Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
also auf Lieutenant Furneaux, der sich seiner Aufgabe auch vollkommen gewachsen zeigte.
Nach vierzehn Tagen, während welcher der Frieden keine Störung erlitt, hatte Wallis die Freude, seine gesammte Mannschaft wieder auf den Füßen und kerngesund zu sehen.
Inzwischen gingen die Lebensmittel wieder zu Ende. Die Eingebornen, denen man schon zu viele Hacken und Nägel gegeben, stellten jetzt höhere Forderungen. Am 15. Juli kam eine hochgewachsene Frau im Alter von etwa vierzig Jahren und von majestätischer Haltung, der die Eingebornen mit großer Ehrfurcht begegneten, an Bord der »Dauphin«. Wallis erkannte an der Würde ihrer Haltung, wie an der Sicherheit des Auftretens, welche Personen kennzeichnet, die zu befehlen gewohnt sind, daß sie eine hohe Stellung einnehmen möge. Er beschenkte sie mit einem blauen Mantel, einem Spiegel und mehreren Kleinigkeiten, die sie mit großer Befriedigung annahm. Als sie das Fahrzeug verließ, lud sie den Commandanten ein, an’s Land zu kommen und ihr einen Besuch abzustatten. Wallis entsprach dieser Aufforderung schon am nächsten Tage, obwohl er sich noch sehr schwach fühlte.
Eingeborne hielten Bananenzweige in die Höhe. (S. 61.)
Er wurde in eine große Hütte geführt, welche einen Raum von 327 Fuß Länge und 42 Fuß Breite einnahm; sie war mit einem Dache von Palmenblättern versehen und ruhte auf 53 Pfeilern. Eine beträchtliche zu diesem Zwecke zusammengerufene Menschenmenge bildete an Wallis’ Wege Spalier und begrüßte ihn ehrfurchtsvoll. Dieser Besuch erhielt durch einen komischen Zwischenfall einen recht heiteren Anstrich. Der Schiffschirurg, den der Weg in Schweiß gebracht hatte, lüftete nämlich seine Perrücke, um sich zu erfrischen.
»Der bei diesem Anblick erschallende plötzliche Aufschrei eines Indianers erregte auch die Aufmerksamkeit der übrigen. Die Wundererscheinung zog Aller Augen auf sich. Bewegungslos blieb die ganze Menge eine Zeitlang stehen, und stumm vor Schrecken, der nicht größer hätte sein können, wenn unser Begleiter auch ein anderes Glied von seinem Körper abgenommen hätte.«
Am folgenden Tage traf ein Bote, der der Königin Oberoa für ihren gastlichen Empfang einige Geschenke als Beweise des Dankes überbringen sollte, diese an, als sie wenigstens tausend Personen ein Fest bereitete.
Ihre Diener brachten die Speisen fertig zubereitet herbei, das Fleisch in hohlen Cocosnüssen und Muscheln, in einer Art Holztrögen, ähnlich denen, welche unsere Fleischer gebrauchen; sie vertheilte dieselben eigenhändig an ihre Gäste, welche ringsum in dem großen Raume saßen. Als das geschehen war, ließ sie sich selbst auf einer Art Estrade nieder und zwei an ihrer Seite stehende Frauen reichten ihr zu essen. Diese präsentirten ihr die Speisen mit den Fingern, so daß sie nur den Mund zu öffnen brauchte.
Die Nachwirkung dieses freundschaftlichen Verkehres blieb nicht lange aus, und der Markt wurde noch einmal reichlich versorgt, ohne daß die Preise jedoch wieder so weit herabgingen wie bei der Ankunft der Engländer.
Lieutenant Furneaux unternahm auch eine Recognoscirung längs der westlichen Küste, um sich nähere Kenntniß von der Insel zu verschaffen und auszukundschaften, was man etwa von derselben beziehen könne. Ueberall fanden die Engländer eine gute Aufnahme. Sie sahen ein schönes, dichtbevölkertes Land, dessen Einwohner gar nicht so dringend daran gelegen schien, ihre Bodenproducte auszutauschen. Alle Werkzeuge bestanden aus Stein oder Knochen, woraus Lieutenant Furneaux den Schluß zog, daß den Tahitiern noch kein Metall bekannt sein möge. Auch irdene Gefäße besaßen sie nicht und eben deshalb keine Kenntniß davon, daß Wasser auch erhitzt werden könne. Den Beweis dafür erhielt man, als die Königin eines Tages an Bord speiste. Einer der ersten Personen ihres Gefolges nämlich, der den Chirurgen hatte Wasser aus dem Siedekessel in die Theekanne gießen sehen, drehte an dem Hahne der letzteren und bekam die fast noch kochende Flüssigkeit auf die Hand. Er stieß vor brennendem Schmerze ein jämmerliches Geheul aus und lief unter entsetzlichen Verrenkungen in der Cajüte umher. Seine Begleiter konnten gar nicht begreifen, was geschehen sei, und starrten ihn halb erstaunt und halb erschrocken an. Der Chirurg sprang zwar sofort zu Hilfe, aber es dauerte doch ziemlich lange, bis er dem armen Tahitier Erleichterung verschaffen konnte.
Einige Tage später bemerkte Wallis, daß sich seine Matrosen Nägel
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