Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Verabredung getroffen und kein Sammelplatz bestimmt war – ein schweres Versehen des Kapitän Wallis, vorzüglich da er die Gebrechlichkeit seines Begleitschiffes kannte. Nichtsdestoweniger verbarg Carteret seine Besorgnisse vor der Mannschaft.
Uebrigens ließ das abscheuliche Wetter, das die »Swallow« im Stillen Ocean – der seinen Namen lügen strafte – empfing, kaum Jemandem zum Ueberlegen kommen. Die augenblickliche Gefahr, welcher man Trotz bieten mußte, um nicht zugrunde zu gehen, verhüllte diejenigen, welche die Zukunft bringen sollte.
Carteret steuerte längs der Küste von Chile nach Norden. Bei der Revision des an Bord befindlichen Vorrathes an Trinkwasser überzeugte er sich, daß dasselbe für die bevorstehende Ueberfahrt auf keinen Fall ausreichen könne. Bevor er also einen westlichen Kurs einschlug, beschloß er, sich auf Juan-Fernandez oder Mas-a-fuero frisch zu versorgen.
Das schlechte Wetter dauerte indessen fort. Am 27. gegen Abend erhob sich plötzlich ein sehr starker Wind, der das Schiff von der rechten Seite traf. Die Heftigkeit des Oceans hätte beinahe die Masten geknickt und das Schiff zum Versinken gebracht. Der Sturm wüthete in gleicher Stärke weiter und die durchnäßten Segel klebten so fest an Masten und Tauen, daß man dieselben kaum regieren konnte.
Am folgenden Tage zerbrach eine Sturzsee die Besanraa gerade da, wo das Segel gerefft war, und setzte das ganze Schiff einige Minuten lang unter Wasser. Das Unwetter ließ darauf nur so lange nach, daß die Mannschaft ein wenig ausruhen und die erlittenen Havarien ausbessern konnte; dann brach es wieder in gleicher Heftigkeit los und hielt, wenigstens mit schweren Böen, bis zum 7. Mai an. Nun wurde der Wind günstiger und drei Tage später kam die Insel Juan-Fernandez in Sicht.
Carteret wußte noch nichts von der Befestigung der Insel durch die Spanier. Er verwunderte sich deshalb nicht wenig, am Ufer eine Menge Leute und nahe am Strande eine Batterie von vier Geschützen zu sehen, während auf einem nahen Hügel ein Fort mit zwanzig Schießscharten lag, über dem die spanische Flagge wehte. Starke Windstöße hinderten ihn am Einlaufen in die Cumberland-Bai, und nachdem er hier einen Tag lang gekreuzt, mußte er sich entschließen, nach Mas-a-fuero weiterzusegeln. Hier traten ihm jedoch dieselben Hindernisse und die hohle See mit furchtbarer Brandung entgegen, so daß er nur mit größter Mühe einige Wassertonnen füllen lassen konnte.
Kopfputz der Bewohner Tahitis. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 68.)
Mehrere seiner Leute, die das zu aufgeregte Meer am Lande zurückgehalten hatte, erlegten eine hinreichende Menge Perlhühner, um die ganze Mannschaft zu bewirthen. Außer daß noch zwei Seekälber getödtet und viele Fische gefangen wurden, bot dieser Aufenthalt keinerlei Vortheile, zeichnete sich aber im Gegentheil durch so stürmisches Wetter aus, daß das Schiff wiederholt in Gefahr kam, an der Küste zu scheitern.
Mehrmals kam Carteret, wenn ihn auch ungestüme Winde hin und her trieben, nach Mas-a-fuero zurück und fand dadurch Gelegenheit, gewisse Irrthümer des Verfassers der Reise des Admiral Anson aufzuhellen, womit er sehr werthvolle Anhaltspunkte für Seefahrer lieferte. Bei der Abreise von Mas-a-fuero steuerte Carteret nach Norden in der Hoffnung, den Südostpassat zu treffen; da er aber weiter, als beabsichtigt, hinauf getrieben wurde, beschloß er, die Inseln St. Ambroise und St. Felix oder St. Paul aufzusuchen. Jetzt, nach der Besitznahme und Befestigung der Insel Juan-Fernandez durch die Spanier konnten jene im Falle eines Krieges den Engländern von großem Nutzen sein. Green’s Seekarten und Robertson’s »Elemente der Schifffahrt« stimmten jedoch bezüglich deren Lage nicht überein. Carteret, der dem letzteren Werke mehr Vertrauen schenkte, suchte nach ihnen im Norden und – verfehlte sie. Nach Durchlesung der von Waser, dem Schiffsarzte Davis’, verfaßten Beschreibung glaubte er, diese beiden Inseln seien das von jenem Flibustier bei Gelegenheit seiner Fahrt im Süden der Galapagos-Inseln gefundene Land und Davis-Land existire überhaupt nicht. Hiermit beging er den doppelten Fehler, erstens die Inseln St. Felix mit Davis-Land zu identificiren, und zweitens das Vorhandensein des letzteren, unter welchem nämlich die Osterinsel zu verstehen ist, zu leugnen.
Inseln der Königin Charlotte. [Facsimile. Alter Kupferstich.] (S. 69)
»Wir beobachteten, sagt Carteret, unter
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