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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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aneigneten, wo sie solche fanden, um sie den Frauen zu schenken. Sie entfernten sogar einzelne Planken von dem Schiffe, nur um die Schrauben aus denselben und die Zapfen und Eisenstücke, welche jene an den Rippen festhielten, zu erlangen. Fruchtlos ergriff Wallis selbst sehr strenge Maßregeln; aber obgleich er Niemanden ununtersucht an’s Land gehen ließ, wiederholten sich diese Vorkommnisse doch noch mehrere Male.
    Eine in das Innere der Insel gesendete Expedition fand daselbst ein breites, von einem schönen Flusse bewässertes Thal. Ueberall war der Boden sorgfältig bearbeitet und hatte man Abzugsgräben angelegt, um die Gärten und Obstbaum-Anlagen zu bewässern. Je weiter man vordrang, desto launenhafter wurden die Windungen des Flusses; das Thal verengte sich, die Hügel wuchsen zu Bergen an und der Weg wurde schwieriger. Man erstieg einen von dem Landeplatze gegen sechs Meilen entfernten spitzen Gipfel, in der Hoffnung, von demselben aus die Insel bis in alle Einzelheiten übersehen zu können. Hier zeigte sich die Aussicht aber durch noch höhere Berge verdeckt. Nur nach der Seeseite zu lag das ganze herrliche Bild des Landes frei vor Augen; überall mit prächtigen Wäldern geschmückte Anhöhen, zwischen deren saftigem Grün die Hütten der Eingebornen hervorleuchteten, während die Thäler mit ihren vielen Ansiedelungen und den von lebenden Hecken umschlossenen Gärten einen fast noch schöneren Anblick boten. Außer den Cocosbäumen bestand die Flora des Landes vorzüglich aus Zuckerrohr, Ingwer, Tamarinden und Baumfarren.
    Wallis, der das Land mit einigen Erzeugnissen unserer Klimate bereichern wollte, ließ Pfirsich-, Kirsch-und Pflaumenkerne, auch solche von Citronen, Limonen und Orangen stecken, sowie einige Gemüse aussäen. Der Königin schenkte er eine tragende Katze, zwei Hähne, Hühner, Gänse und andere Thiere, von denen er voraussetzen durfte, daß sie gedeihen und sich leicht vermehren würden.
    Nun drängte aber die Zeit, und Wallis mußte an die Abfahrt denken. Als er der Königin hiervon Nachricht gab, sank diese in einen Lehnstuhl und begann so bitterlich zu weinen, daß man sie nur mit Mühe beruhigen konnte. Bis zum letzten Augenblicke blieb sie auf dem Schiffe, und als dieses die Segel entfaltete,»umarmte sie uns, sagt Wallis, so zärtlich und unsere tahitischen Freunde sagten uns so traurig und rührend Lebewohl, daß es mir wirklich selbst an’s Herz ging und meine Augen sich mit Thränen füllten.«
    Der erste, wenig entgegenkommende Empfang der Engländer, wie die wiederholten feindlichen Versuche der Eingebornen ließen einen so peinlichen Abschied gewiß nicht voraussehen; doch: Ende gut, Alles gut! sagt ja schon ein altes Sprichwort.
    Die Bemerkungen, welche Wallis über die Sitten und Gebräuche der Tahitier einflicht, geben wir hier nur kurz wieder, da wir Gelegenheit haben werden, bei der Erzählung der Reisen Bougainville’s und Cook’s darauf zurückzukommen.
    Groß, wohlgebaut, rasch in ihren Bewegungen und ziemlich sonnverbrannt, bekleiden sich die Einwohner mit einem weißen Gewebe, das aus der Rinde eines bestimmten Baumes gewonnen wird. Von den zwei, das ganze Kostüm bildenden Stücken ist das eine viereckig und gleicht fast einer Bettdecke. Mit einer Oeffnung zum Durchstecken des Kopfes versehen, erinnert es an die »Zarape« der Mexikaner und den »Poncho« der Eingebornen in Südamerika. Das andere Stück wird um den Körper gewickelt, aber nicht festgebunden. Fast Alle, Männer sowohl wie Frauen, pflegen sich mit sehr engen Linien, welche Figuren bilden, zu tätowiren. Das Verfahren dabei ist folgendes: Die Haut wird vielfach durchstochen und die kleinen Stichöffnungen werden mit einer aus Oel und Seife bestehenden Paste angefüllt, welche sich unvertilgbar festsetzt.
    Die Civilisation steht auf sehr niedriger Stufe. Wir erwähnten schon, daß die Tahitier irdene Gefäße nicht kennen. So schenkte Wallis der Königin unter Anderem einen Fleischtopf, den alle Welt mit der größten Neugier in Augenschein nahm.
    Von der Religion der Urbewohner erwähnt der Commandant kein Wort. Es schien ihm nur, daß sie manchmal nach gewissen Orten gingen, die er für Begräbnißplätze hielt, wo sie mit dem Ausdrucke des Schmerzes eine Zeit lang verweilten.
    Einer der Tahitier, der mehr als die anderen beanlagt schien, die Sitten der Engländer nachzuahmen und sich zu eigen zu machen, erhielt einen vollständigen Anzug, der ihn recht gut kleidete. Jonathan – so hatte

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