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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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diesem Breitengrade (18° westlich von seinem Abfahrtspunkte) wiederholt frischere Winde, eine nach Norden verlaufende Strömung und noch andere Anzeichen, daß wir uns in der Nähe des so eifrig gesuchten Davis-Landes befänden. Da sich aber von Neuem ein günstiger Wind erhob, steuerten wir 1 / 4 Südwest und kamen bis 28°30’ südlicher Breite, woraus folgt, daß ich, wenn es dieses Land oder nur etwas dem Aehnliches gab, es unzweifelhaft hätte antreffen oder doch zu Gesicht bekommen müssen. Ich hielt mich auf 28° südlicher Breite, 40° westlich von der Stelle meiner Abfahrt und, meiner Schätzung nach, 121° westlich von London.«
    Da alle Seefahrer noch immer an die Existenz eines südlichen Continents glaubten, so konnte sich Carteret natürlich gar nicht vorstellen, daß Davis-Land nichts sei, als eine kleine, in dem grenzenlosen Ocean verlorene Insel. Als er nun dieses vermeintliche Festland nicht entdeckte, schloß er auch auf das Nichtvorhandensein jenes Davis-Landes. Wir wissen jetzt, daß er sich auch hierin täuschte.
    Bis zum 7. Juni setzte Carteret seine Nachforschungen fort. Er befand sich unter 28° der Breite und 112° westlicher Länge, d. h. ganz in der Nähe der Osterinsel. Es war jetzt Mitte des Winters. Der Seegang blieb unaufhörlich schwer, der Wind heftig und unbeständig, die Witterung trübe, nebelig und kalt, mit vielem Regen, Schnee und häufigem Donner. Offenbar verhinderten die außergewöhnliche Dunkelheit und der Nebel, hinter dem sich die Sonne mehrere Tage lang verbarg, Carteret die Osterinsel aufzufinden, denn verschiedene Anzeichen, wie Schaaren von Vögeln und schwimmende Algen, mußten ihm doch die Nachbarschaft eines Landes verrathen.
    Jene atmosphärischen Störungen trugen nicht wenig dazu bei, die Fahrt zu verlangsamen. Die »Swallow« war nun überdies noch ein schlechter Segler, man kann sich also leicht den Mißmuth, die Sorge und Angst des Kapitäns vorstellen, der seine Mannschaft immer mit dem Hungertode bedroht sah. Jedenfalls setzte er aber die Fahrt nach Westen mit vollen Segeln, Tag und Nacht, bis zum 2. Juli fort.
    An diesem Tage entdeckte man Land im Norden und am nächsten Tage segelte Carteret so nahe längs desselben hin, daß er es deutlicher vor Augen hatte. Es war nichts als ein großer Felsen, von fünf Meilen Umfang und mit Bäumen bedeckt, der unbewohnt schien, an dem man aber wegen der, bei der hohlen See überaus stürmischen Brandung nicht zu landen vermochte. Man nannte ihn Pitcairn, nach dem Namen Dessen, der ihn zuerst erblickte. Hier machten sich bei den Matrosen, die bisher wenigstens bei guter Gesundheit geblieben waren, die ersten Spuren des Scorbuts bemerkbar.
    Am 11. kam unter 22° der Breite und 141°34’ westlicher Länge (von London) wiederum Land in Sicht, dem man zu Ehren des zweiten Sohnes des Königs den Namen Osnabrugh beilegte.
    Am folgenden Tage entsendete Carteret eine Abtheilung seiner Leute nach zwei anderen Inseln, auf denen man aber weder eßbare Vegetabilien, noch Wasser antraf. Dagegen wurden mehrere, so wenig scheue Vögel, daß sie sich bei der Annäherung eines Menschen nicht von der Stelle bewegten, mit der bloßen Hand gefangen.
    Alle diese Länder gehörten zu dem Gefährlichen Archipel (auch »Inseln der Gefahr« genannt), einer langen, niedrigen Kette von Eilanden und Atolls, welche alle Seefahrer wegen der wenigen Hilfsquellen, die sie bieten, halb zur Verzweiflung brachten. Carteret glaubte das von Quiros gesehene Land vor sich zu haben; das letztere, nach der Urbezeichnung Tahiti, liegt jedoch weiter im Norden.
    Leider machten die gewöhnlichen Krankheiten nun tägliche Fortschritte. Der häufige Wechsel des Windes und die Beschädigungen des Schiffes ließen dieses nur um so langsamer vorwärts kommen. Carteret hielt es deshalb für gerathen, eine Route zu wählen, auf der er eher hoffen durfte, Nahrungs-und Stärkungsmittel zu finden und die so höchst nothwendigen Reparaturen vornehmen zu können.
    »Ich beabsichtigte, sagt Carteret, nach der Ausbesserung des Fahrzeuges und Wiedereintritt der besseren Jahreszeit meine Fahrt nach Süden fortzusetzen, um neue Entdeckungen in diesem Theile der Erde zu machen. Im Falle der Auffindung eines Festlandes, das mir hinreichenden Proviant sicherte, wollte ich dann längs dessen Südküste hinsegeln, bis die Sonne wieder den Aequator passirte, und in tieferer südlicher Breite entweder nach dem Cap der Guten Hoffnung oder auch nach Osten zurück gehen, wenn nöthig,

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