild abgeben.
    »Wir maßen, sagt Wallis, die größten der Leute. Einer hatte 6 Fuß 6 Zoll, Einzelne 5 Fuß 5 Zoll, die Länge der Meisten erreichte aber 5 Fuß 6 Zoll bis 6 Fuß.
    Man beachte, daß hier von englischen Füßen die Rede ist, welche nur 305 Millimeter enthalten. Entsprach die Gestalt dieser Eingebornen auch nicht der der Riesen, von der die ersten Reisenden erzählten, so hatten doch weitaus die Meisten eine außergewöhnliche Größe.
    Ein Jeder trug, so meldete der Bericht, im Gürtel eine eigenthümliche Waffe; dieselbe bestand aus zwei runden, lederüberzogenen Steinen, im Gewichte von etwa je ein Pfund, welche an den Enden eines ungefähr acht Fuß langen Strickes befestigt waren. Sie bedienten sich derselben wie einer Schleuder, indem sie einen Stein in der Hand haltend, den anderen um den Kopf schwingen, bis er eine hinreichende Schnelligkeit erlangt hat, und ihn dann gegen das Ziel schleudern. Hierin zeigen sie eine solche Geschicklichkeit, daß sie auf die Entfernung von fünfzehn Ruthen einen Gegenstand in der Größe eines Schillings mit beiden Steinen treffen. Doch benutzen sie z.B. diese Waffe nicht bei der Jagd auf Guanakos oder Strauße.«
    Wallis nahm acht jener Patagonier mit an Bord. Die Wilden zeigten sich beim Anblick so vieler außergewöhnlicher und für sie neuer Gegenstände nicht so erstaunt, wie man hätte glauben sollen. Nur ein Spiegel erregte ihre höchste Bewunderung. Sie traten vor denselben hin, gingen zurück, spielten tausend Possen und sprachen lebhaft untereinander. Auch die lebenden Schweine interessirten sie kurze Zeit; am meisten schienen sie sich aber über die Guineahühner und Truthähne zu amüsiren. Man hatte zuletzt viele Mühe, sie vom Schiffe wieder wegzubringen. Doch gingen sie endlich an’s Ufer, sangen lustig und gaben den sie am Strande erwartenden Landsleuten durch allerlei Zeichen ihre Freude zu erkennen.
    Am 17. December gab Wallis der »Swallow« das Signal, als erstes Schiff des kleinen Geschwaders in die Magelhaens-Straße einzulaufen. Bei Port Famine ließ der Commandant dann zwei große Zelte für die Kranken, die Holzfäller und die Segelmeister errichten. Fische in hinreichender Menge, um davon die tägliche Mahlzeit zu bereiten, viel Sellerie, nebst säuerlichen, den Moosbeeren und Berberitzen ähnlichen Früchten, das waren etwa die Naturerzeugnisse der Umgebung, welche die zahlreichen Scorbutkranken der Schiffe in weniger als vierzehn Tagen vollständig wieder herstellten. Die Schiffe selbst wurden ausgebessert, zum Theil frisch kalfatert, die Segel, das laufende und stehende Gut (d. i. Tauwerk), welches stark angestrengt worden war, sorgfältig nachgesehen, und bald war man wieder im Stande, auf das Meer zu gehen.
    Vorher ließ Wallis jedoch eine große Menge Holz fällen, das man auf die »Prince Frederic« verlud, um nach den Falklands-Inseln, wo bekanntlich keines wuchs, geschafft zu werden. Gleichzeitig ließ er auch mehrere Tausend junger Bäume sehr vorsichtig und in der Weise ausheben, daß ihre Wurzeln von einem Ballen Erde umhüllt blieben, um deren Verpflanzung nach Port Egmont zu erleichtern, wo sie, im Falle des zu erhoffenden Gedeihens, dieser von der Natur stiefmütterlich bedachten Gegend einst zu großem Nutzen gereichen mußten. Endlich ward der Proviant der Flute auf die »Dauphin« und die »Swallow« vertheilt. Die erstere nahm davon für ein Jahr, die andere für zehn Monate ein.
     

    Nur ein Spiegel

Weitere Kostenlose Bücher